Welche Textart ist Bibelstelle ,,Mose und der brennende Dornbusch?

3 Antworten

Hallo NewFaceBorn,

eine Übersicht über Textgattungen allgemein findest du in dem Link::

http://online-lernen.levrai.de/deutsch-uebungen/textgattungen/01_textgattungen.htm

In der Dornbuschgeschichte wird allerdings kein historisches Ereignis protokolliert, sondern der orientalische Schriftsteller will mit deutlichen Bildern eine Glaubensaussage machen: Wer ist Jahwe für das Volk Israel?

Zur Textgattung: Es handelt sich (siehe Kriterien aus dem Link) um einen narrativen (= erzählenden) fiktionalen Text, genauer: Epik. Darunter dürfte er dann einzuordnen sein als Legende oder/und Sage.

Aus deiner Auswahl könntest du nehmen: Wundergeschichte, Legende.

Die anderen Begriffe Mythos,Gleichnis, Ermahnung, Vision treffen nicht zu.

Speziell zu Vision: Das könnte man nur als solche bezeichnen, wenn historisch feststeht, dass Moses eine Vision hatte. Zur Historizität hatt ich aber schon was gesagt.

Hamburger02  01.12.2015, 15:15

Dass der Dornbusch eine Vision war, wird in der Bibel schon angedeutet (2. Mose 3):

"Da erschien ihm der Engel des HERRN in einer Feuerflamme mitten aus einem Dornbusche; und er sah: und siehe, der Dornbusch brannte im Feuer, und der Dornbusch wurde nicht verzehrt. Und Mose sprach: Ich will doch hinzutreten und dieses große Gesicht sehen, warum der Dornbusch nicht verbrennt."

- Gesicht ist ein anderer Ausdruck für Vision
- grundsätzlich wurden sämtliche Visionen von Mose bis Johannes vom Engel des HERRN, also Gabriel, gebracht.
- "und er sah: und siehe" ist eine typische Formulierung im Zusammenhang mit Visionen

Das ganze fand laut meiner außerbiblischen Quelle im Jahre 1377 v.Chr. statt.

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Nadelwald75  01.12.2015, 21:36
@Hamburger02

Hallo Hamburger02,

was du schreibst ist inhaltlich so in Ordnung unter der Voraussetzung, dass diese Vision tatsächlich stattgefunden hat und es dem Schreiber auf die historische Darstellung ankam.

Das möchte ich offen lassen. Zunächst ist der Text einmal eine Glaubensaussage.

Ich gehe dagegen davon aus, dass der Text selbst keine Vision ist, sondern eine Vision schildert bzw. von ihr berichtet. Der Begriff "Vision" selbst ist keine Textgattung. Und danach hatte der Fragesteller sich erkundigt.

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Hamburger02  02.12.2015, 08:32
@Nadelwald75

....unter der Voraussetzung, dass diese Vision tatsächlich stattgefunden...

Ich behaupte, sämtliche in der Bibel geschilderten Visionen haben tatsächlich stattgefunden. Das gilt vom Dornbusch bis zur Offenbarung des Johannes.

Ich gehe dagegen davon aus, dass der Text selbst keine Vision ist, sondern eine Vision schildert

Ich gehe dagegen davon aus, dass der Text selbst keine Vision ist, sondern eine Vision schildert

Das ist trivial und trifft auf alle Visionen zu. Sämtliche Porphetenberichte sind Schilderungen von Visionen. Allerdings ist nicht jede Vision apokalyptisch.

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Nadelwald75  02.12.2015, 09:39
@Hamburger02

Hallo Hamburger02,

ich glaube, wir reden da aneinander vorbei. Was du über Visionen sagst, bestreite ich ja gar nicht. Ich meine aber, dass das nicht das Thema der Ausgangsfrage ist.

Die lautete: Welche Textart ist die Bibelstelle ......

Eine Vision kann, wie du selbst sagst, in einem Prophetenbericht ausgedrückt werden. Man kann sie auch in einem lyrischen Text ausdrücken (Hildegard von Bingen), man kann sie in einem Gedicht, einem Hymnus, einer Sage formulieren. Das sind dann Textgattungen.

Aber "Vision" ist keine Textgattung.

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Hamburger02  02.12.2015, 13:55
@Nadelwald75

Nach Textgattung wurde auch nicht gefragt, sondern nach Textart und da gibt es laut Fragesteller folgende Auswahl (lesen hilft manchmal weiter):

"Ich habe diese Textarten zur Auswahl: Wundergeschichte Mythos Legende Gleichnis Ermahnung Vision"

Von diesen Vorgaben trifft eindeutig Vision und nichts anderes zu.

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helmutwk  02.12.2015, 14:18
@Hamburger02

Dass der Dornbusch eine Vision war, wird in der Bibel schon angedeutet (2. Mose 3):

Also ich lese da nur, dass JHWH dem Mose ganz real erschien und nicht in einer Vision. Hast du das mit dem "Gesicht" aus der Lutherbibel?

- "und er sah: und siehe" ist eine typische Formulierung im Zusammenhang mit Visionen

1.Ms 26,8 Und es geschah, als er längere Zeit daselbst gewesen war, da blickte Abimelech, der König der Philister, durchs Fenster, und er sah, und siehe, Isaak scherzte mit Rebekka, seinem Weibe.

Das ist eindeutig keine Vision, und das gilt für die Mehrzahl der Fälle von "sah und siehe". "Und siehe" ist ein hebräischer Ausdruck, der etwas hervorheben soll, und natürlich wird bei Visionen meist hervorgehoben, was jemand sah. Das macht den Ausdruck aber noch nicht zu einem Marker für Visionen.

So wie 2.Ms 3 geschrieben ist, hat der Dornbusch wirklich gebrannt und war keine bloße Vision.

Das ganze fand laut meiner außerbiblischen Quelle im Jahre 1377 v.Chr. statt.

Also ich kenn ja die (von Finkelstein widerlegte) Datierung auf ca. 1250, und die auf ca. 1440 - aber welche Quelle datiert (mit welcher Begründung?) auf 1377?

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Hamburger02  02.12.2015, 18:11
@helmutwk

Also ich lese da nur, dass JHWH dem Mose ganz real erschien und nicht in einer Vision. Hast du das mit dem "Gesicht" aus der Lutherbibel?

Nein, Gesicht ist die deutscher Übersetzung von Vision. In moderneren Bibeln wird das teils falsch übersetzt (Schlachter: "Erscheinung") oder teils ganz unterschlagen (Neue Evangelistische). Luther und Elberfelder übersetzten korrekt mit Gesicht. Aus wikipedia ("Vision"):
"Ein bereits im Mittelhochdeutschen gebräuchliches Synonym war „Gesicht“ (Plural „Gesichte“, im Sinne von „Gesehenes“).[2]"

Im Buch Daniel kommt Vision (hebr. hazon) etwa 30 mal vor und wird laut Deutscher Bibelgesellschaft mit "Gesicht" übersetzt.

Das macht den Ausdruck aber noch nicht zu einem Marker für Visionen.

Das alleine wäre kein ausreichender Beleg, aber im Zusammenhang mit Gesicht und dem Engel des HERRN ist das fast schon klar. Den eigentlichen Beweis muss ich wegen der Gefahr des Ideenklaus leider noch zurückhalten.

...hat der Dornbusch wirklich gebrannt und war keine bloße Vision.

Das ist eine Frage der Interpretation. Nach meiner schien es so, als brenne der Dornbusch und deshalb wurde er auch nicht verzehrt.

Also ich kenn ja die (von Finkelstein widerlegte) Datierung auf ca. 1250, und die auf ca. 1440 - aber welche Quelle datiert (mit welcher Begründung?) auf 1377?

Das Datum des Auszuges aus Ägypten ist völlig unklar und umstritten. ca. 1250 beruht ausschließlich auf der bibl. Aussage, die Hebräer mussten in Pi-Ramesse (Stadt des Ramses) Fronarbeit leisten. Daraus schlossen Gelehrte, der Auszug müsse unter Ramses II stattgefunden haben. Wie du schon sagst, hat Finkelstein dieses Datum aber gut widerlegt.
Das Datum 1440 kommt durch Berechnung zu stande, weil in der Bibel steht, zwischen Auszug und Tempelbau Salomos lagen 480 Jahre. Diese Rechnung ist aber äußerst wackelig und mit vielen Unsicherheiten behaftet.

Nach meinen Recherchen erfolgte der Auszug im Jahre 1376 unter Amenophis III, den Dornbusch habe ich von da aus zurückgerechnet. Die Begründung dafür würde hier viel zu weit führen. Sie hat aber u.a. mit ägyptischen Schriften zu tun, deren Querverbindung zu den Israeliten den Ägyptologen nicht auffällt und Bibelwissenschaftler bzw. Theologen kennen offensichtlich diese Schriften nicht. Und nebenbei: obwohl ich bekennender Atheist bin, muss ich selber erstaunt zur Kenntnis nehmen, wie präzise die Bibel teilweise doch bei historischen Schilderungen ist.

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Das ist erst mal ne Wundergeschichte (normalerweise verbrennt ja, was brennt), nur die anschließende Diskussion mit Gott wär wohl was anderes.

Mythos ist etwas, das nicht so passiert ist, aber eine tiefere "wahre" Bedeutung enthält, angesichts der Wirkungsgeschichte des Textes unwahrscheinlich. Legende passt besser, Gleichnis gar nicht, das da jemand ermahnt wird wär mir neu, und obs ne Vision war, ist Ansichtssache.

Bleiben also Wundergeschichte, Legende oder Vision. Von der Begrifflichkeit her könnte es auch alles drei zugleich sein, aber die Hausaufgabe besteht darin, dass du dich entscheiden musst. Echt blöd, aber so ist Schule manchmal. ;) Lies mal im Religionsbuch bzw. Unterrichtsmaterial nach, ob da was steht, wonach du dich richten kannst, ansonsten versuch, ne Begründung für deine Entscheidung zu finden. Denn wenn du zu nem anderen Ergebnis kommst als dein Lehrer, dann wenigstens logisch begründet ;)

666Phoenix  01.12.2015, 19:23

(normalerweise verbrennt ja, was brennt),

Was ist "normal" in der Bibel?? :-)

"Normalerweise" werden Leute, die am Kreuz hingerichtet wurden, nicht wieder lebendig!

"Normalerweise" stehen Leute, die tot sind und bereits in den Verwesungsgeruch übergegangen sind, auch nicht wieder alleine auf! 

"Normalerweise".....

...

...

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helmutwk  02.12.2015, 13:57
@666Phoenix

Eben. Deshalb wird so was ja Wunder genannt (darüber kann mensch sich wundern), oder Zeichen Gottes (der eben mal anders handelt als Er es normalerweise tut).

Und anders als du anscheinend denkst, gibt es in der Bibel auch viele Geschichten, in denen es normal zugeht.

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Nach meinen Forschungen gehört der brennende Dornbusch eindeutig zu den Visionen.

helmutwk  01.12.2015, 12:51

Nach meinen Forschungen gehört der brennende Dornbusch eindeutig zu den Visionen.

Äh: wie lässt sich so was erforschen?

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Hamburger02  01.12.2015, 14:42
@helmutwk

Dass du da stutzt, kann ich nachvollziehen.

Meine Forschungen beschäftigen sich mit der Frage, wie kamen die biblische Visionen zu Stande. Wichtigste Grundlage dafür sind die Prophetenberichte, die alleine aber nicht ausreichen. Diese enthalten allerdings Informationen, die bislang mehr oder weniger als unbedeutend vernachlässigt wurden, die bei mir aber eine entscheidende Rolle spielen.
Beispiel:
"Am 24. Tage, im elften Monat, das ist der Monat Schebat, im zweiten Jahre des Darius, geschah das Wort Jehovas zu Sacharja, dem Sohne Berekjas, des Sohnes Iddos, dem Propheten!....."

Nun habe ich durch reinen Zufall, als ich im Zusammenhang mit einem anderen Thema zur Bibel recherchierte, ein außerbiblisches Dokument entdeckt, das bislang ebenfalls ohne Beachtung geblieben ist, das aber genaue Auskunft darüber gibt, was an jenem Tag tatsächlich geschah. Das ist allerdings in einer Sprache verfasst, die nur die allerwenigsten Historiker beherrschen, im Gegensatz zu mir. Alleine die Übersetzung dieser Quelle hat mich gut 3 Jahre Freizeit gekostet.


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666Phoenix  01.12.2015, 19:25
@Hamburger02

Alleine die Übersetzung dieser Quelle hat mich gut 3 Jahre Freizeit gekostet.

Meine Hochachtung für soviel Stehvermögen!

Aber hier meine Frage: was hast Du nun davon?

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Hamburger02  01.12.2015, 20:34
@666Phoenix

Gute Frage, abe ich mir auch schon gestellt.

Letztlich beschert es eine Menge angenehmer Gefühle:
- es macht Spass, sich in unbekanntes Gebiet zu begeben und sich von unerwarteten Entdeckungen überraschen zu lassen. Das kann ein fremder Kontinent oder ein weißer Fleck auf der Landkarte des Wissens sein.
- ein orgsamusgleiches Gefühl, wenn man plötzlich DEN Gedankenblitz hat, der plötzlich alles ganz klar und präzise erscheinen lässt, wenn quasi die Milchglascheibe schlagartig durch eine Lupe ersetzt wird: "Heureka, ich habs!".
- Anerkennung durch Fachleute. Habe meine Arbeit international anerkannten Fachleuten zur Begutachtung vorgelegt und mir wurde eine seriöse wissenschaftliche Arbeit sowie viel Fleiß bestätigt.
- Freude darüber, endlich ein Thema gefunden zu haben, bei dem man weiter ist als die gesamte Fachwelt ist und darüber ein wissenschaftlich fundiertes Buch schreiben kann.
- eine große Vorfreude, wenn ich u.a. veröffentliche, was genau unter einer Vision zu verstehen ist und wie diese zustande kommt. So viel sei verraten: dahinter steckt eine ganz bestimmte Technik, die durchaus der Esoterik zugerechnet werden kann. Kennt man erstmal diese Technik, findet man viele Stellen in der Bibel, die genau darauf verweisen, aber nie genau sagen, worum es geht. Das sind überwiegend ebenfalls relativ unbeachtete Stellen, da sie theologisch nicht viel hergeben. Man fragt sich teils, warum das da überhaupt steht. Aber das hat schon seinen Grund. Erst im Zusammenhang mit meiner Quelle eröffnet sich der Sinn. Mit dieser Technik kann praktisch jeder, der will und sich damit beschäftigt, zum Propheten werden.

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