Welcher Wendepunkt war entscheidend dass Deutschland den 2. Weltkrieg verlor?

11 Antworten

Allgemein gilt der Russlandfeldzug, im Besonderen die Niederlage der Deutschen bei Stalingrad als der Wendepunkt. Dieser wäre aber punktuell fehlbewertet. Ich stimme den Diskursteilnehmern zu, dass Hitler auch mit einem "Sieg" bei Stalingrad nicht erfolgreich gewesen wäre. Er hätte einfach noch mehr zerstört, und wäre schließlich selbst irgendwann genauso besiegt worden.

Allgemein war Hitlers Größenwahn, sich mit der gesamten Welt anzulegen, der Grund für seinen Untergang, und den Hitlerdeutschlands.

Ich persönlich bin der Auffassung, hätte Hitler sich mit den sogenannten "Rosenkriegen" begnügt, also den Einmärschen und Eroberungen in Deutschlands Peripherie, dann hätte er eine reelle Chance gehabt, "heil" davonzukommen, aber selbst hier wären die Nazis irgendwann nicht mehr gut gelitten gewesen. Der einzige Vorteil war hier, dass es damals noch vergleichsweise viele Volksdeutsche in den Nationen der deutschen Peripherie gab.

Zur unmissverständlichen Verdeutlichung meiner Meinung : Ich bin der Auffassung, Hitler hätte überhaupt keinen Krieg führen dürfen, und nicht einmal in Österreich einmarschieren dürfen.

Die Niederlage von Stalingrad war ein weiterer Baustein für die Niederlage, der Nationalsozialisten aber der Krieg wäre auch ohne Stalingrad nicht zu gewinnen gewesen. 

Der entscheidende Punkt für den "Untergang" der Wehrmacht und somit auch der NS Herrschaft wurde bereits im Vorfeld zum Russlandfeldzug gelegt. Sicher zu sein, die Sowjetunion bis zum Winter 1941 überrannt zu haben war ein Genickbruch der bereits wenige Wochen nach Beginn von Unternehmen Barbarossa seinen Anfang fand. Die Schlacht um Minsk hat die Wehrmacht gut 40 % ihrer Panzerwaffe gekostet und somit bereits signalisiert dass das vorgegebene Ziel nicht erreichbar sein dürfte. Zudem hielt man die Möglichkeiten an Reserven und Kriegsmaterial in diesem Ausmaße auf Seiten der Russen nicht einmal im Ansatz für möglich! Für ebenso unmöglich hielt man das Durchhaltevermögen der sowjetischen Soldaten, welche entweder durch den Druck Stalins (Todesstrafe) oder aufgrund ihres bolschewistischen Fanatismus bis zum äußersten kämpften. Diesen Einsatz hielt man allem Anschein nach nur auf Seiten der "Herrenrasse" für möglich!

Letztendlich kann man feststellen, dass die Kapitulation der 9. Armee in Stalingrad ein Symbolbild für die Vernichtung aller nationalsozialistischen Träume im Osten geworden ist und natürlich auch ein Faktor war, der die folgenden Schlachten gegen die Sowjets verkürzte. Psychologisch gesehen machte die Nachricht über die Vernichtung der 9 Armee in Deutschland natürlich nicht nur in der Führung die Runde sondern erreichte natürlich auch nach einiger Zeit das Volk. In Kreisen der Wehrmachtsführung wusste man schnell welche Bedeutung diese Niederlage hatte und das die Sowjets nicht mehr aufzuhalten waren (Hitler wollte davon allerdings nicht wissen, daher hielt man sich mit Meinungen dazu zurück). Die Niederlage von Stalingrad hatte somit in den Köpfen des überwiegenden Teil der Deutschen erstmals die Angst aufkommen lassen das der Krieg verloren sei. Aus dieser Sicht könnte man argumentieren das die Niederlage von Stalingrad "der Wendepunkt in den Köpfen" im Reich war.

Woher ich das weiß:Studium / Ausbildung – Geschichte Schwerpunkt Deutsches Reich / Nationalsozialismus
Monazit  25.02.2023, 20:08

Gute Einschätzung zu dem Thema; ich teile die Ansicht.

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Das hier war eigentlich das Ende. Alles danach war Mord am Volk

https://de.wikipedia.org/wiki/Operation_Bagration

dazu noch der Krieg an mehreren Fronten

tanztrainer1  16.12.2022, 13:35

Es ging doch schon damit los, dass der Russland-Feldzug gestartet wurde, also schon wesentlich früher.

Ein Krieg mit mehreren Fronten geht eben sehr selten gut aus. Und wieder mal aus der Geschichte nichts gelernt. Man hätte sich nur überlegen müssen, wie es dem 'großen' Napoleon in Russland ergangen war.

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Shibejo  26.12.2022, 20:33
@tanztrainer1

Zur Zeit des Krieges gegen Russland ist Deutschland lediglich in einem Krieg mit Großbritannien gewesen. Frankreich war schon besiegt und meines Wissens hat es lediglich afrikanische Kämpfe und Bombardements seitens GB gegeben, jedoch ein 2 Frontenkrieg gab es erst seit dem D-Day. Hitler hatte diverse Fehlentscheidungen. U.a. das Stoppen der Panzer vor Dünnkirchen, wo GB moralisch sich anders entwickelt hätte, weil dort in 6-stelliger Zahl Soldaten hätte vernichtet werden können, Hitlers Blitz-Krieg Pläne gegen die Sowjetunion utopisch angesichts der schieren Landmasse und dem Existieren des Krieges gegen GB einfach zu Riskant gewesen ist. Mit einer besiegten Westfront und einem gemeinsamen Krieg auf die Sowjetunion mit Japan hätte sicherlich andere Ergebnisse gebracht. Hitler hatte eben einen Erfolgswahn und oft nicht auf die Empfehlungen der Generalität gehört. Auch bezüglich Stalingrad sollte ihn abgeraten worden sein. Auch das Nichtexistieren (mein Gedanke jetzt) eines Bündnisses mit Türkei war eventuell nicht ganz schlau. Stell mal sich einer vor, eine Blitzkriegoffensive einmal von dem bekannten Orten 1941 aus und dann dem Vordringen in die Sowjetunion aus der Türkei heraus hätte die Wehrmacht viel schneller in gewisse Gebiete gebracht, welches vielleicht sogar effektiver gewesen wäre. Aber das ist wohl eine Schnapsidee eher

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Das Jahr 1933. Als die wahnsinnigen Deutschen den Wahnsinnigsten zu ihrem Führer bestimmten.

Aus Meiner Sicht bereits die Luftschlacht um England.

Polen und Frankreich waren ja besiegt, so dass England damals relativ isoliert war gegen das deutsche Reich. Zwar hatten die Briten noch ihr weltweites Imperium hinter sich, doch das bröckelte auch bereits (in Indien verweigerte z. B. Gandhi ganz ohne Gewalt den Briten ihr angebliches Herrenrecht).

Bei einer erfolgreiche Invasion der Insel wäre die britische Armee rasch besiegt wurden, da die Engländer erstens keine so guten Landsoldaten sind und zweitens auch zahlenmäßig weniger gewesen wären als die deutschen. Dann hätte es keine Westfront gegeben und Deutschland / Italien hätten nicht nur ihre ganzen Kräfte für den Krieg im Osten und in Afrika nutzen, sondern auch das britische Industriepotential nutzen können.

Der zweite Kardinalfehler war der Haltebefehl vor Moskau, auch relativ früh bereits, im Dezember 1941. Hitler wollte nicht den Fehler Napoleons wiederholen. Dadurch, dass es den Sowjets gelang, ihre Industrie sehr schnell, innerhalb nur weniger Monate in den Ural zu verlegen, war der Krieg bereits entscheiden. In Afrika scheiterten zu dieser Zeit etwa die Italiener trotz großer zahlenmässiger Übermacht an den britischen und australischen Truppen und selbst das später Eingreifen Rommels mit einer kleinen Truppe konnte das italienische Debakel nicht mehr verhindern.

Als die USA Deutschland und Italien den Krieg erklärten, stand das Ergebnis bereits fest. Dass Deutschland ab dann trotzdem noch über drei Jahre lang der halben Welt trotzen konnte und nicht innerhalb weniger Monate zusammenbrach wie man im Ausland erwartete, zählt zu den Kuriositäten der Militärgeschichte. Eine Kuriosität, die aber viele Zivilisten (Bombenterror gegen Deutschland, Partisanenkrieg usw.) mit dem Leben bezahlen mussten.