Wie viel verdient ein SW-Entwickler "nur" mit einem HTL Abschluss?

5 Antworten

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Das ist pauschal schwer zu sagen. Es gibt aber zwei Eckpunkte:

  1. Das Einstiegsgehalt wird tendenziell niedriger sein. Was sich aber dadurch ausgleicht, dass du früher in Vollzeit loslegen und echte Berufserfahrung sammeln kannst.
  2. Du hast langfristig betrachtet im Schnitt einen niedrigeren Plafond beim Einkommen.

Bei Punkt 2 kommt es aber sehr auf dich und deine Situation an. Wenn du dich zum gefragten Spezialisten entwickelst, interessiert dein Bildungsabschluss niemanden mehr (einer der höchstbezahlten MA in meinem Team ist Studienabbrecher). Gewisse Jobs sind aber mit Studium leichter zu erreichen, weil dafür mehr theoretische Grundlagen erwartet werden. In großen Unternehmen mit einem starren Jobgrade-System ist es auch ohne diese Formalia schwieriger, in höhere Ebenen zu kommen. Nicht unmöglich, aber eben schwieriger.

Da sind wir aber auch beim Problem: ein Bachelor ist gegenüber dem HTL-Abschluss praktisch kein Mehrwert, jedenfalls in der Softwarebranche. Höchstens im Ausland, wo man sonst immer erklären muss, was die HTL ist. Studieren zahlt sich also nur aus, wenn man es mindestens bis zum Master durchzieht.

Eine mögliche Option bleibt: berufsbegleitend studieren. Muss man auch nicht sofort nach dem Berufseinstieg.

Welchen Abschluss man hat, ist (was Gehalt betrifft) vor allem beim Einstieg in den Beruf wichtig.

Später wird man nach Leistung bezahlt.

Tatsache aber ist:

Wie leistungsfähig man ist, hängt ganz wesentlich aber nicht nur davon ab, was alles man vor Berufseinstieg studiert hat.


apachy  22.04.2021, 08:25

Bzgl. dem ersten Punkt stimme ich überein aber Bezahlung nach Leistung? Wo gibt es denn das? Ggf. in einen großen Konzern, wo man sich dann innerbetrieblich bewirbt.

Der Normalfall ist doch eher, dass man sich irgendwo bewirbt und der AG die Katze im Sack kauft. Da steht dann auf dem Lebenslauf, was man vorher gemacht hat und man bringt ein Arbeitszeugnis mit, was man sich heutzutage sehr häufig selbst schreiben darf.

Am Ende bleibt an dem Punkt, wo man sein Gehalt aushandelt, also ob man in dem Bereich schon gearbeitet hat und wie lange und wie gut man sich verkaufen kann. Aber ob man wirklich was auf dem Kasten hat oder nicht und was man leistet oder nicht, dass weiß der AG zu dem Zeitpunkt doch gar nicht.

Oft ist es auch im Anschluss kaum messbar. Leiste ich weniger da durch, dass ich weniger Stunden fakturiere, weil ich mich mit Bugfixes rumschlage? Habe ich diese Bugs in erster Instanz erzeugt? Hat ein anderer Kollege die erzeugt, der kostenpflichtige Stunden raushaut wie nix Gutes aber immer ein Minenfeld hinterlässt?

Was ist Leistung? Kostenpflichtige Stunden? Code Qualität und wird für jede vom Entwickler geschriebene Zeile der Wartungsaufwand erfasst? Und ist das überhaupt ein Argument bzgl. einer Gehaltserhöhung? Ist ja nicht so als gäbe es einen Ausgang, wer wie viel leistet, nach welcher Metrik auch immer (wobei ich persönlich das durchaus begrüßen würde).

Zumindest ich habe noch nie erlebt, dass Leistung in irgendeiner Weise bezahlt wurde, mal ab von Boni, die aber meist auch am gesamten Ergebnis gekoppelt sind, wo alle profitieren oder eben nicht.

Stärkster Faktor bzgl. der Bezahlung bei uns ist mit Abstand die Berufserfahrung und wie gut man sich verkaufen kann.

Auch kann sich Leistung natürlich ändern und dann gibt es keine Gehaltskürzung. Junge Leute sind häufig noch sehr neugierig, verbringen ggf. auch in der Freizeit viel Zeit vor dem Rechner. Leute die älter werden gründen ggf. Familie oder haben irgendwann ihre Enkel und bald Rente. Wenn sich die Technik entwickelt verlieren diese Leute zumindest fachlich häufig ein wenig den Anschluss, je nach Betrieb sind sie aufgrund von Projekt Know-How noch wertvoll aber am Ende sinkt die Leistung overall häufig, unabhängig dem Gehalt.

Nur mal meine Erfahrungen, wenn du das anders kennst wäre ich durchaus interessiert wie anders wo Leistung gemessen wird, was als Leistung interpretiert wird und wie diese vergütet wird.

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grtgrt  22.04.2021, 09:34
@apachy

Bei Leuten, die ihr ganzes Berufsleben hindurch nur programmieren, mag das durchaus so sein. In größeren Betrieben aber gibt es jährliche Beurteilungen und Meetings, wo über die Höhe der jährlichen Gehaltserhöhungen für die Mitglieder einer Abteilung entschieden wird. Was da rauskommt, ist keineswegs immer genau derselbe Prozentsatz für alle. Viel hängt davon ab, was dein Chef von deiner Leistung hält — und auch, welche Aufgaben er dir gibt.

Die Betroffenen können bei solchen Meetings selbst nicht mitreden. Dennoch bemüht man sich, objektiv zu sein.

Dass es dennoch zu Ungerechtigkeiten kommt, ist aber auch richtig.

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Größter Faktor ist hier das Einstiegsgehalt, das sich unterscheidet. Auch gibt es einige Betriebe und Bereiche, wo man ohne Studium kaum rein kommt. Das betrifft z.B. häufig die starren Bedingungen im öffentlichen Dienst, wo es zwar theoretisch Ausnahmen gibt aber mit Aufwand.

Je nachdem wie sehr man Generalist oder Spezialist ist kann das auch größere Betriebe bzw. Konzerne betreffen, wo die Chance überhaupt zum Bewerbungsgespräch zu kommen mit einem Studium höher ist.

Wenn wir von Spezialisten in Cutting Edge Technologien reden, dann ist das natürlich unwichtig und die Erfahrung in den jeweiligen Bereich überwiegt massiv. Wenn man etwas relativ Generisches macht, was viele machen können, dann sticht da der Abschluss trotzdem noch raus.

Würde sagen generell ist der Einstieg mit Studium gut 10k p.a. höher. Das gleicht sich dann mit der Zeit an. Generell kommt es aber eher an auf Region, Firmengröße, Branche der Firma, Berufserfahrung und Verantwortung.

Es gibt genauso Entwickler ohne Studium die über 100k p.a. machen, als auch Entwickler mit Studium und gleicher Erfahrung die bei 40-50k liegen. Einfach aufgrund der genannten Parameter, quasi etwas ala kleine Firma im Norden/Osten vs. großes Unternehmen in der Automobil-, Finanz-, Chemie- oder Versicherungsbranche im Süden.

Woher ich das weiß:Berufserfahrung – Softwareentwickler/Projektleiter seit 2012

Pauschal bekommt man ohne Berufserfahrung 2000-2200 Euro Brutto.