Wie nehmen geistig Behinderte Menschen die Welt war?

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Ich passe eigentlich jede freie Minute auf meine Schwester auf. Sie sollte mir das mal aufmalen. Im Hintergrund waren viele hektische Menschen, die total gestresst waren, und sie saß mit anderen behinderten auf einer Wiese und spielte.

Bei einem Praktikum in einer Behindertenwerkstatt habe ich sehr unterschiedlich stark behinderte Menschen kennengelernt. Dem entsprechend haben sie auch unterschiedlich auf ihre Umgebung reagiert. Bei den Leuten mit Downsyndrom hatte ich oft den Eindruck, dass sie wie jemand im Alter zwischen 5-10 Jahren unterwegs waren. Aber wie Du schon geschrieben hast: man kann den Leuten nicht in den Kopf schauen. Ich schätze mal, dass man schon medizinischer Experte auf dem Gebiet Entwicklungspsychologie oder so sein muss, um eine fundierte Kenntnis davon zu haben.

Das kommt auf die schwere und Art der geistigen Behinderung an.

Beispielsweise sind manche geistig behinderte Menschen fröhlicher und sorgloser. Sie leben nicht so im Alltagstress mit ständigen Terminen wie wir.

Ich will es dir an einem Beispiel erzählen, was ich vor über 50 Jahren erlebt habe.

Ich kannte mal eine Frau, die war schwer spastisch gelähmt, saß im Rollstuhl und konnte nicht sprechen. Das war die Tochter einer Familie die Ferienzimmer günstig vermietet hat. Die waren wirklich so günstig, weil damals noch Schwerbehinderte normalerweise von ihren Familien versteckt worden sind und viele Menschen damit nicht konfrontiert werden wollten. Diese Familie hat aber ihre behinderte Tochter NICHT versteckt.

Ich kam vom Strand und wollte meine nassen Handtücher und Badehose auf der Dachterrasse des Hauses auf den dafür vorgesehenen Leinen aufhängen. Sie saß in ihrem Rollstuhl und sah zu. Ich suchte, aber fand den Klammerbeutel nicht und dachte, es würde schon so halten. Aber es war windig. Ich wollte gerade gehen, da machte sie immer wieder einen Laut und zeigte mit einer Hand, so gut sie konnte, auf den Klammerbeutel.

Da begriff ich, dass sie doch viel mehr von ihrer Umwelt mitbekam, als ich vorher gedacht hatte. Ich habe dann <<danke>> gesagt und meiner Sachen angeklammert.

Ich nehme an normal wie wir auch, nur das für die andere Dinge wichtig sind. Zum Beispiel Malen oder ein Teddybär aber ansonsten ist doch wie bei uns. Weinen, lachen, tanzen, streiten, lieb haben, lieben ist doch alles normal.