Wie unterscheidet sich das Reich Gottes vom Nirwana?

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Das "Reich Gottes" kann alles und nichts sein. Meist wird darunter eine Art "jenseitige Belohnung" verstanden: "Gott" tritt selbst die Herrschaft über die Welt an und räumt mit allen menschlichen und falschen Hierarchien auf.

Diese Vorstellung scheitert allerdings schon daran, dass es für die Existenz eben jenes "Gottes" keinerlei Indizien, geschweige denn Beweise gibt.

"Nirwana" ist im Buddhismus kein mystisches "Jenseits", sondern der Zustand, den man nach der "Erleuchtung" (eigentlich: nach dem Erwachen) innehat. Es wird als ein ultimativer Glückszustand beschrieben, in dem jegliches Leid des Lebens keine Rolle mehr spielt.

Wer diesen Zustand erreicht hat, tritt nach buddhistischem Glauben aus dem Kreislauf der Wiedergeburten aus und erlangt somit wahre Befreiung.

gottesanbeterin  07.08.2021, 16:36

Das Reich Gottes ist etwas ganz Bestimmtes, Spezielles, wenn wir nichts darüber wissen und wir Unterschiedliches darunter verstehen, haben diese Vorstellungen überhaupt nichts mit ihm zu tun!

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Tatsächlich ist beides sehr unterschiedlich. Eine der wenigen Gemeinsamkeiten, welche mir dabei einfällt ist die Tatsache, dass es in beidem kein Leid gibt. In Bezug auf das Reich Gottes ist das in der Bibel in Offenbarung 21,4 zu lesen:

und Gott wird abwischen alle Tränen von ihren Augen, und der Tod wird nicht mehr sein, noch Leid noch Geschrei noch Schmerz wird mehr sein; ...

Jedoch und da sind wir schon bei einem der großen Unterschiede, ist das Reich Gottes mit menschlichem Leben verbunden. Das kann man im Johannes-Evangelium nachlesen, wenn Jesus in Kapitel 14,6 sagt:

Ich bin der Weg die Wahrheit und das Leben , keiner kommt zum Vater denn durch mich.

Wie dieses neue Leben dann aussehen soll ist nach biblischem Zeugnis nicht eindeutig. Jedoch ist es so, dass man nach dem Tod und im Reich Gottes einen neuen (astralen?) Körper bekommt. Deshalb ist im apostolischen Glaubensbekenntnis auch von einer Wiederauferstehung der Toten die Rede.

Im Nirvana (Pali: Nibbana) hingegen basiert die Befreiung vom Leiden auf der Überwindung der Lebensillusion. Denn nach der Lehre Buddhas ist leidlose Existenz nur außerhalb des gängigen Lebensgefühls erfahrbar. So sagt Buddha in der ersten edlen Wahrheit:

Alles Leben ist Leid.

Oder je nach Übersetzung auch:

Das Leid im Leben überwiegt.

Oder nach meiner eigenen Übersetzung:

Das Leben ist ein unangenehmes auf & ab.

Jedoch gibt es wieder eine Übereinstimmung insofern, dass es sowohl im Reich Gottes, als auch im Nirvana kein Leid gibt, da in beiden der Tod nicht existiert. So wird das Nirwana im Pali Kanon (dem von allen buddhistischen Schulen anerkannten Quellwerk) auch als die "Todlosigkeit" bezeichnet. Jedoch ist hierbei zu betonen, dass im Reich Gottes der Tod aus einem ganz anderen Grund nicht existiert. Dieser existiert dort nicht, weil die neuen Körper der Menschen unbefleckt von Sünde sind und auf diese Art und Weise nicht sterben. Im Nirvana gibt es deshalb keinen Tod, weil Tod den Zustand von Leben voraussetzt, welchen es im Nirvana wie gesagt nicht geben tut.

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Zudem ist Nirvana ein gegenwärtiger Zustand und kein Ort oder eine zeitliche Epoche. Laut buddhistische Lehre ist das Leben so wie wir es wahrnehmen eine Illusion (was nicht bedeutet, dass das Leben an sich ganz generell eine Illusion ist). Überwinden wir diese Illusion, wofür auch das Meditieren im Buddhismus gut ist, dann erreichen wir den Zustand von Nirvana & das noch, während der irdischen Existenz unseres Körpers. Nirvana ist also eher eine höhere Erkenntnis der Realität oder sogar die eigentlich wahre Erkenntnis der Realität.

Das Reich Gottes ist hingegen kein Zustand. Es ist die Vorstellung eines noch nicht existenten Ortes. Man kann in dieses Reich Gottes nach christlicher Vorstellung also nur kommen, wenn man stirbt oder man gerade zufälligerweise in der Endzeit lebt & es dann auch noch schafft diese zu überleben. Nach christlicher Vorstellung wird Gott die zerstörte Welt nach der Apokalypse in dieses Reich Gottes verwandeln & alle Menschen die je gelebt haben auferstehen lassen. Die Menschen, welche der christliche Gott als würdig erachtet kommen in dieses Reich.

Woher ich das weiß:Hobby – aktiv praktizierender Buddhist & belesen
gottesanbeterin  20.05.2023, 02:24

Das "Reich Gottes" ist ein ganz bestimmter Bewusstseinszustand, er hat mit irgendeiner Vorstellung nichts zu tun. Die Inder nennen diesen Zustand "Samadhi".

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gottesanbeterin  09.07.2023, 14:28

Wie kommst du auf die absurde Idee, das "Reich Gottes" und das "Nirwana" wären nicht Dasselbe?

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Christen durch die Bibel drüber informiert, dass die Rebellion der ersten Menschen die Ursache für unser Leben in Sünde ist, aus der wir – ganz gerafft erklärt – nur durch den Glauben an Jesus Christus wieder herausfinden. Jesus und sein Vater Jehovah versprechen für jene, die göttlichen Gebote beachtenden Gläubigen, die Heilung vom Fluch der Sünde und Tod Rückkehr zur Vollkommenheit in einem Paradies, in dem die Menschen dann ewig leben können. Hier gibt es wiederum Zerwürfnisse unter den Christen in Bezug auf die Erwartungshaltung. Während ich an ein wiederhergestelltes Paradies, ein Eden 2.0 auf der Erde hoffe, glauben andere an ein ewiges Leben als Geistwesen in einem himmlischen Paradies.

Buddhisten und Hindus glauben hingegen in einem Rad der ständigen Wiedergeburten gefangen zu sein und immer wieder aufs Neue eine physische Existenz als Mensch oder Tier durchmachen zu müssen, bis sie schlechtes Karma abgebaut und gutes Karma aufgebaut haben um endlich nicht mehr irdisch wiedergeboren zu werden und ins Nirwana eingehen zu können. Während die Hindus auf diesem Weg paar Millionen Götter zur Seite haben, läuft der reine Weg der Buddhisten nur über ihren Meister Gaudama, der ihrer Auffassung nach zur Erleuchtung gelangte.

Die Grenzen verschwimmen seit Langem schon. Man sieht in Asien, dass Buddhisten durchaus auch den Hindugott Ganesha verehrten.

Was aber ist nun das erstrebte Nirwana. In Laos mussten wir bei einem heftigen Gewitter in einem buddhistischen Tempel Zuflucht suchen. Die gerade eine Andacht mit eindrucksvollem Gesang. Schon interessant, wie versunken die in safrangelbe Gewänder gehüllten Mönche in sich versunken vor ihrem übergroßen goldglänzenden Lehrmeister Buddha saßen. Nach Beendigung der Zeremonie kamen sie zu uns – allein unsere blonde Tochter zog sie an. Nach Beantwortung ihrer vielen Fragen, wollte ich wissen, was ds Ziel ihrer Verehrung ist. Nun ja, meinten sie: wir ehren damit unseren Meister, der uns auf den Weg zu einem besseren Karma anleitet um letztlich ins Nirvana eingehen zu können. Was ist das Nirwana, wollte ich nun wissen. Sie schauten sich verdattert an und waren nach einigen fehlgeschlagenen Erklärungsversuchen ratlos. Wir sind Novizen, entschuldigten sie sich und waren vor unserem Eintreten hier nicht alle so tief religiös. Dann aber wussten sie Rat – sie holten einen ihrer Lehrer bei.

Der erklärte dann, dass man nicht genau sagen könne, was das Nirvana ist, aber es gelte als sicher, dass es ein Zustand des glückseligen Einssein mit der Allmacht und dem gesamten Universum sei.

Wenigstens wusste ich jetzt, dass meine bisherige Ansicht dazu grottenfalsch war. Bis dahin meinte ich, Nirvana sei einfach nur das empfindungsreiche Nichts, in das man sich aus dem leidvollen Rad der Wiedergeburten flüchten wolle. Ich erzählte dem Lehrer dann von unserer Ansicht der Wiederherstellung von menschlicher Vollkommenheit in einem Erdenparadies, wie wir es als zeugen Jehovas der bibel entlehnen. Er erlaubte mir, jedem der Novizen ein Traktat zur Erklärung der Verheißung vom Paradies in Laotisch zu übergeben. Später habe ich eine Glaubensschwester gefragt, was sie als Buddhistin bewogen hat, zum Christentum zu wechseln, da doch in der westlichen Welt sich viele zum Dalai Lama und seiner Lehre hingezogen fühlen. Ihre Antwort war schlicht und einfach: Als Buddhistin war man ständig auf der Suche nach etwas, was Erlösung bringen sollte, aber letztlich blieb es eine vage Philosophie mit nicht wirklich erfassbarem Ziel und viel zu vielen Unbekannten. In der Bibel habe sie dann aber zum einen die Erklärung für die Ursache von Kummer und Tod erhalten und einen konkreten Weg über Jesus hin zu einem liebevollen Gott, der eine neue, gereinigte Erde verspricht. Rettung und Ziel dieser Rettung seien dadurch für sie erstmalig greifbar und verständlich geworden.  

gottesanbeterin  09.07.2023, 14:37

Zu Lebzeiten von Jesus ist man doch auch ganz selbstverständlich davon ausgegangen, dass es dieses "Rad der Wiedergeburten gibt. Es ist ja auch das, wovon man" gerettet/erlöst werden will und auch muss, um das "ewige Leben" bekommen zu können. Aus diesem Rad der Wiedergeburten wird man durch die "2.Geburt" erlöst, durch den Eintritt in das "Reich Gottes". Das wird in der christlichen Tradition den Gläubigen vorsätzlich vorenthalten. Besonders Paulus hat sich darum bemüht die Wahrheit zu verschleiern. Im Christentum werden die "Schafe" für dumm verkauft, um Macht über sie ausüben zu können.

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steve2018  09.07.2023, 21:45
@gottesanbeterin

Eine Ähnlichkeit von Begriffen muss nicht mit einer inhaltlichen Gleichheit einhergehen. Die fernöstliche Lehre der Reinkarnation ist was völlig anderes. Jesus spricht von einer Auferstehung und demonstrierte das u.a. an seinem verstorbenen Freund Lazarus, der nicht als Baby oder Regenwurm in ohne Erinnerung an seine Existenz wiederkam um irgendein Karma zu erfüllen, sondern als die gleiche Person mit den gleichen Eigenschaften und Wissen wie vor seinem Tod. Und das was die Apostel als 2. Geburt im Geiste kennzeichnen wird an anderer Stelle als 1. Auferstehung bezeichnet, um im himmlischen Parlament mitarbeiten zu können. Das hat mit dem 'Rad der Wiedergeburten nichts zu tun - es ist ein einmaliges Ereignis, das sich nicht im buddhistischen sinne unähnliche Male wiederholt, um irgendwann im nicht genau definierbaren Nirvana anzukommen.

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gottesanbeterin  09.07.2023, 22:13
@steve2018

Es passt halt nicht in dein Weltbild. Man kann alles verdrehen und so deuten oder auslegen, daß herauskommt, was man gerne hätte.

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steve2018  10.07.2023, 19:51
@gottesanbeterin

Nein, das Klammern an ein bestimmtes Weltbild ist echt nicht der Grund für meine Ausführungen. Ich bin im atheistisch-sozialistischen Umfeld der DDR aufgewachsen und hätte mich Leichtigkeit auch auf die Seite der Skeptiker schlagen können. Da ich mich meine erste Reise ohne die Eltern mit 18 Jahren in die Mongolei führte und ich fasziniert von meinem ersten Kontakt mit dem Buddhismus war, hätte ich mich auch leicht auf diese faszinierend exotische Lehre einschießen können. In meiner Selbstprüfung fand ich aber nun mal die Bibel als vertrauenswürdiger und als beste Option auf ein glückliches Leben jetzt und in der Zukunft, dass ich mich dort näher engagiert habe. Wenn man rein die Bibel untersucht - ohne die zahlreich verfügbaren mystischen und philosophischen Schriften über die Bibel zu berücksichtigen, gibt sie einfach nicht das her, was du meinst, hineinlesen zu können. Dort sind entweder die Auferstehung im Geiste oder die Auferstehung im Fleische als einmalige Aktionen beschrieben (außer bei 7 Personen, die bereits in der Antike eine der biblischen Auf Erstehungen erleben durften).

Es tut ja auch nicht Not, dazu die Bibel verbieten zu wollen. Es gibt ja ausreichend hinduistische und buddhistische Literatur, wo die Personen sich wiederfinden, die sich im Rad der Wiedergeburten gefangen sehen und es für notwendig erachten, den asiatischen Weg dort heraus zu praktizieren.

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Es gibt keinen Unterschied, beide sind Dasselbe. Was darüber von wem weshalb geglaubt, vermutet oder gewünscht wird und was in Jemandes Weltbild passt oder nicht ist eine andere Sache.

Das Reich Gottes existiert im Christen- und im Judentum. - Das Nirwana gehoert zu den asiatischen Religionen (Buddhismus, Hinduismus).

Woher ich das weiß:Recherche
gottesanbeterin  07.08.2021, 16:22

Nirwana ist bloss ein anderer Name fuer das, was Jesus Reich Gottes genannt hat.

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gottesanbeterin  07.08.2021, 16:43

Entweder es gibt das Reich Gottes, oder es gibt es nicht. Wenn es das Reich Gottes gibt, dann nicht bloss im Christentum. Im Buddhismus wird es Niwana genannt.

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