Welche Probleme hatten die Zeitgenossen Jesu und welche Probleme haben die Leute heute mit der Botschaft von Jesus?

6 Antworten

Die Probleme von damals und von heute unterscheiden sich gar nicht so wesentlich.

Damals wie heute gab es Menschen, die Jesu Botschaft glaubten, sowie solche, die ihr nicht glaubten. Und die Probleme mit Jesus hatten damals hauptsächlich die Religiösen — im Grunde genau wie heute auch.

Jesu Zeitgenossen in Israel hatten das Problem (das sie vielleicht selbst gar nicht als Problem wahrgenommen haben), dass sie zu verschiedenen Themen eine falsche religiöse Vorstellung hatten. Dies betrifft sowohl Jesu Gegner als auch seine Anhänger.

Die Rabbis und Schriftgelehrten nach der babylonischen Gefangenschaft bis in die Zeit Jesu hinein (oder auch noch danach) übertrieben nach einer anfänglich guten Motivation.

Man überlegte sich, wie es zur babylonischen Gefangenschaft kommen konnte und warum Gott sie dort hinein gegeben bzw nicht davor bewahrt hatte. Das Ergebnis der Überlegungen war: Sie waren Gott nicht treu gewesen und hatten seine Gebote nicht genügend gehalten. Nun wollten sie die Gebote genau einhalten und machten zusätzliche Gebote, damit wenigstens Gottes Geboten gehalten wurden, selbst wenn man die zusätzlichen Gebote etwas überschritt. Das führt dazu, dass es z.B. zu Gottes Gebot, "du sollst den Sabbat heiligen", mehr als 1500 zusätzliche Gebote eingeführt wurden.

Diese zusätzlichen Gebote waren ein Problem, denn die Entartung führte dazu, dass sie irgendwann über die Heilige Schrift gestellt wurden und man teilweise Gottes Gebote brach, um die eigenen zu erfüllen. Dies klagte Jesus auch an.

Damit hing auch das Problem zusammen, dass mehr wert auf das formale halten der Gebote gelegt wurde als auf die Liebe zu Gott und die Nächstenliebe. Dies zeigt sich auch in verschiedenen Geschichten der Evangelien, in denen Jesus Menschen am Sabbat heilt und damit Gebote der Menschen bricht. Jesus erklärt dies damit, dass es wichtiger ist, jemanden zu retten bzw. jemanden Liebe zu erweisen, als am Sabbat nicht zu arbeiten.

Ein weiteres Problem war eine falsche Vorstellung vom angekündigten Messias. Jesus erfüllte als Messias zwar die Erwartungen und Prophezeiungen der Heiligen Schrift, nicht aber die Vorstellungen der Menschen vom Messias.

In Bethanien hatte Jesus beispielsweise Lazarus vom Tode auferweckt. Daraufhin glaubten in der Gegend viele, dass er der Messias ist. Dann ritt er nach Jerusalem ein und die Menschen erwarteten, dass er nun sein Königreich aufrichten würde. Sie jubelten ihm zu, wie es in der Heiligen Schrift stand, dass man dem Messias zujubeln muss, wenn er kommt. Jesus verließ aber Jerusalem wieder ohne sein Königreich aufgerichtet zu haben, was wohl bei vielen zu einer Enttäuschung führte. Vermutlich glaubten dann auch einige, dass er ein falscher Messias sei. Vielleicht erklärt sich daraus (teilweise) das rufen der Menge vor Pilatus, "kreuzige ihn, kreuzige ihn!"

Sie hatten nicht verstanden, dass Jesus zweimal kommen muss, einmal um zu sterben und einmal, um sein Königreich aufzurichten.

Ein weiteres Problem bestand darin, dass die Führenden zu sehr an ihrer Macht, dem Einfluss, den sie ausüben konnten, und dem Geld hingen. Manche mochten dies einem eigentlich besseren Wissen vorgezogen haben, andere mochten tatsächlich in ihrer Meinung fest und unbelehrbar gewesen sein.

Dieses Problem gibt es heute wohl genauso.

Heute sind die Menschen teilweise fest davon überzeugt, es gebe keinen Gott und lassen sich diesbezüglich nicht belehren. Andere meinen, ihre Religion sei die richtige und lassen sich auch nicht belehren.

Wenn man nach Gott sucht, sucht man oft an der falschen Stelle beziehungsweise in falschen Religionen, Philosophien und Vorstellungen. Man macht Annahmen, die man als unverrückbar ansieht, die jedoch falsch sind und daher zu falschen Vorstellungen führt.

Ein Beispiel könnte folgendes sein: Es heißt (bei vielen Religionen inklusive Christentum), Gott ist allmächtig. Das sehe ich als Christ auch so. Das bedeutet aber meiner Meinung nach nicht, dass er alles, was man sich so ausdenkt, machen oder sein kann. In der Bibel steht beispielsweise, dass Gott nicht lügen kann. Ist daher Gott nicht allmächtig? Doch! Die Allmacht bedeutet nicht, dass er sich selbst widersprechen muss.

Man stelle sich einen Menschen vor, der perfekt in Mathe sei. Er kann alles berechnen und auch sehr schnell. Er ist sozusagen im Bereich der Mathematik "allmächtig". Wenn nun gefordert wird, er solle berechnen, das 3 = 5 sei, so kann er es nicht. Schränkt dies seine mathematischen Fähigkeiten ein? Nein, sondern es bestätigt diese, denn er macht ja in der Mathematik keine Fehler!

Ähnlich sehe ich Gottes Allmacht.

Heute stellt man mehr in Frage als damals. Damals hat wohl kaum jemand in Frage gestellt, dass es einen (oder mehrere) Gott (Götter) gibt. Heute wird dies sehr wohl in Frage gestellt. Damals wurde nicht in Frage gestellt, dass Jesu Grab drei Tage nach seinem Tod leer war. Heute wird dies durchaus in Frage gestellt.

Heute misst man der Wissenschaft einen höheren Stellenwert bei als dem Wort Gottes.

Man will da keinen Gott über sich haben. Mit dieser Vorstellung ist so etwas verbunden wie "big brother is watching you" verbunden - das will man nicht. Dazu kommt eine Vorstellung von Gott, der uns Strafen will und zu unsinnigem Einhalten von Geboten drängen will. Da macht sich der Drang des Menschen zur Freiheit breit. Nur hat man nicht im Blick, dass man bei Gott das Maximum der Freiheit hat bzw. die beste Freiheit, die man haben kann. All das hängt mit einer falschen Gottesvorstellung zusammen.

Es gibt gewiss noch viele Probleme in dem Zusammenhang, aber ich lasse es mal bei diesen.

Im 1. Jh. wurden Jesu Nachfolger als Sekte verschrien. Warum? Weil sie eifrig die gute Botschaft von Christus verkündeten:

“Wir haben nämlich festgestellt, dass dieser Mann eine Plage ist, denn seinetwegen kommt es unter allen Juden auf der ganzen bewohnten Erde zu Aufständen, und er ist ein Anführer der Sekte der Nazarẹner.“ (Apg. 24:5)

Das in diesem Text mit „Sekte“ wiedergegebene Wort lautet im Griechischen „Häresie“. Es wird angewandt auf Menschen, die etwas bekannt machen, was im Gegensatz zur meistvertretenen Meinung steht.

Somit ist eine „Sekte“ eine Gruppe, die einen Glauben vertritt, der sich von dem gemeinhin akzeptierten unterscheidet. Deshalb betrachteten die Pharisäer im 1. Jh. die Christen als Sekte — weil sich deren Glaube deutlich von ihrem unterschied. Im Klartext: für sie war Jesus der Anführer einer Sekte.

Im Gegensatz dazu werden in der Bibel die Pharisäer und Sadduzäer als Sektenvertreter bezeichnet (Apg. 15:5; 5:17). Warum? Weil sie sich einen Glauben erwählt hatten, der sich von dem, was die Bibel lehrt, unterschied.

Jesus wies wie folgt auf ihren Irrtum hin: „Geschickt setzt ihr das Gebot Gottes beiseite, um an eurer Überlieferung festzuhalten. . . . so macht ihr das Wort Gottes durch eure Überlieferung ungültig“ (Mark. 7:9, 13). Die Pharisäer meinten, sie würden die etablierte Hauptreligion praktizieren. In Wirklichkeit bildeten sie die Sekten ihrer Tage.

Heute ist das genauso: etablierte Kirchen meinen, sie würden das Wort Gottes lehren. In Wirklichkeit sind sie weit weg davon. Sie bilden die Sekten der Neuzeit, weil sie „Menschengebote“ lehren. Jesus brachte es auf den Punkt:

„Dieses Volk ehrt mich mit den Lippen, doch ihr Herz ist weit entfernt von mir. Vergeblich bringen sie mir fortwährend Anbetung dar, weil sie als Lehren Menschengebote lehren.“ (Mat. 15:8, 9)

Trotzdem maßen sich die Vertreter dieser falschen Religionen — genauso wie die Pharisäer im 1. Jh. — an, alle, die nicht ihren falschen Lehren folgen, als Sekte abzuqualifizieren.

Zeugen Jehova z. B. praktizieren das Christentum so, wie es im 1. Jh. praktiziert wurde. Dazu gehört, dass sie dem Auftrag des Christus folgen und predigen (Mat. 28:19, 20). Das Ergebnis? Sie werden wie die Christen im 1. Jh. als Sekte verschrien.

Das Problem heute dürfte vorwiegend darin bestehen, dass die Menschen die Bibel als so eine Art Geschichtsbuch auffassen, wohingegen sie ein Werk ist, in welchem ewig gültige psychologische Wahrheiten vermittelt werden.

Nun es kommt auf die Gruppe an. Die religiösen Führer haben Jesus als Konkurrenten betrachtet. Das einfache Volk hatte keine Probleme mit Jesus. Allerdings hatten viele das Problem, das sie leicht zu beeinflussen waren.

Echte Nachfolger Jesu hatten dagegen keine Probleme mit Jesu. Sie waren ihm treu bis in den Tod und darüber hinaus. Sie "glaubten" deshalb, weil sie von ihm und seiner Lehre überzeugt waren.

Heute ist es ähnlich. Auch heute lassen sich die Menschen leicht beeinflussen. Ihnen ist erklärt worden, das die Bibel nur sinnbildlich zu verstehen ist, das Jesus Gott ist und das die Bibel nur von Menschen geschrieben wurde. (Das sind allerdings nur Halbwahrheiten).

Aus diesen, und anderen Vorurteilen/Gründen, ist es auch kaum Möglich, von der Botschaft Jesu überzeugt zu sein.

Glauben kann nur echt sein, wenn man auch von dem, was die Bibel über Jesus sagt, "überzeugt" ist. Die ersten Christen waren von Jesu Lehren überzeugt und hatten deshalb auch einen starken Glauben.

Nur Glauben zu haben, reicht eben nicht aus, wenn man nicht auch davon überzeugt ist.