Wie lange ist es ,,normal´´ zu trauern (und damit meine ich RICHTIG trauern nach dem Tod eines geliebten Menschen?

7 Antworten

Die persönliche , innere Trauer über einen geliebten Menschen, gerade wenn er vielleicht noch recht jung gestorben ist, kann einen ein Leben lang begleiten. Dennoch sollte man nach einiger Zeit wieder in der Lage sein, sein Leben zu führen und andere Dinge ins Auge zu fassen.

Was Du beschreibst, halte ich nach zwei Jahren für eher ungewöhnlich und auch unangebracht. Es gab früher das "Trauerjahr" und ich denke, das ist ein ganz stimmiger Zeitraum, weil man dann sozusagen jeden Tag eines Jahres zum ersten Mal ohne den Menschen durchlebt hat. Aber das Leben geht weiter.

Wenn die Trauer nach zwei Jahren immer noch so stark ist wie Du beschreibst, dann sollte sich derjenige vielleicht doch Hilfe suchen.

fairy00 
Fragesteller
 31.03.2017, 23:04

Vielen Dank für Deine Antwort:)

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Dafür gibt es keine Norm. Ich habe über sechs Jahre nicht über den Tod meines Mannes sprechen können. Jetzt kommt es so langsam in bestimmten Situationen bzw Zusammenhängen 

fairy00 
Fragesteller
 31.03.2017, 23:06

Krass, nach sechs Jahren. Und ich dachte schon, zwei Jahre wären echt lang. Ich wünsche Dir auch weiterhin viel Kraft und Stärke bei der Bewältigung der Trauer und bedanke mich für die Antwort.

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Also , ich habe ca. 3 Jahre gebraucht bis es so einigermaßen überwunden war . Ein Stück Trauer bleibt immer im Herzen . 

Also es ist von Person zu Person unterschiedlich. Es gibt Trauerphasen (nach Verna Kast) ,die in 4 Phasen unterteilt sind.

Die erste Phase ist die Schockphase, in der man mit den Tod der geliebten Person konfrontiert wird. Viele Menschen sind wie erstarrt,verstört und völlig apathisch. Andere geraten außer kontrolle und brechen zusammen. Als körperliche Reaktion kommt es zum raschen Pulsschlag,schwitzen,Übelkeit,Erbrechen oder motorische Unruhe. Diese Phase kann von wenigen Stunden bis zu mehreren Wochen andauern.

Die zweite Phase beinhaltet die Verzweiflung. Man stellt sich selber Fragen,wie zum Beispiel ,,Hätte ich das Unglück verhindern können? Warum passiert das ausgerechnet mir? ´´ Man schreit seinen Zorn und die Wut raus. Diese Wut und diesen Schmerz sollte dann auch rausgebracht werden,da die Gefühle dich im inneren zerstören können und es somit auch zu Depressionen entstehen können. Diese Phase kann von ein paar Wochen bis zu mehreren Monaten anhalten.

Die dritte Phase beinhaltet das suchen an Erinnerungen mit den Verstorbenen und man besucht Orte in denen man oftmals mit der Person gute Momente erlebt hat um mit den Trauerprozess besser klar zu kommen. Diese Phase kann von mehreren Wochen,Monate oder auch Jahre andauern.

Die vierte Phase ist die Ruhephase. Hierbei kehrt allmählich innere Ruhe und Frieden in die Seele zurück. Man erkennt, dass das Leben weitergeht und man selber dafür verantwortlich ist. Der Verstorbene bleibt ein Teil dieses Lebens und lebt weiter in den Erinnerungen und im Gedenken.

Es ist jedoch von Menschen zu Menschen unterschiedlich und es spielen viele Faktoren eine Rolle. Manche überspringen eine Phase,manche fallen wieder eine Phase zurück.

In den meisten Kulturen dauert die Trauerzeit um die Toten im Schnitt zwischen zwei Monaten bis zu einem Jahr. Das ist sozusagen die "gesellschaftlich anerkannte" Trauerzeit.

Individuell ist das aber unterschiedlich. Es kommt auf zwei Dinge an: 1. Wie nah einem dieser Mensch stand und 2. Wie resilient der Trauernde ist.

Je näher du einem Menschen standest und je wichtiger er in deinem Alltag für dich war, desto härter und länger trifft dich die Trauer. Am schlimmsten und längsten trauern Eltern um gestorbene Kinder. Je größer die Lücke ist, die der Tod in das Leben eines Menschen reißt, desto länger trauert er, auch jahrelang.

Resilient sein: Wer psychisch sehr widerstandsfähig ist, ein starkes soziales Netz hat, das ihn auffängt, Abschiedsrituale durchführen kann, noch viele andere Dinge im Leben hat, die ihn Lebensfreude und einen freudigen Blick in die Zukunft bringen (zB Kinder, liebe Menschen, erfüllende Arbeit, Lebenssinn, Pläne und Ziele), der kann Trauer irgendwann bewältigen.

Manchen hilft es eben, viel darüber zu sprechen, selbst wenn das gesellschaftlich nicht so gern gesehen wird (von wegen "über privates redet man nicht schamlos, Leid muss man verstecken, zusammenreißen, irgendwann muss auch mal gut sein, will er nur Mitleid" etc.). Aussprechen hilft immer. Auch weinen hilft.

Einzige Gefahr: Durch unbewältigte Trauer in eine Depression geraten. Passiert leider immer wieder. Aber die Anzeichen einer Depression sieht man an anderen Merkmalen als denen, die du beschrieben hast.