Wie kann man es wagen, Dromaesauriden mit Reptilien zu vergleichen?

2 Antworten

Generell ist eine Rangfolge beim fressen bei Rudeltieren nicht unüblich und daher auch in dem Fall möglich, falls es sich denn um Rudeltiere gehandelt hat. Abgesehen davon fessen so gut wie alle Tiere Aas wenn sich die Gelegenheit dazu bietet, einfach weil es viele Nährstoffe praktisch ohne Aufwand bedeutet. Das schließt sogar Pflanzenfresser wie z.B. Kühe mit ein und heißt nicht dass Aas deren primäre Nahrungsquelle ist.

Kommodowarane sind mit Raptoren ungefähr so nah verwandt wie Menschen mit Schnabeltieren, also nicht besonders. Von den Vögeln kann man nur ableiten dass sie verkammerige Herzen und damit einen deutlich aktiveren Lebensstil hatten als die Warane. Um das Verhalten herzuleiten taugen Vögel allerdings auch nichts, weil die ökologischen Nischen zu unterschiedlich sind. Außerdem unterscheiden sich sogar vergleichsweise nah verwandte Arten mit ähnlichem Körperbau, wie Hunde und Katzen im Verhalten sehr stark voneinander.

Über das sozialverhalten von ausgestorbenen Tieren kann man daher bestenfalls nur Vermutungen anstellen, mehr wird auch nie möglich sein.

MavkaOlive 
Fragesteller
 18.06.2023, 19:49

Die Gruppenfunde sind zu häufig als das alles Aas gewesen sein könnte, an dem sie sich in Gruppen versammelt haben.

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Lukas739748  18.06.2023, 22:53
@MavkaOlive

Es gibt sowieso kaum Tiere die sich rein von Aas ernähren. Außerdem hätten wahrscheinlich ein paar kleinere Arten das Massenaussterben überstanden, wenn ihnen Aas und Kleintiere zum Überleben gereicht hätten.

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MavkaOlive 
Fragesteller
 19.06.2023, 07:50
@Lukas739748

Genau, und vor allem Deinonychus ist kein reiner Aasfresser.

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Vor wenigen Jahren stellte sich wegen Zahnvergleichen heraus, dass Deinonychus sich als Jungtiere anders ernährt haben und deshalb keine Rudeltiere gewesen seien.

Die Forschenden haben Isotopenmuster in den Zähnen untersucht, die Aufschluss über die Ernährungsgewohnheiten geben. Dabei zeigte sich, dass sich die Isotopenmuster junger Tiere von ausgewachsenen deutlich unterschieden. Das heißt, dass junge Deinonychus andere Tiere fraßen als die erwachsenen. Daraus schlussfolgerten die Forscher, dass Deinonychus nicht in Gruppen lebte, sondern Einzelgänger waren. Der Schluss liegt nahe, weil man bei in Sozialverbänden lebenden Tierarten für gewöhnlich sehr ähnliche Isotopenmuster bei den Individuen der verschiedenen Altersgruppen findet, da die Jungen ja von denselben Beutetieren fressen wie die Erwachsenen, die die Tiere erlegt haben. Bei Löwen beispielsweise fressen die Jungen die gleichen Beutetiere und haben deshalb Isotopenmuster, die sich von den Adulten kaum unterscheiden. Ganz anders bei Komodowaranen. Diese leben als Einzelgänger. Die Jungen leben in Bäumen, weil sie selbst gern von erwachsenen Komodowaranen gefressen werden und fressen deshalb ganz andere Beutetiere. Es ist hier auch nicht entscheidend, möglichst nahe verwandte Gruppen zu vergleichen, weil selbst nahe verwandte Arten ganz unterschiedliche Lebensgewohnheiten haben können und deshalb das, was für die eine Gruppe gilt ,nicht zwingend auf die andere übertragen werden kann. Viel plausibler ist es daher, die Gruppen nicht aufgrund ihrer Verwandtschaft, sondern nach ihrer Lebensweise zu vergleichen. Es gibt außerdem einen ganz einfachen Grund, weshalb ein direkter Vergleich mit den nächsten Verwandten, den Vögeln, gar nicht möglich ist: Vögel haben keine Zähne, deren Isotopenzusammensetzung man ermitteln und vergleichen könnte.

Außerdem ist das Isotopenmuster nicht das einzige Argument, das die Forschenden in ihrer Studie für ihre These anführen. Sie stützen sich auch auf die Beobachtung, dass kooperative Jagd bei der einzig verbliebenen Dinosauriergruppe, nämlich den Vögeln, so gut wie unbekannt ist. Fast alle Greifvögel jagen einzelgängerisch. Eine Ausnahme stellt lediglich der Wüstenbussard (Parabuto unicinctus) dar. Auch alle Falken und Eulen jagen als Einzelgänger.

Und schließlich gibt es nun mal auch keinen Fossilbeleg, der kooperative Jagd bei Deinonychus eindeutig belegt. Weshalb

Häufige Gruppenfunde und Beweise für Jagd auf größere Beute sprechen jedoch für etwas anderes.

auch gar nicht stimmt. Es gibt keinen Beweis gemeinschaftlicher Jagd auf größere Beutetiere. Ja, man hat Deinonychus zusammen mit dem großen Pflanzenfresser Tenontosaurus gefunden. Und ja, man kann das als ein Indiz für Rudeljagd deuten. Ein sicherer Beweis für eine Jagd im Rudel ist das aber nicht, es ist nicht mal ein Beweis dafür, dass Deinonychus überhaupt Tenontosaurus gejagt hat. Ebensogut hätte Deinonychus auch an Kadavern bereits verstorbener Tenontosaurus gefressen haben können.

Woher ich das weiß:Studium / Ausbildung – Biologiestudium, Universität Leipzig
MavkaOlive 
Fragesteller
 18.06.2023, 19:59

Es kam zu häufig vor, als dass es sich um Aas fressen handeln könnte.

Deinonychus war ein aktives Raubtier und jagte in Rudeln als bevorzugte Beute Tenontosaurus.

Ein oder zwei Deinonychus können das nicht überwältigen, für Aas kam es zu häufig vor.

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Darwinist  19.06.2023, 09:35
@MavkaOlive
Deinonychus war ein aktives Raubtier und jagte in Rudeln als bevorzugte Beute Tenontosaurus.

Noch einmal: Das ist eine Behauptung deinerseits, für die es keine Belege gibt. Ja, das wäre eine Möglichkeit, gewiss ist das jedoch nicht. Tatsache ist, dass viele Belege eher gegen diese Hypothese sprechen und dass es ebenso möglich ist, dass Deinonychus nicht in Gruppen lebte.

Es kam zu häufig vor, als dass es sich um Aas fressen handeln könnte.

Häufigkeit ist kein Argument. Weil die Häufigkeit von Fossilien nur von den äußeren Fossilisationsbedingungen abhängt.

Tatsache ist, dass die Auffindesituation der meisten Fundstellen einer aktiven Jagd widerspricht.

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