Wie hielt Hitler von den Türken?

5 Antworten

Von Experte Udavu bestätigt

Die Lobeshymnen Hitlers und seiner Schergen in Bezug auf den Islam und hiermit auch der Türkei sollten mit vorsichtig betrachtet und bewertet werden.

Während des Zweiten Weltkriegs und des Holocaust gab sich das NS-Regime größte Mühe, Araber und Muslime im Nahen Osten und in Nordafrika mit Rundfunksendungen in arabischer Sprache zu umwerben, immer auch mit dem Gedanken einer möglichen Besetzung oder Umwerbung dieser Staaten durch die Alliierten. Dabei präsentierte es sich als antiimperialistischer Vorkämpfer, erst gegen Großbritannien, dann sowohl gegen die USA wie gegen die Sowjetunion. Zugleich suchte es darzutun, dass islamische Traditionen und nationalsozialistische Ideologie miteinander vereinbar seien.

Hitler selbst sprach in einer Rede mit folgenden Worten über die Türkei und Kemal Atatürk am 4. Mai 1941:

"Die Türkei war im Weltkrieg unser Verbündeter. Sein unglücklicher Ausgang lastete auf diesem Land genau so schwer wie auf uns selbst. Der große geniale Neuschöpfer der jungen Türkei gab als erster ein wunderbares Vorbild für die Erhebung der damals vom Glück verlassenen und vom Schicksal so entsetzlich geschlagenen Verbündeten. Während sich nun die Türkei dank der realistischen Haltung seiner Staatsführung die Unabhängigkeit des eigenen Entschlusses wahrte, fiel Jugoslawien den britischen Intrigen zum Opfer."

Die Türkei selbst war dem NS-Regime gegenüber bis kurz vor Ende zwar immer in einer neutralen Position geblieben, aber doch immer deutlicher zum "pro-deutsch" geneigt. Hetzschriften gegen Juden wurden ins türkische übersetzt und in Auflagen in der Türkei unter das Volk gebracht, 1943 besuchte sogar eine türkische Delegation ein Kozentrationslagern im deutschen Reich, man kann heute somit davon ausgehen, das die türkische Regierung spätestens seit 1943 von der systematischen Ermordung der Juden wusste. Es gab seinerzeit zwar keine antijüdische Gesetzgebungen in der Türkei, dennoch gab es in der Türkei Maßnahmen welche die jüdische Bevölkerung besonders hart trafen, darunter z.B. Berufsverbote, die Abschaffung von Minderheitenrechten, Zwangsumsiedelungen, Sondersteuern. Eine Katastrophe war allerdings die Entziehung der türkischen Staatsbürgerschaft, sehr viele in Europa lebende Jüdinnen und Juden türkischer Herkunft waren nun der NS-Verfolgung schutzlos ausgeliefert. Dieser Ausbürgerungen bediente sich die Türkei in Deutschland der Amtshilfe der NS-Behörden. So waren die NS-Stellen als erste unterrichtet, welche Personen den Schutz des türkischen Staates verloren hatten. Allein in Deutschland waren somit 200 jüdisch-türkische Familien den Nazi-Schergen ausgeliefert, etwa 2500 Juden und Jüdinnen türkischer Abstammung wurden in die Vernichtungslager Auschwitz und Sobibor deportiert, weitere 300 bis 400 kamen in Konzentrationslager, andere wiederum wurden von der Gestapo zu Tode gequält oder wählten den Freitod.

Auch angesichts dieser Fakten sollte es jedem Deutschen oder Türken kalt über den Rücken laufen, wenn, mit einem gewissen Stolz in der Stimme, freudig über die freundschaftliche Note oder den respektvollen Umgang zwischen beiden Völker während des NS-Regimes erzählt wird.

Woher ich das weiß:Studium / Ausbildung – Geschichte Schwerpunkt Deutsches Reich / Nationalsozialismus
EvTR58  29.03.2024, 02:46

Du hast noch vergessen das die deutsch-türkische Beziehung bzw deutsch-islamische schon Jahrhunderte zurückreicht bis zu den deutschen Nationen z.b Preußen bis zum Deutschen Kaiserreich im ersten Weltkrieg man war engste Verbündete des Osmanischen Reich und der Kaiser führte eine pro islamische Politik und verherrlichte den Dschihad und lies in Berlin tausende muslimische Soldaten an der halb Mond Lager Moschee ausbilden. Und die Nazis konnten den Islam nicht ausradieren da die Muslime den Deutschen in der Geschichte so ziemlich oft beistanden und der deutsche Faszination für den Orient hatte.

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Monsieur, das ist wirklich mal eine gute Frage! 🙂

Hitler war ja ein glühender Italien-Verehrer und somit der Türkei wohl zunächst eher kritisch gegenüberstehend aufgrund des Krieges 1912. Das osmanische Reich aus der Zeit vor Atatürk reihte Hitler in seinen historischen Betrachtungen zusammen mit dem Österreich der Habsburger als "altes, impotent gewordenes Staatsgebilde" ein, das zum "Untergang" bestimmt sei. Tatsächlich gingen die Monarchien Österreichs und des Osmanischen Reiches mit dem Ende des Weltkriegs ja auch unter - ebenso wie die deutsche.

Am stärksten polarisiert er auf S. 790 seines Buches wenn er schreibt:

"Die größte Weltmacht der Erde und ein jugendlicher Nationalstaat würden für einen Kampf in Europa andere Voraussetzungen bieten als die fauligen staatlichen Leichname, mit denen sich Deutschland im letzten Krieg verbunden hatte."

Hitler sah also in England und Italien die Mächte seiner Wahl und er begründete in seinem Buch diese Entscheidungen sehr rational, auch wenn sicherlich auch seine emotionale Verbundenheit mit "Bella Italia", der katholisch-italienischen Kultur, dem Faschismus und dem Duce Italiano ihre Rolle gespielt haben mögen. Großbritannien hingegen bewunderte er aufgrund dessen gewaltigem Imperium, dessen Pracht, Glanz und Gloria. Mit diesen beiden Ländern vereint wollte er Europa vom Marxismus säubern und die Sowjetunion vernichten.

Dass Hitler Österreich und die Türkei als "faulige staatliche Leichnahme" betrachtete, bedeutete natürlich nicht, dass er deren Völker verachtete - ganz im Gegenteil, er war ja selbst ein Österreicher. Das Türkentum und der Islam wurden im Dritten Reich allgemein zwar nicht als europäisch-arisch eingestuft, aber dennoch wurde die Türkei durchaus geachtet als altes, ehrenhaftes, kriegerisches Kulturvolk. In der NS-Propagandaschrift „Der Untermensch“, wo vor allem gegen die Russen gehetzt wurde, wird diesen das gesunde Volkstum anderer Völker als Gegenbild entgegengestellt und als Beispiele für diese wertvollen Völker werden aufgeführt:

-       Spanier

-       Finnen

-       Niederländer

-       Deutsche

-       Italiener

-       Schweizer

-       Kroaten (sic!)

-       Dänen

-       Wallonen (französische Belgier)

-       Flamen (niederländische Belgier)

-       Griechen

-       Slowaken (sic!)

-       Ungarn

-       Franzosen

-       Norweger

-       und Türken!

Das ist umso bemerkenswerter als dass die Türken nach den in den 1930ern nach wie vor gültigen europäischen Vorstellungen von arischen und nichtarischen Völkern durchaus zu letzteren gezählt wurden. Sie wurden von der NS-Propaganda dennoch eingereiht in die Reihe der edleren Völker. Da mit Kroaten und Slowaken aber sogar slawische Völker in die Aufzählung der „edlen Völker“ aufgenommen wurden, muss man sich fragen, ob die Nationalsozialisten ihre eigenen grundlegenden Rassenvorstellungen überhaupt ernst nahmen.

Hitler bewunderte vor allem den Islam als "kämpferische" Religion, während er das Christentum als "schwächlich" verachtete. Mit der Türkei wollte er ein gutes Verhältnis, ob aus Sympathie für die Türken oder wegen der Abhängigkeit von gewissen Rohstoffen aus der Türkei (z. B. Chrom für die Stahlproduktion) kann man nicht sagen. Direkte Kontakte mit Türken hatten die Deutschen damals ja nicht.

Algengruetze  03.07.2022, 12:28

Erster Absatz ist völliger Schwachsinn, außerdem hatten die Deutschen und die Türken eine deutsch-türkische Waffenbrüderschaft.

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Ruenbezahl  03.07.2022, 12:40
@Algengruetze

Die "Waffenbrüderschaft" gab es im Ersten Weltkrieg. Im Zweiten nicht, wohl aber eine gewisse gegenseitige Sympathie.

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Algengruetze  03.07.2022, 12:40
@Ruenbezahl

Später gab es einen deutsch-türkischen Freundschaftsvertrag. Türkei hatte keine Rohstoffe zur Stahlproduktion.

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Ruenbezahl  03.07.2022, 12:44
@Algengruetze

Ohne Chrom aus der Türkei wäre die deutsche Stahlproduktion im Zweiten Weltkrieg eingebrochen.

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https://de.m.wikipedia.org/wiki/Deutsch-t%C3%BCrkischer_Freundschaftsvertrag

https://www.bpb.de/themen/europa/tuerkei/184978/deutsche-in-der-tuerkei-1933-1945/

https://www.google.com/amp/s/m.faz.net/aktuell/politik/politische-buecher/mustafa-kemal-atatuerk-hitlers-leuchtender-stern-13915756.amp.html?espv=1

Die Beziehungen zwischen beiden Ländern waren „gut“. Ich würde es so interpretieren, dass Hitler die Türken geachtet hat.

Die deutsche Rechte war nach dem Abschluss des Versailler Vertrags, der die deutsche Schuld am Ersten Weltkrieg festgeschrieben hatte, von einem wahren Türkenfieber erfasst. Der türkische Befreiungskampf diente der noch winzigen Nazipartei in ihrer Gründungsphase als Leitbild.“

https://de.wikipedia.org/wiki/Deutsch-t%C3%BCrkischer_Freundschaftsvertrag

Es gab eine Scheinfreundschaft, denn zum Ende des Zweiten Weltkrieges erklaerte die Türkei DE sogar noch den Krieg, um wahrscheinlich Schönwetter vor den Alliierten zu machen, damit es nachdem Kriegsende keine Nachteile erwarten müsste.

Und es klappte denn die Türkei, wurde ohne Umstaende in die Voelker Gemeinschaft, nach dem 8. Mai 1945 aufgenommen.

Woher ich das weiß:Recherche