Wie stark wird noch auf das Arbeitszeugnis geachtet?

2 Antworten

Vom Fragesteller als hilfreich ausgezeichnet

Sehr wichtig ist auf jeden Fall die Schilderung der Aufgabenbereiche, in der richtigen Reihenfolge - von oft und wichtig zu selten und weniger wichtig! Wenn dort z. B. bei einem Vertriebler als erstes "Ablage" und erst an vierter oder fünfter Stelle "Betreuung von Kunden" stünde, wäre das eine klare Aussage im Sinne von "kann seinen Job nicht und hat nicht die notwendigen Erfahrungen". Darauf achten tatsächlich die allermeisten Arbeitgeber, weil mit zunehmender Berufserfahrung eben diese der immer wichtigere Aspekt wird.

Bei den Bewertungen ist es sehr unterschiedlich, je nach der Person, die die Unterlagen anschaut. Vom extremen Durchanalysieren bis hin zum kompletten Ignorieren gibt es da alles, in allen Abstufungen dazwischen. Und letztendlich gab's sogar mal eine Studie, dass nicht mal sehr erfahrene Personaler sich auf die exakte "Übersetzung" in Schulnoten bei den Formulierungen einigen konnten. Sprich, auch hier spielt die Interpretation und der eigene Stil durch die lesende Person eine große Rolle, wie genau so eine Bewertung nun eingeschätzt wird...

Allerdings sollte darin nichts stehen, was für jeden mit etwas Halbwissen in dem Bereich auf den ersten Blick eine absolute, offensichtliche Katastrophe ist. Das wäre zum Beispiel, wenn die Vorgesetzten beim Verhalten zuletzt genannt werden würden - ohje, da legt sich jemand so richtig mit dem Chef an! Oder wenn dort etwas von "stets bemüht" stehen würde. Oder wenn in der Schlussformel das Bedauern oder gar der Wunsch für "weiterhin (!) viel Erfolg" fehlt.

Wenn du das Zeugnis bekommst und jetzt schon befürchtest, dass es im verklagbaren Bereich landen könnte (schlechter als "befriedigend"), dann lass es wirklich lieber direkt mal anwaltlich checken und geh im Zweifel dagegen vor! Könnte dich sonst echt so manchen Job kosten, ja...

Ilmenau119  04.12.2022, 22:51

ist die Gesamtnote "stets zu unserer Zufriedenheit" erledigt eine gute Bewertung ?

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HappyMe1984  04.12.2022, 22:54
@Ilmenau119

Das ist so einer der Bereiche, die ich meinte - dieser Zusammenfassungssatz der Bewertung ist auf jeden Fall einer, den jeder, der in dem Thema halbwegs drin ist, sofort in Schulnoten sortiert.

"stets zu unserer vollsten" = 1, "vollen" = 2, ohne "voll" = 3.

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HappyMe1984  04.12.2022, 23:04
@Ilmenau119

Die Tendenz im gesamten Zeugnis kann dennoch da sein. Aber das lässt sich abschließend immer nur klären, wenn man das Zeugnis wirklich vor sich liegen hat.

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Ilmenau119  04.12.2022, 23:08
@HappyMe1984

Herr X wurde im Team Vertrag eingesetzt und mit folgenden Aufgaben betraut

Änderung von Aderessen und Bankverbindungen

Bearbeiten von Kündigungen

Herr X hat sich in das Aufgabengebiet und die betriebsinternen Programme eingearbeitet und sich während des Praktikums ein solides Basiswissen angeeignet.

Er arbeitete immer zuverlässig und gewissenhaft. Seine Arbeitsqualität war gut, wobei er die vereinbarten Ziele erreichte.

Herr x hat seine Aufgaben stets zu unserer Zufriedenheit erledigt.

Sein Verhalten zu Vorgesetzten,Arbeitskollegen und Mitarbeitern war vorbildlich.

Wir bedanken uns für seine Leistungen und wünschen Ihm für die Zukunft alles Gute und weiterhin viel Erfolg

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HappyMe1984  05.12.2022, 08:50
@Ilmenau119

Ich hoffe, das war nur ein Praktikum, ein Minijob oder irgendwas anderes, kleines, unbedeutendes, oder? Ansonsten wären zwei Aufgabenbereiche, die eigentlich nur aus Dateneingabe und Fließbandarbeit bestanden, echt verdammt wenig!

Ich halte nicht viel von der "Übersetzung" von Arbeitszeugnissen in Schulnoten, das vorweg. Würde ich das hier aber tun, sähe ich dort eine 3er-Tendenz, und das ziemlich durchgängig. Das ist schon deshalb schlecht, weil das genau die Grenze ist, an der man eventuelle Klagen "abwehren" kann! Denn erst, wenn es noch schlechter ist, muss der Arbeitgeber nachweisen können, wieso und dass es wirklich schlechter war. Somit geht kaum ein Arbeitgeber wirklich mal darunter, selbst wenn die Person echt richtig mies gearbeitet hat...

Es ist somit ein Zeugnis, was du nur dann deinen Unterlagen beilegen sollst, wenn dort ohne diese Tätigkeit im Lebenslauf eine mehrmonatige, schwer erklärbare Lücke entstünde. Wenn es nur ein kleiner Nebenjob für ein paar Wochen war, würde ich dir sonst dazu raten, den einfach unter den Tisch fallen zu lassen...

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Ich hatte noch keinen Arbeitgeber, der sich NIICHT für das Arbeitszeugnis interessiert hätte