Wie mit jahrelangen Schuldgefühlen umgehen?

3 Antworten

Vom Fragesteller als hilfreich ausgezeichnet

Hallo Stubbi 1211

Schuldgefühle sind eine hilfreiche Sache. Sie zeigen uns, was nicht optimal gelaufen ist und wie es besser hätte gehen können. Das Problem dabei ist, dass wir ja nicht allein auf der Welt leben. Wir wollen immer das Beste, aber selten lässt es sich so verwirklichen, wie wir es uns vorgenommen haben. Und selbst wenn es sich so verwirklichen lässt, führt das Verwirlichkte vielleicht zu Unzufriedenheit bei anderen, die eine andere Vorstellung als wir davon haben, was gut und richtig ist.

Es gibt zweifellos Dinge, die für alle Beteiligten schlecht sind. Beispielsweise einen Autounfall mit Todesopfern. Kann man jemandem da ernsthaft vorwerfen, das absichtlich gewollt zu haben? Und selbst wenn jemand absichtlich mit einem anderen Auto kollidiert - konnte er wirklich abschätzen, welche Folgen sein Handeln haben würde? Ich denke an den Absturz von Germanwings. Der Pilot stand unter Einfluss von Antidepressiva. Inwiefern haben die Medikamente sein Denken und Handeln beeinflusst? Die Angehörigen der Hinterbliebenen werden sich Vorwürfe machen: Hätte ich doch mein Kind davon abgehalten, in dieses Flugzeug zu steigen! Doch wer kann schon einen solchen Unfall voraussehen, geschweige denn verhindern? Es gibt also Dinge, auf die wir keinerlei Einfluss haben und dennoch hinterlassen sie ein schales Gefühl bei uns, weil wir spüren, dass sie so nicht richtig oder nicht optimal verlaufen sind.

Das Problem bei Schuldgefühlen ist, dass sie nicht zur Verbesserung der Situation beitragen. Es sind eben Gefühle. Aber so wie ich mich fühle, ändert die Welt noch lange nicht. Ich selbst muss mit diesen Gefühlen umgehen.

Die Befreiung liegt meiner Meinung nach darin, die Gefühle als solche zu akzeptieren. Man ist sich bewusst, dass etwas nicht gutgegangen ist. Aber das Handeln sollte davon nicht behindert werden. Wenn Schuldgefühle uns lähmen, werden sie destruktiv. Man macht dann umso mehr Fehler, je länger man sich in sie verstrickt. Es geht also darum, auf das Gewesene zu schauen und es, so wie es war, zu akzeptieren. Man selbst hat aber immer noch die Möglichkeit, Gutes zu tun. Solange wir leben und bei Bewusstsein sind, geht das. Im Hier und Jetzt sein heisst das. Der Blick in die Vergangenheit kann zu einer Verdammnis werden, dabei sind wir doch frei und wurden als freie Menschen geboren. Du bist wie angewurzelt im Museum und starrst auf ein Bild, obwohl es darin noch viele andere sehenswerte Bilder gäbe, die du aber verpasst, wenn du dich auf dieses eine fixierst - das noch nicht einmal das schönste ist! Steh also auf und suche dir ein anderes. Nimm die Umgebung um dich herum wahr und stelle fest, wie sich alles verändert. Nur deine Schuldgefühle halten dich fest; sie wollen dich daran hindern weiterzugehen. Aber das Leben ist Veränderung. Alles ist vergänglich und wir selbst sind im Wachstum. Das sollten wir zulassen. Sonst blicken wir eines Tages auf unser Leben zurück und sind nur noch verwzeifelt ob den verpassten Chancen.

Ich wünsche dir, dass dir das gelingt. Das Leben ist viel zu weit, um es nur in der kleinen Ecke der Schuldgefühle zu verbringen. Es ist Zeit für dich, auch die anderen Räume zu entdecken!

Liebe Grüsse

Stubbi1211 
Fragesteller
 31.05.2021, 20:51

Danke! Wirklich...

:-)

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Da wir Menschen und keine Engel sind, vergeht kein Tag, an dem man nicht Leid verursacht und Schuld auf sich lädt. Aber dies ist nur die eine Seite, es gibt auch die vollständige Entlastung von dieser alltäglichen Schuld! Und das Gute daran ist, dass dies in den eigenen Händen liegt. Jede Nacht bevor man einschläft, sollte man bewusst vergeben, und zwar allen Menschen, die einem selbst Leid zugefügt haben, aber auch sich selbst! Sich selbst zu vergeben, weil man trotz aller Bemühungen nie frei von Schuld sein kann, ist jede Nacht vor dem Einschlafen umfassend und unbedingt erforderlich.

Diese täglich notwendige und berechtigte Befreiung von jeder Schuld und das gleichzeitige Vergeben der Schuld anderer Menschen, ist eine unverzichtbare Voraussetzung für einen guten Schlaf und um völlig unbelastet und mit Freude in jeden neuen Tag zu starten. Wenn man ungeübt ist in dieser Befreiung, kann es einige Zeit dauern, bis es wirkt. Aber vertrauen Sie darauf, es kommt Ihnen auch zugute!

Genau, sich darüber zu stellen geht nicht wirklich. Schuldige suchen führt zu nichts.

Das Beste wäre von meiner Sicht aus an Vergebung zu glauben, und so denn ganzen Müll mit der Zeit los zu werden. Die Schuldgefühle werden immer mal wieder hochkommen. Doch mit der Zeit werden dich die Schuldgefühle in Ruhe.

Schuldgefühle lähmen uns sehr stark und blockieren uns in unserer Entwicklung.

Nach christlicher Auffassung ist die Vergebung einen super Sache und wir dürfen daran glauben, dass wir in Ordnung sind.