Wie läuft es in Universitäten ab beim Unterricht?

Das Ergebnis basiert auf 6 Abstimmungen

Frontalunterricht (Lehrer spricht, Studenten hören zu) 67%
Diskussion unter den Studenten (Lehrer nur Moderator) 33%

13 Antworten

Schon vor ungefähr 20 Jahren war ich ziemlich schockiert, zu sehen, was in einem Vorlesungssaal während einer Vorlesung so vor sich ging. Noch 10 Minuten nach Beginn schlenderten einige Nachzügler herein, mit Tüten voller Gebäck und mit Kaffeebechern für das geplante Frühstück. Ein ziemlich bedauernswerter Dozent liess sich das dauernde Geraschel, Geknabber und Getuschel in den Rängen gefallen und versuchte ziemlich hilflos, seine Erläuterungen zu einem Thema rüberzubringen an die relativ wenigen, die eigentlich gerne etwas gelernt hätten ... 

Da gibt es von Hochschule zu Hochschule sicherlich große Unterschiede. Ausschlaggebend ist vor allem die Frage, wie viele Studenten in der Vorlesung sitzen...

Gerade in den staatlichen Hochschulen sind Vorlesungen, bei denen man mit einer drei- oder sogar vierstelligen Zahl an Studenten im Hörsaal sitzt, keine Seltenheit. Du kannst Dir sicher vorstellen, dass da keine vernünftige Interaktion zwischen Dozenten und Studenten möglich ist. Sprich: Der Dozent referiert, unterstützt von Präsentationen etc. vor den Studenten. Die Inhalte müssen grundsätzlich selbstständig vor- und nachbereitet werden. Ohne entsprechende Vorbereitung versteht man in den Vorlesungen oft "Bahnhof", in der Nachbereitung müssen die Dinge vertieft, hinterfragt und verdichtet werden.

Darüber hinaus gibt es dann aber auch Tutorien, Seminare, Übungen etc. in kleineren Gruppen, wo durchaus ein wenig Interaktion stattfindet - sowohl zwischen Dozenten und Studenten als auch unter den Studenten.

Bei den vielen privaten (Fach-)Hochschulen kann das aber durchaus auch ganz anders aussehen. Diese werben oftmals mit "überschaubaren" Gruppen in den Vorlesungen - dafür muss man aber auch zum Teil sehr hohe Studiengebühren zahlen. In den privaten Hochschulen sitzen deshalb eher 30 bis 50, selten über 100 Stundenten in den Vorlesungen.
Auch dort sind Vorlesungen zwar Vorlesungen, d.h. der Dozent referiert - im Gegensatz zu den Massenvorlesungen an den öffentlichen Unis sind hier aber Nach- und Zwischenfragen durchaus möglich und eine aktive Mitarbeit erwünscht (und aufgrund der kleinen Gruppengrößen auch möglich). Da kann es durchaus auch zu regen Diskussionen kommen. Auch hier sind selbstständige Vor- und Nachbereitung der Vorlesungen notwendig, aufgrund der kleineren Gruppengröße und der Tatsache, dass z.B. Verständnisfragen gleich vor Ort geklärt werden können, nimmt man aus den Vorlesungen mehr mit als bei den Massenveranstaltungen.

Übrigens: Auch wenn in Deutschland heute die weitaus größte Teil der Vorlesungen bzw. Uni-Veranstaltungen wie Eingangs beschrieben aussieht, also mit hunderten von mehr oder weniger zuhörenden Studenten im Hörsaal und einem Monologe führenden Dozenten/Prof. - in seinen Ursprüngen hat das Studium tatsächlich eher so ausgesehen, dass der Professor ledglich eine Hand voll Studenten um sich geschaart und mit ihnen rege diskutiert hat. Immerhin war es früher ein Privileg, studieren zu dürfen, das nur wenigen zugute kam. Zu diesen Massenveranstaltungen ist es erst in der zweiten Hälfte des letzten Jahrhunderts gekommen, als plötzlich "jeder" studieren wollte und konnte.

Diskussion unter den Studenten (Lehrer nur Moderator)

Das hängt vom Studienfach ab.

In Vorlesungen läuft es so, dass der Dozent / die Dozentin 90 Minuten vorne steht und etwas vorträgt. Die Studierenden schreiben sich davon das mit, was sie sich mitschreiben wollen - manche viel, manche nichts. Es ist normalerweise vorgesehen, dass man zu einer Vorlesung auch Begleitlektüre liest (häufig gibt es Empfehlungen oder Vorgaben vom Dozenten bzw. von der Dozentin). Je nach Fach müssen auch entsprechend Übungsaufgaben gerechnet werden, Übersetzungen zur Vorbereitung angefertigt werden...

Das klingt zwar langweilig - Vorlesungen können aber durchaus sinnvoll sein, um sich Überblickswissen zu einem Thema anzueignen oder, um im fortgeschrittenen Studium, die Forschungsmeinung des Professors bzw. der Professorin zu einem bestimmten Thema kennen zu lernen.

In geringem Umfang sind in Vorlesungen auch kurze Verständnisfragen möglich. Diskussionen sind eher nicht vorgesehen. Aber auch hier macht es einen Unterschied, wie viele Studierende im Hörsaal sitzen. In einer Einführungsvorlesung mit 120 Studierenden machen Diskussionen keinen Sinn und für Verständnisfragen gibt es meistens Tutorien oder Übungen. In einer Vorlesung mit nur 12 Teilnehmenden sieht das natürlich anders aus - da würden sich die meisten Dozent*innen wohl blöd vorkommen, wenn sie die Sache nicht etwas interaktiver gestalten würden. Falls Du eine Geisteswissenschaft studierst, wirst Du schnell die ganzen Seniorenhörer lieb gewinnen, die auch in einem Hörsaal mit 140 Leuten (ohne sich vorher zu melden und dran genommen worden zu sein) einfach Lautstark ihre Meinung reinbrüllen.


In vielen Geisteswissenschaften besteht das Studium zu großem Teil aus Proseminaren und Seminaren. Wenn die Seminare nicht gerade dazu da sind, die fachspezifischen Arbeitsmethoden zu erlernen, dann kann dort in gewissem Rahmen durchaus diskutiert werden. Ob dabei etwas rum kommt, hängt aber stark davon ab, ob die Studierenden sich fleißig und ordentlich auf die Sitzungen vorbereiten. Wenn die Mehrheit unvorbereitet in das Seminar kommt, dann gibt es nur dummes Gesülze. Aber auch hier hängt die Arbeitsweise davon ab, wie viele Teilnehmende so da sind. Wenn 50 Leute in einem Seminar sitzen, wird daraus faktisch eine Vorlesung mit Hausaufgaben.

Bei den Naturwissenschaftlern und Ingenieuren gibt es meines Wissens nach dafür ein paar Laborpraktika und solche Dinge - eben etwas, wo die Studierenden eigenständig arbeiten müssen.

Ein großer Teil des Studiums findet aber auch einfach am heimischen Schreibtisch statt. Man muss Lehrveranstaltungen vor und nachbereiten, Essays schreiben, Projekte bearbeiten, für Klausuren und mündliche Prüfungen lernen.

Frontalunterricht (Lehrer spricht, Studenten hören zu)

Ich weis nicht wie Du dir die Uni vorstellst. Oft sitzen hier 50 oder sogar mehr als 100 Studenten in einem großen Vorlesungssaal. Groß Diskutieren ist bei so vielen Studenten nicht. Vielleicht mal eine kurze Nachfrag / Zwischenfrage, das wars aber in der Regel schon. Ansonsten ist das Frontalunterricht. Diskutieren kannst Du dann mit Deinen Kommilitonen in der Mensa, der Freizeit oder eventuell in kleineren Praktikas.

Manche Studenten machen es teilweise auch so (abhängig vom Proffessor und Vorlesungsthema), das einige in die ersten Vorlesungen komme, um vom Prof zu erfahren welche Bücher sie sich anschauen sollen und die Vorlesungsskripte zu bekommen. Ansonsten tauchen Sie nur noch zur Prüfungsvorbereitung auf und hohlen sich die alten Prüfungsfragen aus der Fachschaft. Ansonsten siehst Du einige Studenten während des Semesters garnicht mehr ausser zur Prüfung und eventuellen Praktikas. Sie nutzen dann die Zeit in der Sie sonst in der Vorlesung schlafen würden um Geld zu verdienen oder sonstwas zu machen.

Es ist bei jeder Vorlesung anders. Es ist aber ganz anders als in der Schule. 

Bei mir war es so: In den "Vorlesungen" hat der Lehrer gesprochen und die Studenten zugehört. Also ich hatte erst 2 Vorlesungen wo der Professor der "Moderator" war, also schon eher selten.

Zu jeder Vorlesung gab es nochmal ein Tutorium, bei uns hieß das entweder Tutorium oder "Übung". Da war dann entweder der Professor oder jemand anderes aus seiner Abteilung da, der mit dir die Aufgaben oder den Stoff nochmal durchgeht und dich auch fragt und dir auch nochmal persönlich Fragen beantwortet und dir die Sachen erklärt.