Wie gewöhnt man einen Welpen an Pferde?

verreisterNutzer  18.06.2022, 18:45

Wie habt ihr es versucht, was sagte der Trainer? Was tut der Welpe?

Pferdeparadies 
Fragesteller
 18.06.2022, 18:46

Langsame Annährung mit viel Geduld, Lob und Leckerli. Einen Monat lang, hat aber irgendwie das Gegenteil bewirkt.

verreisterNutzer  18.06.2022, 19:06

Wie weit kommt ihr ans Pferd, was tut der Welpe? Wie reagiert ihr?

Pferdeparadies 
Fragesteller
 18.06.2022, 19:28

Das Pferd ist völlig lieb, lässt alles mit sich machen. Die kleine dreht durch, will weg und kläfft. Der Trainer sagte, wir müssten sie ignorieren, um sie nicht zu bestärken.

5 Antworten

Vom Fragesteller als hilfreich ausgezeichnet

Also Euer Trainer war ja mal was für die Tonne!

Wenn man einem Hund in Angstsituationen Aufmerksamkeit schenkt und diese WICHTIG als positiv empfunden wird, ist es verhaltensbiologisch nicht möglich, die Angst zu verstärken.

Den Hund aber zu ignorieren wird vom Hund als asozial empfunden, damit sage ich nicht, das ihr Euch asozial verhaltet, sondern nur das der Hund das so empfindet, denn ein Sozialpartner schenkt Social Support (fachsprachlich) also Zuwendung.

Wird diese positiv empfunden, kann man Angst nicht verstärken und der hormonelle Hintergrund:

Angst = Stress = Noradrenalin, Adrenalin und Cortisol alles Stresshormone

Zuwendung = Enspannung = Oxytocin, Serotonin beides Beruhigungs- bzw. Entspannungshormone

Wie Du siehst, das ist leider Quatsch was Dein Trainer da erzählt hat, aber solche Hinterwäldler laufen leider noch zu genüge durch die Gegend und propagieren diesen Mist.

Was ich empfehlen würde wäre eine Gegenkonditonierung.

Hierbei gilt es zu beachten, der Hund nimmt das Pferd wahr, er sieht es (dabei arbeitet man über der Reizschwelle), aber er reagiert noch nicht (dabei bleibt man unter der Reaktionsschwelle).

Das heißt man sucht genau die Distanz zum Pferd wo der Hund zwar hinschaut und das Pferd eben sieht, aber noch nicht ins Fluchtverhalten geht.

Das kann zu Anfang wenn es so heftig ist, wie von Euch beschrieben, eine recht große Distanz sein, aber wenn ihr das systematisch aufbaut, wird die Distanz sich recht schnell verkleinern.

An genau diesem Punkt wie oben beschrieben fängt man nun an, das Pferd immer wieder mit positiven Reizen wie Futter (primärer Verstärker) und/oder Distanz zum Pferd (auch primärer Verstärker) zu belegen.

Zur Erklärung:

Primäre Verstärker sind bedürfnisbefriedigende Verstärker. Futter ist einer, die Distanzierung zu einem Angstauslöser ein weiterer.

D.h. genau gesagt, ihr zeigt das Pferd an z.B. schau mal da ist xyz ich weiß nicht wie das Pferd heißt oder schau mal da ist ein Pferd, sobald der Hund nur ganz kurz hingeschaut hat, gibt"s ein hochwertiges Leckerchen.

Wichtig ist, wenn die Distanz richtig gewählt worden ist, sollte der Hund auch fressen können, wird ansonsten die Distanz viel zu groß dann solltet ihr mit der Distanzierung zum Auslöser (hier das Pferd) arbeiten.

Ergo "Schau mal da ist ..." und sofort die Distanz zum Pferd vergrößern und dafür braucht der Hund logischerweise nicht mehr zum Pferd zu schauen, die Distanzierung wirkt dann in diesem Moment als primärer Verstärker.

Auch kann man schauen wie weit die Distanz eben möglich ist und sich einfach mit dem Hund hinsetzen, ihn etwas fester streicheln und ihn immer wieder auf das Pferd aufmerksam machen und ihm sofort ein hochwertiges Leckerchen anbieten.

Nach und nach kann man dann wenn das gut klappt, die Distanzierung verkleinern.

Wie geschrieben, immer darauf achten, das der Hund nicht ins Verhalten zurückfällt.

Zur Erklärung: Es wird vermutlich immer wieder mal ein aufflammen des Verhaltens zu sehen sein, das ist normal denn im Gehirn werden für jegliches Verhalten Bahnen angelegt (einfach erklärt), diese sollen nach und nach "überschrieben" werden, das nennt sich Extinction und das ist kein einfaches vergessen, sondern ein umlernen eines ehemals "selbst beigebrachten" Verhaltens um ein Bedürfnis zu befriedigen, hier eben die Flucht und das bellen als Symptom und das Bedürfnis die Distanzierung. Das bellen ist dann so zu deuten wie:"Angriff ist die beste Verteidigung!".

Woher ich das weiß:Berufserfahrung

Meiner war anfangs auch ein riesen Angsthase - Leckerlis waren dem dann auch egal. Was mir letztendlich geholfen hat, bzw meinem Hund, war dass ich ihn einfach in genug Entfehrnung zum Pferd angebunden habe und ihn zusehen lassen habe an einer ca 5m Leine. So kann er wenn er mag näher kommen oder auch noch etwas weiter weg.

Ab und zu hab ich ihm ein Leckerchen hin geworfen. Er konnte selbst entscheiden ob er es stressbedingt wirklich essen mag oder nicht.

Das hat natürlich gedauert! Die ersten paar Tage und Wochen waren nur sehr kleine und wenig Fortschritte zu sehen. Jetzt - viele Monate später, läuft er sogar bei Ausritten nebenher. Allerdings an der Leine da er nicht 100% abrufbar ist.

Evtl hilft das ja.

Und ignoriere deinen Hund in Angst/Stress Situationen ja nicht! Das kann nach hinten los gehen. Der Hund zeigt dir deutlich dass er Angst hat, wenn du dies ignorierst bestärkt das nur seine Angst da er von dir in der Situation ja total alleine gelassen wird. Ich würde schleunigst den Trainer wechseln.

Außerdem: wenn er wirklich riesige Angst hat und sich auch nach mehreren Tagen oder Wochen nichts tut was das Training mit dem Pferd angeht - dann lass es bleiben dem Hunde zu liebe. Das muss ja dann nicht sein. Aufzwingen muss man ihm sowas ja nicht.

LG

Woher ich das weiß:eigene Erfahrung

keine große Sache draus machen, einfach den Hund mit in die Nähe nehmen, aber so dass er noch nicht panisch ist und einfach normal dein Ding machen. Er wird merken es passiert nichts schlimmes, und dann wird er mit der Zeit auch näher rangehen können und sich dran gewöhnen ohne Angst zu bekommen

Woher ich das weiß:eigene Erfahrung – Besitzerin zweier Golden Retriever

Jeder Hund hat vor anderen Dingen Angst. Ist wie bei Kindern. Das kommt mit der Zeit halt.

Ich würde den Hund zu nichts zwingen. Wenn er Pferde nicht mag muss man es akzeptieren.

Woher ich das weiß:eigene Erfahrung
Sonnenblume921  18.06.2022, 18:53

Ich hatte mal einen kleinen Hund der hat sich immer vor autos gefürchtet. Er hat sich sein ganzes Leben lang nicht daran gewöhnt. Sind immer nur auf Feldwege spazieren gegangen. Sonst war er ein glücklicher Hund.

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