Wie geht das Christentum mit Sündern um, die ihre Sünden nicht bereuen?

22 Antworten

Also bei uns (kleines katholisches Dorf) kann es zwar passieren, dass ein paar ältere Damen sich beim Kaffee-Trinken aufregen und tratschen, aber das war´s dann schon. Ich gehe mal davon aus, dass oben skizziertes Paar nicht damit hausieren geht, so würde in unserer Gemeinde nichts passieren, außer es wird offen nach außen kommuniziert und von dem Paar öffentlich gut geheißen. Dann würde es mit Sicherheit ein klärendes Gespräch geben.

An sich sind wir als Christen dazu angehalten uns in Liebe zu ermahnen, aber immer darauf bedacht zu sein, dass wir erstmal unseren eigenen Stamm aus unserem Auge entfernen sollen, bevor wir versuchen einen Splitter aus dem Auge unseres Nächsten zu ziehen. Da wir alle Sünder sind, sind wir nicht berechtigt über jemand anderen zu urteilen. Nur Gott allein steht das zu.

wolfruprecht  08.02.2018, 11:13

Das beschreibt die Praxis in katholischen Gemeinden recht gut, unabhängig was man selbst davon hält. Die Kirche selbst gibt zwar die Linie vor (=Theorie), aber redet ihren Mitgliedern so gut wie nicht drein, wie sie es dann konkret halten (=Praxis). Ist mit der Empfängnisregelung genauso. Insoweit ist die kath. Kirche in der Praxis deutlich nachsichtiger als manche Freikirchen oder evangelikale Gemeinschaften. Wohlgemerkt, ich halte diese Praxis nicht unbedingt für gut, aber so ist mal die Realität.

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Was mir gerade noch eingefallen ist: Wenn Du das ganze wissenschaftlicher betrachten willst (Antworten auf gfnet sind ja nicht wirklich zitierfähig), kannst Du mal gucken, ob Du Material zur Umfrage zur Familiensynode vor einigen Jahren findest. Da hat die katholische Kirche eine große Umfrage gestartet, wie ihre Schäfchen eigentlich in der Praxis leben - seitdem wird auch darüber gestritten, wie die Ergebnisse zu bewerten sind.

Apanatschi1 
Fragesteller
 07.02.2018, 16:58

Bisher habe ich gf lediglich als Anregung genutzt, also um ein paar Begriffe aufzuschnappen und das Ganze dann genauer zu recherchieren. Das mit der Umfrage zur Familiensynode ist ein guter Tipp. Vielen Dank.

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Hallo Apanatschi1

Die folgende Texte sind unter dem Begriff " Sünde und Gemeindezucht bekannt. Heute wird es kaum noch angewendet. Die Angst ist grösser ein "Gemeindeglied" zu verlieren, statt auf die Gebote Jesus zu hören.

Es ist auch eine heikle Sache, den vielleicht sehe ich den Splitter im Auge des anderen, aber den Balken in meinem Auge nicht.

Lukas Kapitel 6, Vers 42, Jesus sagt:

Oder wie kannst du sagen zu deinem Bruder: Halt stille, Bruder, ich will den Splitter aus deinem Auge ziehen, und du siehst selbst nicht den Balken in deinem Auge? Du Heuchler, zieh zuvor den Balken aus deinem Auge und siehe dann zu, daß du den Splitter aus deines Bruders Auge ziehest!

Math. Kapitel 18 Verse 15 - 17, Jesus sagt:

Sündigt aber dein Bruder an dir (oder gegen Gott), so geh hin und weise ihn zurecht zwischen dir und ihm allein. Hört er auf dich, so hast du deinen Bruder gewonnen. Hört er nicht auf dich, so nimm noch einen oder zwei zu dir, damit jede Sache durch den Mund von zwei oder drei Zeugen bestätigt werde. Hört er auf die nicht, so sage es der Gemeinde. Hört er auch auf die Gemeinde nicht, so sei er für dich wie ein Heide und Zöllner.

Ich wünsche Dir spannende Studien

Gruss Edgar2

Diese Situation - also die Behandlung solcher Fälle in der Christenversammlung - wird in Matthäus 18 behandelt, Verse 15 bis 17.

Die betroffenen müssen ihre Lebensweise den Gebote Gottes anpassen, um dessen Anerkennung und die Zugehörigkeit zur Christengemeinde nicht zu verlieren.

D. h., entweder Heirat oder Verhältnis beenden - ich weiß, das ist heute nicht akzeptiert, aber es geht Dir ja anscheinend um die Ansicht gemäß Christentum.

cheerio

Woher ich das weiß:eigene Erfahrung – Familienvater, 46 Jahre Ehe (ein Partner), aktiver Christ.

In den Gemeinden, die ich so kenne (katholisch und evangelisch), gibt es da keine "vorgegebene Linie". Hin und wieder kommt es vor, dass Gemeindemitglieder darauf angesprochen werden, wenn der Lebensstil nicht mit der "christlichen Botschaft" übereinstimmt - meiner Erfahrung nach betrifft das aber eher Themen wie Umweltschutz, Konsum, etc. Hier können manchmal auch wirklich fruchtbare Diskussionen entstehen (beispielsweise wenn ein Gemeindemitglied in einem Bereich arbeitet, den ein anderes Gemeindemitglied per se für "unmoralisch" hält, zb Finanzindustrie, Rüstung,...)

Ich muss allerdings auch dazusagen, dass die meisten Christen, die ich so kenne, die Sexualmoral nicht als den Kern des Christentums sehen und daher wenig Probleme damit haben, wenn erwachsene Menschen einvernehmlich miteinander schlafen.

Apanatschi1 
Fragesteller
 07.02.2018, 11:58

Das mit dem Sex war auch nur ein Beispiel. Also werden die Gemeindemitglieder darauf aufmerksam gemacht aber nicht irgendwie ausgeschlossen und diskriminiert oder bestraft?

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oelbart  07.02.2018, 12:03
@Apanatschi1

Zumindest habe ich noch von keinem dieser Fälle gehört. (Und wie gesagt, auch das "aufmerksam machen" kommt vor allem im Falle von unverheirateten Paaren eher selten vor)

Ich würde allerdings nicht ausschließen, dass es in konservativeren Gegenden etwas anders läuft. Ich kenne zb polnische Pfarrer, denen ich durchaus zutrauen würde, unverheiratet zusammenlebenden Pärchen die Kommunion zu verweigern. (vorausgesetzt, sie wüssten davon)

Es kann übrigens auch hierzulande Probleme geben, wenn einer der Partner bei der Kirche angestellt ist/angestellt werden will. Dann kann ein Lebensstil, der offensichtlich gegen die "Kirchenmoral" geht, ein Kündigungsgrund sein. (zumindest früher haben deshalb viele angehende Religionslehrer/innen zum Ende des Studiums rasch geheiratet)

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