Wenn Roboter ein Bewusstsein entwickelt. Ist es dann ein Lebewesen mit Gefühlen, etc.?

6 Antworten

Schon vor langen Jahren hatte unser damaliger KI-Informatikprofessor eine sehr gute Definition von "Intelligenz" und "Bewusstsein": Intelligent ist ein System dann, wenn es ein hinreichend gutes Modell der realen Welt besitzt, um diese soweit simulieren zu können, dass es die Auswirkungen potentieller eigener Handlungen korrekt beurteilen kann.

Und "bewusst" ist es, wenn es diese Simulationen in Echtzeit ausführen kann, um sich in der realen Welt tatsächlich auch zielführend verhalten zu können.

Auf gut deutsch: wir sind intelligent und bewusst, weil unser Gehirn über genügend Weltwissen und "Rechenpower" verfügt, so dass wir vorausschauend planen und handeln können. Selbstbewusst sind wir, weil wir uns selbst als handelnden Agenten in diesem Weltmodell miteinschließen können.

Nimmt man diese Begriffsdefinitionen ernst, dann hat "Leben" mit beidem zu tun: Ein Lebewesen muss intelligent genug sein, um sich in der realen Welt zurechtfinden zu können. Und es muss zumindest ein so winziges Stückchen an Bewusstsein besitzen, dass es in soweit zielgerichtet handelt, um seine Art erhalten zu können.

Die interessantere philosophische Frage ist die umgekehrte: Kann Intelligenz und Selbstbewusstsein existieren, ohne dass ein solcher Art System gleich "leben" muss?

Nüchtern betrachtet ist das die falsche Frage, denn "Leben" ist nach allem zuvor Gesagten nur eine Interpretation. Eine intelligente und sich seiner selbst bewussten Maschine würde ja erkennen, dass sie auch Vorkehrungen treffen muss, um sich selbst zu erhalten -ebenso, wie wir Menschen Vorkehrungen treffen, um "am Leben zu bleiben" (=als Individuum und als Art).

Würde eine solche Maschine also dasselbe Ziel verfolgen, um seine Existenz abzusichern (=als Individuum und als Art), dann wären dies zwar vielleicht Vorkehrungen anderer Art, aber eben letztlich mit dem identischem Ziel: "am Leben zu bleiben". D.h.: Wahrscheinlich müssten wir also den Begriff "Leben" einfach nur umdefinieren von seinem jetzigen "menschlichen Zentrismus" und einem solchen künstlichem (intelligenten und selbstbewusstem) System dann ebenso zubilligen.

(Dass uns diese Vorstellung nicht sonderlich gut gefällt, hat eigentlich nur mit unserer menschlichen Hybris zu tun, dass wir unbedingt "etwas besonderes" in diesem Universum sein wollen: Früher wollten wir uns unbedingt als Mittelpunkt des Universums verstehen, um den sich alles dreht -und als Galileo Galilei diese astronomische Vorstellung widerlegte, wäre er um ein Haar auf dem Scheiterhaufen verbrannt worden; dann wollte der Mensch zumindest noch direkt von Gott erschaffen worden sein; bis Charles Darwin dann nachwies, dass wir schlichtweg ein Ergebnis eines Millionen Jahre langen Evolutionsprozesses sind (was einige Menschen bis heute noch nicht akzeptieren können und Darwin abgrundtief hassen. Darwin selber war aus den Erfahrungen Galileis schlau genug und hat seine Evolutionstheorie erst posthum vollumfänglich veröffentlichen lassen). Und heute? Da klammern wir uns noch daran, dass wir wenigstens "etwas besonderes" in Sachen bewusster Intelligenz sind. Wer auch immer diese letzte Hybris zerstört, dürfte also auch einen ziemlich schweren Stand haben..)

Künstliche Intelligenz wird von menschlicher Intelligenz produziert. Dazu braucht der Mensch ein Bewusstsein. Dieses ist also immer höher zu bewerten als Intelligenz.

Bewusstsein ist das Wesen menschlicher Existenz, unvergänglich, nicht produzierbar, nicht reproduzierbar.

"Künstliche Intelligenz" ist ein euphemistischer Begriff für ein intelligenzfreies Gerät, eine Maschine, die ohne Strom völlig "tot" ist. Auch mit Strom bleibt sie tot im biologischen Sinne.

Deine Frage geht von falschen Voraussetzungen aus.

Nur diejenigen werden Robotern ein Bewusstsein zusprechen, deren menschliche Intelligenz (MI) erfolgreich der künstlichen Intelligenz (KI) angeglichen wurde.

Das dialogische Miteinander von Menschen, das die Ebene des algorithmisch Abbildbaren grenzenlos übersteigt, wird technisch simuliert. Dabei bleibt aber das Roboterbewusstsein immer das, was Menschen dafür halten.

Die schleichende Eingrenzung des menschlichen Bewusstseins macht z.B. in der Altenpflege beachtliche Fortschritte.

So kann angeblich die Masse der nicht mehr produktiven Alten – ich gehöre zu ihr – wohl nur noch durch Roboter "roboterhuman" der Entsorgung zugeführt werden.

https://www.youtube.com/watch?v=UMWkSQz3aOo

Unter "Lebewesen" versteht man normalerweise ein biologische Einheit, die sich (ggf. mit Partnern) biologisch selbst fortpflanzen kann. Das wär ein Roboter nicht: das Wesentliche an Robotern ist, dann man sie bauen und kopieren kann: 1 Exemplar wird mit großem Aufwand trainiert, und das Gelernte dann 10'000e-mal kopiert.

"Bewusstsein" ist eine Selbst-Simulation, und man nimmt an, dass so was immer notwendig ist für fortgeschrittene Steuerungen. Also ja, wir müssen unsere Roboter mit Bewusstsein ausstatten, sonst können sie nicht sinnvoll arbeiten.

"Gefühle" - das weiss ich nicht, eher nicht: ich sehe (noch?) nicht, wieso ein Roboter Gefühle brauchen würde. Ausgenommen allerdings das "User Interface" - wo der Roboter mit Menschen umgehen soll, da muss er die Gefühle der Menschen erkennen und passend reagieren können. Und umgekehrt könnte es auch erforderlich oder zumindest hilfreich sein, dass der Roboter den Menschen seinen Zustand als "emotionalen Ausdruck" anzeigen kann, z.B. "freundlich", "ängstlich/Gefahr droht", "aufmerksam", "kaputt" ...

"Individuum" - der Roboter ist kein Individuum, er ist identisch kopierbar und austauschbar. In dem Moment, wo die einzelne Maschine zu einem unersetzlichen Einzelstück wird, das für immer verloren geht wenn es zerstört werden würde, dann ist es IMHO kein Roboter mehr sondern ein Wesen oder Kunstwerk von Wert.

Wieso denkst Du, dass eine KI menschliche Intelligenz übersteigen kann ?

Ein Lebewesen ist es, sobald es sich biologisch fortpflanzt.

KI kann die menschliche bei weitem übersteigen und parallel völlig ohne Weltwissen sein.