Wie würdet ihr diese Aussage vervollständigen?


30.04.2022, 05:13

Anm.: Es ist keine Schulaufgabe. 😉 Ihr könnt also frei darauf losschreiben, ohne zu riskieren, jemandem die Hausaufgaben zu machen. 😉

8 Antworten

Freunde, die sich nie melden,

  • sind die längste Zeit meine Freunde gewesen.
  • mögen bleiben, wo der Pfeffer wächst.

... finde ich zwar nicht angenehm, doch ich habe die Erfahrung gemacht, dass es Menschen gibt, mit denen man selbst nach 10 Jahren Funkstille reden kann, als habe man sich erst am letzten Wochenende getroffen.

Ich würde diese Menschen daher nicht über einen Kamm scheren. Allerdings lasse ich die Kontakte dann selbst auch oft "ruhen" außer, es ergibt sich ein konkreter Anlass.


DoctorInge 
Fragesteller
 30.04.2022, 22:48
Menschen gibt, mit denen man selbst nach 10 Jahren Funkstille reden kann, als habe man sich erst am letzten Wochenende getroffen.

So etwas ist schön. Das Problem in meinem Fall ist allerdings, dass sich, denke ich, unter Anderem genau deshalb keiner bei jemandem meldet (sie nicht bei mir, ich nicht bei ihr), da keine von uns noch so wirklich das Gefühl hat, reden zu können.

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...braucht kein Mensch.

Freundschaften leben von regelmäßigem Austausch und gegenseitigem Interesse.

Von Experte LottaKirsch bestätigt

Freunde die sich nie melden:

haben keine Zeit.

geht es gut, weil wenn es ihnen schlecht geht würden sie sich melden.

werden einen Grund haben.

bei denen werde ich mich mal melden, weil ich das schon lange nicht gemacht habe.

wissen das ich deshalb nicht sauer bin.


DoctorInge 
Fragesteller
 30.04.2022, 06:35

Für eine kurze SMS ist immer Zeit.

Einen Grund hat der Mensch für jedes Verhalten.

Ich werde mich demnächst nicht melden, da sich diese Version besser anfühlt als die andere.

Ich denke, es ist ihnen dann eher egal, ob jemand deswegen sauer ist. Sie können ja nicht wissen, ob ihr unsichtbares Gegenüber es nun ist oder nicht. Woher auch? Wenn sich keiner meldet.

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Markus0828  30.04.2022, 06:47
@DoctorInge

Klar, für eine SMS ist immer kurz Zeit, an sich ist auch immer mal Zeit für ein kurzes Gespräch. Sollte es zeitweise aber nicht so sein, wird es eine gute Freundschaft aushalten. Manchmal ist Abstand gar nicht so falsch, nur wenn es zu einem Dauerzustand wird, könnte man die Freundschaft hinterfragen.

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DoctorInge 
Fragesteller
 30.04.2022, 06:51
@Markus0828

Ich hinterfrage sie gerade. Ich habe das Gefühl, dass diese Freundschaft nicht gut ist, sondern einfach nur Schrott inzwischen. Leider.

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Markus0828  30.04.2022, 07:01
@DoctorInge

Das tut mir Leid für dich. Vielleicht solltest du ein klärendes Gespräch suchen.

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LottaKirsch  30.04.2022, 07:45
@DoctorInge

Diese tolle Antwort ist eine Grundhaltung Freunden gegenüber: Sie versetzt sich bewusst auch in die Anderen; seine eigenen Gedanken hat man ja sowieso.

Da es ja offenbar einen aktuellen Anlass für diese Frage gibt: Thematisier doch erst, dass du enttäuscht bist, dass sich die Freunde nicht melden, und du dir mehr Kontakt auch von ihrer Seite wünschst. Wenn dann nichts kommt oder nicht das Passende für dich, kannst du die Freundschaft immer noch beenden.

Und aus eigener Erfahrung sage ich dir, dass zwar für eine kurze Nachricht immer Zeit ist, aber es, wenn es Gründe für ein zeitweises Abtauchen gibt, bei Freunden nicht mit einer kurzen Nachricht getan ist. Deshalb ist es mir aber nicht egal, ob jemand sauer ist, und ich habe ein schlechtes Gewissen, wenn ich mich mal rar mache, weil ich weiß, dass ich mich gerade rar mache. Du unterstellst deinen Freunden womöglich etwas.

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DoctorInge 
Fragesteller
 30.04.2022, 23:50
@LottaKirsch

Ich habe mir gedacht, ich schreibe jetzt mal kurz etwas dazu.

Thematisier doch erst, dass du enttäuscht bist, dass sich die Freunde nicht melden, und du dir mehr Kontakt auch von ihrer Seite wünschst. 

Es geht nicht um meinen gesamten Freundeskreis, sondern konkret um genau eine Person. Es läuft einiges krumm in unserer Freundschaft.

Das Ding ist, wir sind schon seit 14 Jahren befreundet. Ich fühle mich unwohl dabei, meine letzte Grundschulfreundschaft flöten gehen zu lassen. Es ist halt etwas Besonderes, wenn man jemanden schon so lange kennt und mit jungem Alter schon kannte.

Das Problem ist nur, dass ich im Moment selbst nicht weiß, ob ich momentan mehr Kontakt möchte, oder nicht. Mir gefällt einiges an unserer Freundschaft nicht, es gäbe so viel zu bereden, dass ich gar nicht weiß, wo ich anfangen sollte. Ich fühle mich verletzt wegen vielen Dingen, die zwischen uns geschahen, verstreut über die letzten Jahre. Nur hatte ich damals nie die Kraft sie rechtzeitig darauf anzusprechen, weil ich mit so vielen anderen Problemen noch beschäftigt war.

Ich melde mich momentan auch nicht, es gibt einiges, was mich davon abhält. Aber mir ist die Freundschaft nicht egal. Es ist sehr kompliziert.

Du unterstellst deinen Freunden womöglich etwas.

Ich will ihr ja nichts unterstellen, ich melde mich ja momentan, wie gesagt, selbst nicht, oder kaum.

Ich habe leider oft das Gefühl, dass sie mein wahres Ich nicht mehr sieht und sah in den letzten Jahren, auch dann, als wir uns noch (selten) trafen. Ich fühlte mich oft missverstanden und sehr oberflächlich betrachtet. Geburtstage feierte sie ab der Oberstufenzeit ohne mich, da sie nicht wollte, dass ich ihre anderen Freunde treffe (gingen nicht auf dieselbe Schule). Das fand ich total verletzend. Die Begründung war es noch viel mehr.

Hinzu kommen häufigere Situationen, in denen ich mich von oben herab behandelt fühlte. Es kam mir oft so vor, als würde sie mich nicht als Person auf Augenhöhe sehen und das ist etwas, was mich zur Weißglut treiben kann. Nur, so konfliktscheu wie ich bin, lasse ich mir dann nie was anmerken, obwohl ich in Wirklichkeit brate.

Der finale Grund, weshalb ich mich nun nicht mehr meldete, schon länger, ist ein großer Umbruch in meinem Leben, der mit meiner Ausbildungssituation zu tun hat, bei dem ich nicht wusste, wie ich es ihr hätte sagen sollen. Ich wollte einfach nichts Besserwisserisches mehr hören (geschah oft) und nicht verurteilt werden. Ich hatte mit meiner Mutter schon so viel Streit deswegen und hatte keinen Nerv mehr für weiteres Gejammere. Sogar meine Friseurin musste ich wechseln, weil sogar die noch meinte, sie müsste mich jetzt so stark zurechtweisen, dass es der ganze Salon hört.

Das Problem ist, dass meine Entscheidung (bezüglich der Ausbildungssituation) nur Sinn ergibt, wenn man die Hintergrundgeschichte kennt. Diese ist allerdings ziemlich lang und sehr persönlich. Meine Freundin hat damals quasi nichts mehr mitbekommen. Für sie gab es nur noch die Themen Ausgehen, Saufen, Freund. Alles Dinge, die mich damals nicht interessierten. Gespräche auf einer tieferen Ebene gab es keine mehr.

Das hat dazu geführt, dass sie mich jetzt gefühlt quasi nicht kennt und wenn ich ihr etwas erzähle, sie nur die Spitze des Eisbergs erführe. Das sieht dann nur irrational und dumm aus. Jedenfalls total verfälscht, weil zu oberflächlich und unvollständig. Ein Entkommen gibt es da nicht, wenn wir uns treffen würden, weil das immer das erste ist, wonach sie fragt. Somit war ich jetzt einfach mal feige und meldete mich nicht mehr, weil ich nicht mehr weiter wusste diesbezüglich.

Also ich meldete mich von mir aus nie. Nicht zu antworten, ist nicht meine Art. Nur kam von ihr auch nichts. Und jetzt weiß ich nicht, was unsere Freundschaft überhaupt ist.

Sie hat auch immer meine Mutter bei allem Möglichen verteidigt, wenn wir ein Problem miteinander hatten. Ich hatte oft das Gefühl, sie sieht mich total falsch. Nun spielt meine Mutter aber eine Kernrolle in dieser ganzen Problemstory meiner Jugend. Das Problem ist aber, wenn sie sie wieder verteidigt, wird sie nie sehen, was wirklich los war, da ich schon gar nicht so weit kommen würde, das überhaupt noch zu erklären. Wenn wieder das Bild vorherrscht, dass meine Mutter alles gut machte und gut meinte und ich übertreibe, dann kann ich es genau an diesem Punkt vergessen, dann ist alles was ich sage egal und ich bin mundtot.

Es sah halt nach außen immer so aus, als wäre meine Mutter super kompetent in ihrer Rolle und ich das Problemkind. Dabei war es umgekehrt. Sie kochte mir zwar Essen und materiell bekam ich viele Dinge, dabei hatte sie mir über einen bestimmten Zeitraum psychische und physische Gewalt angetan. Das waren nicht einfach nur Pubertätsstreits, das war wirkliche Gewalt, bei der ich keinen Auslöser gab und die mich nachher in eine psychiatrische Klinik beförderte. Nach außen ist das aber alles unsichtbar und ich stehe da, wie die dumme, verwöhnte, schwache, inkompetente Tochter. Und alles ist unverständlich.

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LottaKirsch  01.05.2022, 07:41
@DoctorInge

Dann ist da doch eigentlich nur noch eine Erinnerung an eine beste Freundschaft aus Kindheitstagen, die du künstlich hoch- bzw. am Leben hältst: Ihr habt schon länger keinen oder kaum Kontakt, und wenn, fand er in einer "Freundschaftsblase" statt, als ein Austreten aus dem alltäglichen Leben, und offenbar akzeptieren das beide so und tun nichts dagegen, dass es anders wäre. Würde ich auch nicht, wenn ich mich wie du schon länger nicht mehr wohlfühle in der Freundschaft.

Meine beste Freundin wohnt schon immer 600km entfernt von mir. Ich kenne sie seit 15 Jahren; es war Freundschaft auf den ersten Blick – von beiden Seiten. Es gibt Phasen, da haben wir über drei, vier Wochen keinen Kontakt, weil unser beider Alltagsleben, in dem die jeweils andere ja nicht physisch präsent ist, so voll ist und wir in ihm "gefangen" sind. Und da wir nicht zu den Menschen gehören, die "Hi" schreiben und dann (er)warten, dass sich das Gegenüber darauf meldet, sondern wir intensiven Kontakt haben, bei dem wir uns uns öffnen, taucht mal die eine ab, mal die andere, mal beide gleichzeitig. Aber niemals hören wir dabei auf, an die jeweils andere zu denken, uns um die jeweils andere zu sorgen – weder die, die gerade abgetaucht ist, noch die, die gerade nichts von der anderen hört und sieht. Und irgendwann taucht die eine dann wieder auf und meldet sich wieder oder die andere schreibt irgendwann: "Hej, ich hab schon so lange nichts mehr von dir gehört. Geht's dir gut?" – ohne jeglichen Vorwurf in der Nachricht, sondern allenfalls Sorge.

Eine aktive Freundschaft misst sich nicht daran, wie oft man sich sieht oder sich meldet. Aber bei euch klingt das nicht mehr nach aktiver Freundschaft, sondern nach einer kryokonservierten: Die Freundschaft mit ihren Anlagen, die sie zu Beginn hatte, wurde auf Eis gelegt. Wenn man die jetzt auftaut, müsste sie sich wieder neu entwickeln.

Wie auch immer sich was entwickelt: Aufpassen solltest du schon auf deine Gedanken. Im alltäglichen, oberflächlichen An-sie-Denken bist du offenbar schnell dabei, ihr vorzuwerfen, dass sie sich nicht meldet:

Ich werde mich demnächst nicht melden, da sich diese Version besser anfühlt als die andere.
Ich denke, es ist ihnen dann eher egal, ob jemand deswegen sauer ist. Sie können ja nicht wissen, ob ihr unsichtbares Gegenüber es nun ist oder nicht. Woher auch? Wenn sich keiner meldet.

Dabei meldest du dich auch schon länger nicht.

Deshalb meine Ergänzung zu Markus0828s Antwort: Freunde, die sich nie melden, sollten sich hin und wieder fragen, warum sie das nicht tun.

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DoctorInge 
Fragesteller
 01.05.2022, 16:48
@LottaKirsch

Ich werfe ihr nicht vor, dass sie sich nicht meldet, zum zweiten Mal. Ich werfe ihr vor, dass sie mich unfair behandelt hat. - Und das ist der Grund, weshalb ich mich momentan nicht melde. Ich fühle mich für ein Gespräch nicht bereit, ich muss erst meine Gedanken ordnen. Die Aussage "du solltest dich mal wieder melden" nervt mich ehrlich gesagt, weil sie so allgemein ist. Allgemein stimmt das vielleicht, aber sie hätte mich auch nicht so von oben herab behandeln sollen. Es hat mich verletzt, mehr kann ich dazu auch nicht sagen. Wenn es dann heißt, "ich werfe ihr vor und ich soll nicht so denken", dann kann ich es auch nicht recht machen, "indem ich auf meine Gedanken aufpasse". Würde ich das jetzt verdrängen, dann würde ich mich selbst belügen und verarschen. Ich habe auch einmal ein Recht darauf, verletzt zu sein, ich habe es jahrelang heruntergeschluckt. Ich darf meine Gedanken und Emotionen auch einmal zulassen, ich muss mich nicht immer vergraben, nur dass "ich eine korrekte Freundin bin". Es gibt schließlich genug Grund für diese Gedanken und Emotionen.

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Sind keine Freunde, soll mal in Ruhe lassen