Wie viel macht ein Turbolader aus im Vergleich zu PKWs ohne Turbo?

9 Antworten

Hier muss man unterschieden zwischen Selbstzündern (meist mit Diesel betriebene Motoren) und Fremdzündern (meist Benzin betriebene Motoren). Bei ersterer Gattung sind die möglichen Leistungssteigerungen enorm. Weshalb? Weil Leistung sich aus Drehmoment und Drehzahl zusammensetzt (Drehmoment x Drehzahl : 9550). Mehr als 80 Newtonmeter Drehmoment pro Liter Hubraum und mehr als etwa 5500 U/min. Motordrehzahl (begrenzt durch den Zündverzug) erreicht ein Saugdieselmotor nicht, deswegen ist bei einem nicht aufgeladenen Selbstzünder selbst dann, wenn man den unrealistischen Fall annimmt, dass das Drehmomentmaximum gleichzeitig am Leistungsmaximum anliegt (üblicherweise liegt es etwas niedriger), bei rund 46 Kilowatt (entspricht 63 PS) pro Liter Hubraum der Maximalwert erreicht. In der Praxis erreichten die besten Saugdiesel aus oben genannten Gründen weniger, als Spitzenwert kann ich 33 kw (45 PS) nennen (Mercedes E300 W124 Diesel, OM 606). Die heute verkäuflichen Dieselmotoren erreichen den rund 3 - fachen Spitzenwert, bei ebenfalls 5500 U/min. als Drehzahlgrenze. Man kann sich also vorstellen, wie hoch die Drücke im Motor sein müssen.

Ganz anders der Fremdzünder (hierzulande meist "Benziner"). Er kann wesentlich höher drehen, ist nur durch die Kolbengeschwindigkeiten begrenzt, und er erreicht als Sauger ein höheres Drehmoment als der Dieselmotor, auf den Hubraum bezogen. Das liegt am in weiten Teilen des Kennfelds höheren Spritanteil. Die besten Motoren schaffen 120 Nm pro Liter, aktuell mittelklassige locker 90 bis 100, ältere, einfach konstruierte Teile immerhin auch schon 80 Nm/l. Die fehlende Grenze des Zündverzugs macht ihn auch ohne Aufladung sehr leistungsfähig, wie z.B. ein Honda S2000 (240 PS aus 2 Litern Hubraum) beweist. Blickt man zu Motorradmotoren, kann man noch weitaus stärkere Aggregate bewundern, zum Beispiel jenes einer Yamaha YZF-R6 als R15: 129 PS aus gerade einmal 599 cm³ Hubraum, was 215 PS Literleistung entspricht. Das ginge mit nicht aufgeladenen Dieselmotoren niemals, deswegen sind diese besonders abhängig von einer Aufladung, während "Benziner" auch so enorm leistungsfähig sein können. Trotzdem profitieren auch diese von einer Aufladung, denn sie erhöht das Motordrehmoment kräftig. Das macht das Aggregat im unteren Bereich stärker, und es erlaubt eine sparsamere (längere) Auslegung des Getriebes, was Sprit spart.

Ein Motor mit Turbolader ist kleiner als ein Sauger mit gleicher Leistung, hat also einen geringeren Hubraum und 2-4 Zylinder weniger.

Es gibt durchaus auch Sauger die bei gleichem Hubraum mehr PS haben als ein Motor mit Turbolader.

Bestes Beispiel? Honda S2000 der 241PS hat, bei 2l Hubraum und 4 Zylindern.

Golf GTI hat mit dem gleichen Hubraum und genausoviel Zylindern in einigen Modellen lediglich 200 oder 230PS trotz Turbolader!

Woher ich das weiß:eigene Erfahrung

Das hängt davon ab...

Ein Auto ohne Turbo hat über die gesamte Drehzahl hinweg mehr Drehmoment. Da der Turbo einen bestimmten Drehzahl braucht um die volle Leistung auszuschöpfen hat das Auto ohne Turbo die Nase vorn. Es gibt aber moderne Turbos die einen Beipass legen oder 2 Verschiedene Turbos im Auto enthalten für verschiedene Drehzahlen... Pauschal kann man die Frage nicht beantworten. Zudem kann man die Leerlaufdrehzahl erhöhen...

Ich würde aber behaupten von 0-100 bringt Allrad das meiste... vorausgesetzt wir reden von 260 PS und aufwärts und der andere hat nur Front oder Heckantrieb ;)

Woher ich das weiß:Berufserfahrung

RefaUlm  23.08.2018, 09:05

Naja es gibt Turbolader mit variabler Schaufelstellung wodurch die wesentlich früher ansprechen, ähnlich wie Diesel, bloß das sie weiter drehen.

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checkpointarea  23.08.2018, 10:04
@RefaUlm

Sind bei Ottomotoren eine absolute Seltenheit, gibt momentan nur zwei: VW 1.5 TSI EA 211 Evo in der schwächeren Version und bei Porsche ein paar Modelle.

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Mit Turbo:
- Deutlich mehr Drehmoment
- Höherer Verbrauch bei Volllast
- Unter Umständen bessere Beschleunigung
- Kleinerer Hubraum, also eventuell spritzigeres Ansprechverhalten

Ohne Turbo:
- Verbrauch homogener
- Gleichmäßigere Leistungsentfaltung
- Kräftiger beim Anfahren
- Einfacherer Aufbau und geringere Bauteilbelastung


RefaUlm  23.08.2018, 09:07

Kleiner Motor, weniger Zylinder bzw weniger Hubraum beim Turbo

Größerer Motor, mehr Zylinder bzw mehr Hubraum beim Sauger 😉👍

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checkpointarea  24.08.2018, 00:43

Die erstgenannten Punkte sind leider alle falsch.

  • Mehr Drehmoment? Nein, nicht zwingend! Beispiel: Ford Focus 1.0 Eco Boost mit 125 PS (Turbomotor) gegen Mazda 3 G120 Skyactiv mit 120 PS (Saugmotor). Nun rate mal, welcher von denen mehr Drehmoment hat.
  • Dass der Turbomotor bei Volllast mehr verbraucht als ein leistungsgleicher Saugmotor, ist ein offenbar nicht totzubekommender Mythos aus der Frühzeit der Turbomotoren, als diese noch deutlich weniger Verdichtung fuhren, indirekt einspritzten und den Lader per Extraportion Kraftstoff kühlten.
  • Bessere Beschleunigung (gleiche Leistung angenommen)? Wie soll das funktionieren? Geht natürlich nicht
  • Das Ansprechverhalten ist bei Turbomotoren ungeachtet ihres Hubraums immer schlechter, weil erst der Ladedruck aufgebaut werden muss

Eigentlich kann man nur die Punkte 2, 3 und 4 im zweiten Absatz "ohne Turbo" stehenlassen.

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Also wir haben in der Familie jeweils zwei Autos mit 110 Ps. Einmal ohne Turbo als klassischer Sauger mit 1.6L Hubraum und einmal als 1.2L mit Turbo.

Und ich muss sagen, dass man deutlich einen Unterschied merkt. Gerade wenn man mal schnell beschleunigen muss (z.B. Autobahnauffahrt/Überholen Landstraße) zieht der mit Turbo schon deutlich nach vorne und beschleunigt zügig..

Der "Alte" dagegen braucht Drehzahl und kommt eigentlich überhaupt nicht richtig "aus dem Quark" oder wenn dann recht langsam und mit dem Pedal auf dem Boden :D

Also man merkt schon deutlich einen Unterschied ;-)


LXLA18 
Fragesteller
 22.08.2018, 23:14

genau dass meinte ich danke :D

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RefaUlm  23.08.2018, 09:04

Bei nem Sauger sollte man bei sowas auch runterschalten. Dann kommt der auch aus dem Knick 😉👍

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MAB98  23.08.2018, 10:01
@RefaUlm

Das weiß ich auch ;-)

Aber z.B. bei einer Autobahnauffahrt fahr ich mit dem alten schon meist einen Gang niedriger rauf, da er eben mehr Drehzahl braucht, als mit meinem Motor und trotzdem tut sich da absolut gar nichts, dabei bin ich schon mit dem Pedal unten am Anschlag. Es kommt einfach nichts oder nur in Zeitlupe und dann ist der Einfädelungsstreifen schon wieder vorbei und der Wagen hat nicht mal 80/85 erreicht. Ist mir schon selber mehrmals passiert.

Und natürlich schalte ich zurück wenn ich überholen muss aber trotzdem braucht er deutlich länger als der Motor mit dem Turbo.

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checkpointarea  23.08.2018, 09:42

Den Unterschied bemerkt man nur im unteren Drehzahlbereich (denn die Spitzenleistung ist identisch), und er ist kompensierbar, zum Beispiel durch eine kürzere Getriebeübersetzung beim drehmomentschwächeren Aggregat (also in diesem Falle beim Saugmotor). Im Idealfall hat man dann sowohl beim Sauger, als auch beim Turbo trotz unterschiedlichem Motordrehmoment das gleiche Raddrehmoment, allerdings mit einem höheren Drehzahlniveau beim Sauger.

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