Wie wird man heutzutage Philosoph? Muss man dafür Philosophie studieren, oder kann sich jeder selbst zum Philosophen ernennen?

15 Antworten

Man muss heute als Philosoph empirisch Arbeiten um nicht bloß nur ein Ideologe oder Schriftsteller zu sein.

Um nicht nur für sich Philosoph zu sein, muß man wohl ähnlich einer Doktorarbeit eine Arbeit veröffentlichen, die Beachtung erlangt.

Lacrimis27  09.06.2021, 12:45

Auch hier wieder die Philosophie, philophobisch begrenzt auf ausschließlich Naturwissenschaftliche Themen durch das Kriterium der Doktorarbeit.. Das entzieht sich bereits dem Wortsinn der Philosophie

0
SeiEhrlich2020  09.06.2021, 12:48
@Lacrimis27

Werde mal genauer und zeige mir deine Übersetzung - Sieht für mich nach einem Dunning-Krüger-Effekt aus.

0

Es kommt darauf an, ob Du möchtest, dass andere Leute dich als Philosoph sehen und anerkennen. Wenn ja, musst du Philosophie studiert haben.

Aber auch Leute, die Philosophie studiert haben, sind selten selbst Philosoph: Sogar Hochullehrer der Philosophie verwalten, diskutieren und erklären i.A. nur das philosophische Wissen der Menschheit (sind als keine echten Philosophen in dem Sinne, wie Karl Jaspers erklärt, was philosophisches Denken auszeichnet).

De facto ist jemand Philosoph nur, während er gerade philosophisch denkt (d.h. im Urgrund seiner Psyche nach Antworten sucht, die Wissenschaft nicht geben kann).

Auch wenn z.B. Markus Gabriel — der (nach Searle) angeblich "derzeit beste Philosoph Deutschlands" — in Büchern und Interviews lautstark seine Meinung verkündet, ist das i.A. nur geschickte Selbstvermarktung, aber nur in kleinen Ausnahmefällen Philosophie. Wie seine Argumentation hin zu seiner Behauptung, er könne zeigen, dass es die Welt gar nicht gibt (und auch gar nicht geben könne) oder gar seine Behauptung, dass alle Philosopen vor ihm sich geiirrt hätten, uns beweist (er sagte: "2600 Jahre Philosophie - alles falsch"), denkt er einfach viel zu schlampig. In meinen Augen ist er das Paradebeispiel für eine Person, die sich erfolgreich als Philosoph verkauft, aber wohl noch gar nicht begriffen hat, was philosophisches Denken denn eigentlich ist.

Bitte lies auch meine Antwort https://www.gutefrage.net/frage/gibt-es-moderne-philisophen#answer-403201555 und höre dir im Video dort an, wie Karls Jaspers (ein echter Philosoph des 20. Jahrhunderts) erklärt, was philosophisches Denken denn nun wirklich bedeutet:

Zu philosophieren bedeutet — im Kind wie auch in berühmten Philosophen der Vergangenheit — immer, dass hier jemand absolut ehrlich nach Wahrheit sucht. Das ist weit mehr als einfach nur das Verkünden eigener Meinung: es ist das Erkennen und sich bewusst machen eigener, tiefster Überzeugung.

Du brauchst neuartige, weitsichtige und schlüssige Gedanken über die Welt, das Menschsein und Ethik. Diese Gedanken bringst Du zu Papier. Wenn Du das verkauft bekommst, bist Du Philosoph.

Philosophie ist ein Studienfach, bzw. eine Wissenschaftsdisziplin. Wenn du mit "Philosoph" die Berufsbezeichnung meinst, dann ist es notwendig, ein dementsprechendes Fach zu studieren. Tatsächlich gibt es den akademischen Grad "Doctor of philosophy", kurz "PhD", der im Gegensatz zu Berufsdoktoraten ohne wissenschaftliche Promotion (bspw. Dr. med.) für wissenschaftliche Promotionsleistungen in vielen Fächern, so etwa den Natur-, Sprach-, Sozial- und Geisteswissenschaften vergeben wird. Das kommt allerdings noch aus einer Zeit, als die universitäre Struktur anders war und bspw. alle Naturwissenschaften der Philosophie zugerechnet wurden.

Philosophieren kann aber eigentlich jeder. Dementsprechend kann jeder "Hobbyphilosoph" werden. Hier sind der Methodik eigentlich keine Grenzen gesetzt, es hilft aber dennoch, wenn man in diesem Bereich ernst genommen will, sich in die gängigen Konventionen dieser Wissenschaftsdisziplin einzulesen. Bei einem Hobbyphysiker würde man ja schließlich auch erwarten, dass er zumindest mal was von Differenzialgleichungen gehört hat.

PS: Man sollte nicht damit rechnen, dass man als Hobbyphilosoph irgendwelche neuen Erkenntnisse generiert, die man veröffentlichen kann. Das ist ja sogar teilweise bei professionellen Philosophen so. Viele veröffentlichen in Form von Büchern ohne fachliches Peer Review. Sie werden dann zwar als Intellektuelle in Talkshows eingeladen, sind aber bei weitem noch nicht die intellektuelle Elite in diesem Gebiet.

Skoph  09.06.2021, 08:58

Das mit dem "im Gegensatz", "ohne wissenschaftliche Promotion" habe ich nicht verstanden, du meinst wahrscheinlich "Dr.h.c."?! Und ausgerechnet zum Vergleich der "Dr.med." - der schon immer lächerliche von allen Doktorgraden, was sogar die meisten Ärzte selbst nicht leugnen! / Das steht sogar in WIKIPEDIA richtig: "Der Ph.D. [piː‿eɪtʃ diː] (auch PhD, englisch Doctor of Philosophy, neulateinisch philosophiae doctor) ist in englischsprachigen Ländern der wissenschaftliche Doktorgrad in fast allen Fächern und der höchste Abschluss des Postgraduiertenstudiums. In diesen Ländern ist der Ph.D.-Abschluss in aller Regel mit der Berechtigung verbunden, an einer Universität selbstständig und alleinverantwortlich zu lehren."

1
Avicenna89  09.06.2021, 09:08
@Skoph

Ja, ich hatte da eher die Abgrenzung vom PhD zu Berufsdoktoraten wie dem Dr. med. oder auch dem DBA, für die eine klassische Promotion nicht erforderlich ist, im Kopf. Der Dr.h.c. ist nochmal was anderes und setzt im Extremfall nicht einmal ein Grundstudium voraus.

2

Nur "philosophisch" beantwortbare Fragen!

"Philosoph" ist kein Ausbildungsberuf, man kann aber Philosophie an der UNI studieren, um zum Beispiel Philosophie-Lehrer bzw. -Professor zu werden.

Ansonsten muss man es ganz einfach seit seiner Jugend sein; man wird so von anderen Menschen genannt, entweder als Beschimpfung der Dummen, egal welchen Alters, weil man immer (alles an-)zweifelt, weil man weiterführende, oft angeblich weit wegführende Gedankengänge hätte, oder als Lob der Klugen, die seine Ausführungen als Offenbarung eigener, doch versteckter Gedanken empfinden.