Wie sah die Kriegslage in Europa (z.B. der Frontverlauf) Anfang 1917 vor dem Eintritt der USA in kriegerische Kampfhandlungen aus?

4 Antworten

Frische amerikanische Truppen treten in Europa in größerem Stil erst In den letzten Monaten des Jahres 1917 bis Anfang 1918 in Erscheinung, mit ein Grund, warum Ludendorff und Konsorten es 1918 mit ihrer Frühjahrsoffensive so eilig hatten.

Versorgungsgüter und Kriegsmaterial war bei der Entente den ganzen Krieg über in besserer Qualität und größerem Ausmaß vorhanden, schließlich war deren wirtschaftliches Potential zusammen deutlich größer als das der Zentalmächte, in Großbritannien verlief zudem, da die allgemeine Wehrpflicht erst 1916 eingeführt wurde der wirtschaftliche Prozess lange weitgehend ohne Störung durch das Einziehen von Belegschaften, außerdem stand der Entente im Gegensatz zu den Zentralmächten von Beginn an der überseeische Markt zur Verfügung. Mit anderen worten bessere Ausrüstung und Verpflegung war keine neue Erfahrung des Jahres 1917, sondern wurde beretis Ende 1914, spätestens 1915 mit der Lusitania-Krise und dem Kriegseintritt Italiens in deren Gefolge die britische Seeblockade stärker griff virulent.

Das den Verlauf der Fronten zu Beginn des Jahres 1917 betrifft:

Im Westen gegenüber dem Vorjahr weitgehend unverändert. Mit Ausnahme der Gegend um Ypern ist fast ganz Belgien von deutschen Truppen besetzt und die Front zieht sich durch weite Teile Nordfrankreichs (wenn auch im Zuge der Verlagerungen der Operationen nach Osten die Gegend um Reims im Vorfeld von der deutschen Seite aufgegeben worden war) und von da aus über Lothringen und das Elsass bis zur schweizer Grenze. Hiert tat sich nicht viel.

Im Süden hatten sich die Fronten in Tirol und am Isonzo ebenfalls festgefahren, hier kam erst mit der Schlacht von Caporetto (im deutschen Raum "Kafreit" / 12. Isonzoschlacht) vorrübergehend zu Gunsten der Zentralmächte Bewegung hinein, was sich allerdings erst im Oktober 1917 vollzog.

Der Balkan wiederrum war weitesgehend in der Hand der Zentralmächte, die Entente-Mächte hielten hier lediglich noch einen Brückenkopf um Saloniki ("Mazedonien-Front") und Teile des heutigen, damals zu Rumänien gehördenden Moldawien, Serbien und die Walachei waren hingegen von den Zentralmächten besetzt und damit Serbien und Rumänien als Akteurre weitgehend ausgeschaltet worden.

In Russland verlief die Front mittlerweile durch das Baltikum, Teile Weißrusslands und hatte im Süden bereits die Westgebiete der heutigen Ukraine erreicht. Russlands Armee hing nach der im Vorjahr gescheiterten Brussilow-Offensive ziemlich schwer in den Seilen, konnte zwar ihre Positionen noch halten, war aber zu eigener offensiver Initiative nicht mehr fähig, Russlands Erschöpfung war offenkundig, das Desaster folgte während des Jahres 1917 mit der Kerenskij-Offensive.

Betreffs des Osmanischen Reiches, war die Entente bekanntlich bei Galipoli gescheitert, die Kämpfe in Mesopotamien und der Levante gestalteten sich für die Entente zunehmend erfolgreich, die überseeischen Kolonien Deutschlands waren mit Ausnahme Deutsch-Ostafrikas, wo noch bis Kriegsende hinhaltender Widerstand geleistet wurde bereits 1914 verloren.

Das ist so in etwa die europäische Kriegslage Stand Januar-Februar 1917.

Die Entlastung der Entente durch die Amerikaner beginnt erst am Ende des Jahres 1917 tatsächliche Entlastung zu bringen. Das erste mal mit entscheidender Wirkung passiert das in Form der Stabilisierung der, nach der bereits erwähnten Schlacht von Caporetto (die Italiener verloren hier im Oktober 1917 an die 300.000 Mann und einen Großteil ihrer Artillerie, während sich die verbliebenen Truppen fluchtartig hinter den Piave zurückziehen mussten) gefährlich ins Wanken geratenen Italienfront.

Größere Auswirkungen auf die Westfront sollte der Einsatz Amerikanischer Truppen und amerikanischen Materials im großen Stil erst während des Kriegsjahres 1918 entfalten, wobei mehrere Faktoren eine Rolle spielten.

Mit der Frühjahrsoffensive 1918 gelang den verstärkten deutschen Truppen (Russland war bereits aus dem Krieg ausgeschieden, so das Truppenverschiebungen nach Westen möglich waren) zwar die Westfront im Abschnitt Cambrai-St. Quentin zu durchbrechen, aber nicht den wichtigen Eisenbahnknotenpunkt von Amiens einzunehmen und die britischen Streitkräfte im Rücken zu fassen und einzukesseln. Die Offensive brachte also nicht die erhoffte Vernichtung der britsichen Armee und die Abdrängung der Franzosen nach Süden, sondern nur einige unbedeutnde Geländegewinne in strategisch ungünstiger Position, verbunden mit imensen Verlusten an Mensch und Material.

Mit anderen Worten, man hatte für eine Offensivaktion, die ihrem Ziel nach gescheitert war seine letzten Reserven verheizt und durch die Restabilisierung der bereits durchbrrochenen Front der Entente-Mächte die eigenen Kräfte in gefährlich exponierter Stellung verzettelt, so dass sie einem Konzentrierten Gegenangriff nicht mehr gewachsen waren und dann deutlich zurück fielen.

Im Grunde beginnt die entscheidende operative Wirkung der von den US-Amerikanern eingesetzten Truppen und Ressourcen erst hier, denn erst zu diesem Zeitpunkt sind die Zentralmächte militärisch und wirtschaftlich so weit ausgeblutet, dass sich aus der materiellen Überlegenheit für die Entente handfeste militärische Vorteile erzielen lassen.

Demgegenüber hatte der US-Amerikanische Einsatz allerdings deutlich Auswirkung auf die deutschen Planungen und veranlasste die deutsche militärische Führung dazu sich zur großen Offensive im Frühjahr 1918 verleiten zu lassen, weil sie das als letztes Zeitfenster ansahen den Krieg durch eine schnelle Entscheidungsschlacht durch völliges aus dem Feld schlagen der Englischen und französischen Streitkräfte zu Gunsten der Mittelmächte zu kippen, bevor so viele US-amerikanische Truppen in Frankreich seien würden, dass gegen die Materialüberlegenheit der Entente an Offensive nicht mehr zu denken war.

Die Ereignisse von 1918 zeigen, dass man die eigene Fähigkeit durch die durchbrochene Front schnell vorzustoßen deutlich über- und das bereits in Frankreich befindliche US-Amerikanische Potential deutlich unterschätzte.

Die Folgen waren eine Serie militärischer Niederlagen und kontinuierlicher Rückzüge, so wie völlige Demoralisierung der deutschen Streitkräfte, die nach 4 Jahren Krieg abgekämpft waren und die Materialüberlegenheit der Entente tagtäglich zu sehen und zu spühren bekamen.

Mit den Kriegseintritt der Amerikanischen Streitkräfte kam auch die "Spanische Grippe" an die Kriegsfront und die vielen Erkrankungen brachte die Kampfhandlungen fast zum Erliegen.

https://de.m.wikipedia.org/wiki/Spanische_Grippe

Hast du doch schon mit deiner Frage beantwortet: frische Truppen und neues Kriegsmaterial. Und das Ganze ich riesigen Mengen, da die USA schon damals sehr bevölkerungsreich war und über eine große Industrie verfügte

Niconasbeznas  06.02.2019, 17:10

Das ist die Legend die gerne verbreitet wird.

Das wird immer so hingestellt als ob die USA die Wende im Ersten Weltkrieg gebracht hätten. Das wird deshalb so hingestellt, weil man so die Franzosen und Briten hinstellt, als ob sie die großartigen Deutschen alleine hätten nicht schlagen können und die Deutsche um den Sieg von den US-Amerikanern gebracht worden wären! Tatsächlich waren die Mittelmächte auch ohne den Eintritt der USA geschlagen, Die deutschen Verbündeten Österreich, Osmanen und Bulgaren waren am Ende!

Den Rest s. Meine Antwort erfahren.

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Der Eintritt der USA sollte großen Einfluss auf den weiteren Kriegsverlauf nehmen? Das ist die These, die gerne vertreten wird, die aber falsch ist!

Das wird immer so hingestellt als ob die USA die Wende im Ersten Weltkrieg gebracht hätten.Das wird deshalb so hingestellt, weil man so die Franzosen und Briten hinstellt, als ob sie die großartigen Deutschen alleine hätten nicht schlagen können und die Deutsche um den Sieg von den US-Amerikanern gebracht worden wären! Tatsächlich waren die Mittelmächte auch ohne den Eintritt der USA geschlagen, Die deutschen Verbündeten Österreich, Osmanen und Bulgaren waren am Ende!

Beim Start der Hunderttageoffensive, die den Entscheidenden Sieg der Alliierten bedeutete, war an der dritten Schlacht an der Aisne Juni 1918 nur eine einzige US-Division beteiligt. Dagegen wurden dort 19 Britische Divisionen davon 5 australische und 4 kanadische eingesetzt und 12 Französische! Briten und Franzosen setzen 532 Panzer ein und mehr als 1 900 Flugzeuge! Die Deutschen hatten 365 Flugzeuge und 10 aktive Divisionen und 4 Reserve Divisionen! Battle of Amiens (1918) - Wikipedia Die Folge der Siege de 100 Tage Offensive war der Waffenstillstand von Compiègne der die Niederlage der Mittelmächte bedeutete!

Tatsächlich waren die US-Truppen kampfunerfahrene Hilfstruppen, die noch dazu unzureichend ausgerüstet waren. Die Panzer z.B. stellte die Franzosen den US-Amerikanern mit dem Renault FT! Die Konstruktion des Renault FT war übrigens so erfolgreich, dass sie für spätere Panzerfahrzeuge prägend war.