Wie würdet ihr heutzutage eure Kinder erziehen?

8 Antworten

Hallo!

Ich (Jahrgang 1990) würde ein Kind so erziehen, wie mein Opa & mein Patenonkel mich erzogen haben: Sie haben mich nicht in Watte gepackt, aber es wurde weder geschrien noch gepöbelt oder gar geschlagen. Das Klima bei uns war entspannt, von Menschlichkeit, Wärme und Zufriedenheit geprägt. Wir hatten kein Luxusleben, aber wir waren immer zufrieden.

Vorhandene Probleme oder was eben sonst anfiel wurden durch Gespräche gelöst & das mMn viel effektiver als mit langem Schimpfen oder Verboten. Mein Opa ruhte in sich selbst & war auch durch seine Lebenserfahrung und Menschenkenntnis ein extrem ruhiger und verständiger Mensch, der jede Situation lösen konnte -----> das half viel mehr als das Keifen einer jungen, hibbeligen Mutter, die mehr kaputtmacht als kittet.

Es ist wichtig, dass die Hauptbezugsperson eine Art positive Vorbildfunktion hat denn die Jungen machen's nur den Alten nach & tun das, was sie gezeigt bekommen. Gerade deswegen müssen Grenzen gesetzt werden: Nicht drakonisch, aber direkt. "Coole" Eltern sehe ich hier als Problemzone an, da die Kiddies, die nie Grenzen kennen lernen, sich oft schwer tun sobald es ins Berufsleben geht & sie sich "fügen müssen" was ihnen bislang fremd war bzw. was ihnen die Lehrer der Schule vllt. noch nachgesehen haben.

Eine eigene Spielkonsole hatte ich nicht, dafür aber mit 14 einen alten Schwarzweiß-Campingfernseher mit drei Programmen auf den ich sehr stolz gewesen bin und ein Radio-Kassettengerät, das hat auch gereicht. Mit 13/14 Jahren hat mir mein Onkel einen Walkman geschenkt. 

Dass ich relativ wenig besaß und es bei uns keinen Luxus gab, half mir dabei zumindest zu sehen, dass alles was kostet, man sparen muss & dass es nix geschenkt gibt bzw. man lehrte mir das Motto, dass es Mitleid geschenkt gibt und man sich Anerkennung erarbeiten muss. Mir hat es nicht schlecht getan, ich merke heute immer mehr dass ich 1:1 so geworden bin wie mein Opa, selbst vom Sprachstil her & bei alltäglichen, total banalen Handgriffen^^

Bezüglich der weiterführenden Schule durfte ich selber entscheiden -----> einige meiner Lehrer versuchten uns dazu zu bewegen,d ass ich nach der 4. Klasse aufs Gymnasium wechseln sollte, aber hier ließ mein Opa mir dir Wahl frei & ich ging auf die Realschule. Das war im Nachhinein vllt. nicht perfekt aber die bessere Lösung als ein riesiges, anonymes und 20 Km entferntes Gymnasium in das mich mit 11 Jahren morgens um sechs Uhr ein Bus gebracht hätte. 

Auch in die Berufswahl mischte sich mein Opa nicht ein, er wollte nur dass ich nicht studiere und bei der Bundeswehr wollte er mich auch nicht sehen. Ich habe dann Industriekaufmann gelernt. Würde meinen Kiddies auch die Wahl frei lassen, ihnen aber wie mein Opa damals auch durchaus sagen, wo ich Bedenken hätte. Ein Rat tut immer gut, vorrausgesetzt er klingt nicht belehrend oder arrogant "von oben herab".

und ich hab das Gefühl, dass die Menschen immer dümmer werden

Naja, zumindest nimmt ihnen die TEchnik mMn zu viel ab & sie ermüden dabei in ihrer Denkfähigkeit, weil sie sich keine Gedanken (mehr) machen müssen über Dinge, die man früher schriftlich ausgerechnet oder menschlich untereinander geklärt hätte.. sicherlich stumpft das ab, aber dass die Menschen "dümmer" werden würde ich auch nicht sagen.

Neid und Mobbing können aber auch bei einem noch so "gut und christlich" erzogenen Kind auftreten: Ich kann als Extrembeispiel die Tochter eines evangelischen Geistlichen anfügen, die mit mir in der Realschulklasse war & eine unkollegiale, höchst intrigante, insgesamt unsympathische Person der jedes Mittel recht war um andere zu mobben. 

Ich habe mich vor einigen Jahren für "gar nicht erziehen" entschieden, weil ich jegliche Art von Erziehung als respektlos gegenüber Kindern finde.

Ein achtsamer Umgang, Wahren und Respektieren von Grenzen, flexible sowie kreative Begleitung statt starrer Konsequenz, Vertrauen in die Selbstregulation (wenn nötig mit Unterstützung) - gilt sowohl fürs Schlafen, Essen als auch für die Nutzung von Medien.

Neid (besser gesagt Missgunst) und Mobbing wird übrigens mitnichten durch Erziehung verhindert.

Beides entsteht vielmehr, wenn obige Punkte fehlen.

Neid bedeutet für mich "das hätte ich auch gerne" bzw. "möchte ich auch gerne können".
Missgunst: "Wenn ich das nicht haben kann, dann darf er es auch nicht haben."

Woher ich das weiß:eigene Erfahrung – Hobbylektorin - "unerzogen" ist eine Lebenseinstellung

Ich würde meine Kinder heute nicht viel anders erziehen, als ich das gemacht habe, aber ich würde sie noch mehr loben, noch mehr Selbstbewusstsein geben, noch mehr Experimente machen lassen, noch liebevoller zu ihnen sein....

Ich würde ihnen noch mehr Nächstenliebe und Hilfsbereitschaft beibringen und ihnen das Verständnis für alte, kranke, hilflose und arme Menschen fördern.

Woher ich das weiß:eigene Erfahrung – Bin ein erfahrener und vielseitiger Sozialpädagoge

Jeder will ja das perfekte Kund großziehen.

Nein, ich will keine "perfekten Kinder". Ich möchte, daß meine Kinder ihre eigenen Erfahrungen machen können, und ihren Weg gehen.

Vor dummem Unfug muß man sie natürlich schützen, aber von zu großer Behütung halte ich nichts.

  • Eigenverantwortung fördern

  • Entwicklungs-chancen statt einengende Reglementierungen
  • Selbstdenken fördern, statt Gehorsam zu fordern.Lieber dem Handeln angemessene Konsequenzen folgen lassen,als starre Verbote
  • Mitgestaltungsmöglichkeiten anbieten, um dem Kind ein Verständnis von eigener Wichtigkeit und Einflussnahme zu erzeugen, viel besser als Auslieferungserziehung
  • Erklären, erklären, erklären
  • Ganz viel Reden, noch mehr Zuhören
  • Dem Kind die eigenen Grenzen klar kommunizieren, und diese nicht nach Herzenslust verschieben
  • Auf Vertrauen und Zuneigung setzen, statt auf Kontrolle und Angst
  • Selbst ein Vorbild für Intigrität und Selbsterkenntnis sein
RischijKot  16.11.2017, 20:28

Stimme in den meisten Punkten zu, außer: 

Mitgestaltungsmöglichkeiten anbieten, um dem Kind ein Verständnis von eigener Wichtigkeit und Einflussnahme zu erzeugen, viel besser als Auslieferungserziehung

Kinder orientieren sich ohnehin an den Eltern, aber wie soll diese Mitgestaltungsmöglichkeit aussehen? Kinder sind eben noch Kinder und keiner Jugendliche oder Erwachsene.

Wenn das Kind mitbestimmen will, was von 200 Euro eingekauft wird, sagt es "Milka" und "Überraschungseier".

Oder habe ich da was mißverstanden?

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Dreistgeist  16.11.2017, 20:37
@RischijKot

Ja du hast du was missverstanden, denn die Mitgestaltungsmöglichkeit muss natürlich dem Erkenntnisstand des Kindes angemessen sein. Kleine Kinder dürfen kleine Dinge entscheiden, große "Kinder" entschieden schon das meiste für sich allein. Sonst werden die ja nie Erwachsen.

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Hooks  16.11.2017, 21:43
@RischijKot

Mitgestaltungsmöglichkeiten anbieten, um dem Kind ein Verständnis von eigener Wichtigkeit und Einflussnahme zu erzeugen, viel besser als Auslieferungserziehung

Möglich wäre auch, hier beim Auswählen der Abendgestaltung dem Kind Vorrang zu geben. Am besten gibt man mehrere Dinge vor, aus denen ausgesucht werden kann.

In gewisser Weise kann man das auch bei allgemeiner Freizeitgestaltung machen (Instrumente lernen, Sportverein) bis hin zum Urlaub. Aber auch Dinge wie Essenkochen und Backen.

Wer freilernt, kann das bis hin in die Lerninhalte machen. Wir haben gewissse Dinge vorgegeben, der Rest konnte frei ausgesucht werden. Oder die Methode.

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