Welches dieser Länder hat das bessere/beste "Sozialsystem"?


31.08.2020, 19:57

Ach ja am liebsten mit (sachkundiger) Begründung

Das Ergebnis basiert auf 9 Abstimmungen

Norwegen 44%
Schweden 33%
Finnland 22%

3 Antworten

Vom Fragesteller als hilfreich ausgezeichnet

Wenn man deine Fragen beantworten will, muss wohl jeder spekulieren, welches Land in den von dir genannten Punkten das "beste" ist. Ich z.B. kenne nur die norwegischen Verhaeltnisse, die schwedischen und finnischen nur vom Hoerensagen. Man geht immer davon aus, dass Norwegen auf Grund des Oelfonds als der reichste der 3 Staaten auch der grosszuegigste ist. Ob das tatsaechlich so ist, kann ich nicht beurteilen. Vieles ist jedenfalls strikter als in Deutschland.

Beide Partner arbeiten meistens Vollzeit. Kinder werden ueberwiegend schon mit 8 Monaten in den Kindergarten zur Ganztagsbetreuung gegeben. Ohne weitere Familie (Oma, Opa, Tante , Onkel) oder nette Nachbarn ist es schwer bis unmoeglich, den gesamten Alltag zu organisieren, denn u.a. Vereinssport samt dazugehoerige Feiern werden ganz gross geschrieben - und die Wege sind weit.

In die Pflege wird viel investiert, der Pflegeschluessel ist wesentlich besser als in Deutschland.

Die Kinder gehen gern in die Schule, aber das Niveau ist erschreckend niedrig. Mir ist aufgefallen, dass viele Abiturienten sehr schlechtes Norwegisch schreiben und eine unglaublich schlechte Allgemeinbildung haben.

Sandlerkoenig07  21.10.2020, 10:04

Dem letzten Absatz ist uneingeschränkt zuzustimmen. An der TU, an der ich studiert habe, gab es einige skandinavische und finnische Studenten. Alle haben nach rel. kurzer Zeit das Studium "geschmissen" aufgrund mangelnder Mathematik- und Physik-Leistungen (nur einer hielt durch, ein Finne). Man muß dazu allerdings auch sagen, dass gut 40% der Deutschen ebenso scheiterten und sich andere Fächer suchten.

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mineralixx  23.10.2020, 22:03
@Sandlerkoenig07

Habe ich auch so erlebt! Es sieht so aus, als solle die Schule den Kindern dort vor allem "Spaß machen" - Leistungen v.a. in Mathematik und Naturwissenschaften bleiben auf der Strecke.

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Schweden

Schwedens Sozialsystem ist - im Gegensatz zu Deutschland – dadurch gekennzeichnet, dass ausnahmslos alle Bürger einbezogen und die Versicherungen durch die öffentlichen Systeme finanziert werden. Die Ansprüche der Versicherten sind individuell und werden nicht vom Familien-versorger abgeleitet. Es gibt also keine Möglichkeit, Familienangehörige mitzuversichern, da diese über ihre eigene, personenbezogene Versicherung verfügen. Dieses System gewährleistet eine Umverteilung zugunsten der Schwächeren: Personen mit höherem Einkommen zahlen mehr ein als solche mit einem geringen Einkommen und führen dem System dadurch höhere Beiträge zu, die letztendlich allen zugute kommen. Auch im schwedischen Modell gibt es eine Beitragsbemessungsgrenze, die in regelmäßigen Abständen neu festgelegt wird. Bis zu dieser Grenze sind die Beiträge progressiv gestaffelt.

Die Krankenversicherung bezieht alle in Schweden wohnenden Menschen ein und ist staatlich organisiert. Es gibt also keine privaten Krankenkassen. Die Versicherungsbeiträge werden fast vollständig vom Arbeitgeber finanziert. Die Lohnfortzahlung im Krankheitsfall beträgt zwei Wochen – abzüglich eines 1991 eingeführten Karenztages – danach bezahlt die Krankenkasse. Die Leistungen betragen – bis zu einer bestimmten Obergrenze – 80% des Einkommens. Das Gesundheitssystem wird direkt von den Gemeinden und Regionen finanziert und verwaltet. Auch andere soziale Leistungen – etwa die Alten- oder Behindertenpflege – werden in Schweden von den Gemeinden und Regionen getragen.

In den 1990er Jahren erlebte Schweden eine tiefe wirtschaftliche und soziale Krise, die zu einem Anstieg der Arbeitslosigkeit auf 13-14% führte und den schwedischen Wohlfahrtsstaat zu spren- gen drohte. Als das Haushaltsdefizit schließ auf 13% des BIP angewachsen war, sah sich die Re- gierung gezwungen, Einschnitte in den Wohlfahrtsstaat vorzunehmen. Inzwischen hat sich das Land erholt, und das System ist trotz aller Reformen intakt.

Dennoch kämpft auch Schweden mit den für eine westliche postindustrielle Volkswirtschaft typischen Problemen. Hierzu gehören:

1. die demografische Entwicklung: Aufgrund der steigenden Lebenserwartung und der mit dem Geburtenrückgang verbundenen Finanzierungsprobleme der Renten wurde eine gro- ße Rentenreform durchgeführt.

2. die steigende Anzahl von Krankschreibungen: Etwa 2-3% der schwedischen Beschäftigten sind mehr als ein Jahr krankgeschrieben. Hinzu kommen all jene, die Krankengeld erhalten oder sich in Rehabilitierungsmaßnahmen befinden.

3. Qualitätsdefizite im Gesundheitswesen: Die Qualität im Gesundheitssektor hat sich merklich verschlechtert. Vor allem die langen Wartezeiten in den Krankenhäusern und bei den Ärzten werfen Probleme auf.

In wie weit das System auch in Zukunft tragfähig ist und in wiefern die aktuellen Probleme des Systems angegangen werden können, ist Gegenstand der schwedischen Debatte.

Das ist nicht leicht zu beantworten.

Zu Norwegen kann ich nicht so viel sagen, zu Finnland schon. Meine persönliche Erfahrung in Schweden war bis 2006...

Von Schulsystem ist Finnland sicher am stärksten. Das schwedische sehr schwach. Das Niveau eines schwedischen Abiturienten ist gelinde gesagt enttäuschend.

Das finnische Gesundheitssystem funktioniert gut, hat aber Schwächen. Nicht lebensbedrohliche Operationen können sehr lange auf sich warten lassen, Zuzahlungen bei Zahnärzten und Augenärzten sind enorm. Das Grundniveau ist aber bestens abgedeckt. Das schwedische kann ich nicht beurteilen, Ärzte und Krankenschwestern werden aber deutlich besser bezahlt als in Finnland.

Woher ich das weiß:eigene Erfahrung – Sowohl finnischer als auch deutscher Staatsbürger