Welche lyrischen Werke könnt ihr auswendig?
Hallo! Ich hatte heute eine kleine Diskussion mit einem unserer Lehrer. Es ging um den Deutschunterricht, beziehungsweise lyrische Texte und Gedichte.
Wir sprachen so zum Beispiel über Prometheus (Goethe). Ein Werk, welches mir seit dem Unterricht Wort für Wort im Gedächtnis blieb.
Welche Werke eurer Schulzeit (oder auch generell) könnt ihr auswendig? Gerne auch Werke, bei denen ihr wichtige Passagen kennt. (z.B. Teile der Ringparabel)
Wichtig ist: Ihr solltet schon nicht nur 1-2 Zeilen können, sagen wir mal ab 5-6 Zeilen+.
Liebe Grüße,
LoverOfPi
Könntest du den Lehrer um eine Erklärung ersuchen, weshalb dein "Ein Werk, was..." sehr falsch ist?
Das weiß ich, es tut mir leid. Ich schrieb auf einem Spaziergang im Regen an meinem recht kleinen Handy, welches dazu noch nass war. Die Grammatik habe ich nicht komplett beachtet.
Na ja, ihr im Norden! Auch ein Claus Peymann sagte "was" beim Neutrum sogar als Direktor des Wiener Burgtheaters! Im Süden des dt. Sprachraums ist "was" richtig schmerzhaft.
Ich komme aus Thüringen :P
10 Antworten
Gar keins.
Wobei wir in Deutsch generell nur sehr wenige Gedichte besprochen haben, und wenn dann eher kurze wie "Der Panther" aber auch da weis ich nur noch um die Bedeutung, nicht mehr wirklich um die genauen Textzeilen.
Wobei ich persönlich es auch wichtiger finde, sich an die erzählte Geschichte / die Bedeutung zu erinnern, als nur an die Worte, ohne den Sinn dahinter zu verstehen.
Gar keines. Generell möchte ich Dinge verstehen, begreifen, aber doch nicht auswendig lernen. Der Sinn davon, irgendetwas auswendig rezidieren zu können erschließt sich mir in keiner Weise - ausser vl. man möchte kleingeistige Menschen damit beeindrucken oder so.
Da gibt es sicher auch andere Methoden, mit denen man was gegen die "Verkümmerung" tun kann. Und andere Inhalte.
Darum ging es aber nicht in meinem rein technisch gemeinten Kommentar. Er bezieht sich darauf, dass man den Sinn von stupiden Auswendiglernen hinterfragt und unterstellt, dies diene nur dem Beeindrucken kleingeistiger Leute. Das stimmt aber nicht. Etwas auswendig zu lernen, trainiert das Gehirn, selbst wenn es als Inhalt ein Telefonbuch ist. Es geht in erster Linie gar nicht darauf darum, dass derjenige ein Gedicht abruft, sondern sein Gehirn angestrengt hat. Das ist einfach eine Schulmethode. Wie es beispielsweise nach Lehre der Waldorfschulen für die kreative Aufnahmekapazität der Schüler gut ist, die russische Sprache zu erlernen. Es geht also um den Weg und nicht das Ziel einer schulischen Leistung, um ein Ergebnis zu erzielen, was vordergründig erstmal nicht zu erkennen ist. Auch im Alter hilft dies, sich Gehirnkapazitäten gegen das Vergessen zu erhalten. Natürlich gibt es auch andere Methoden, wie das Erlernen einer Fremdsprache oder allgemein das Lesen. Wo es im Endeffekt auch unwichtig sein kann, die Sprache vor Ort zu sprechen oder das Gelesene umzusetzen, sondern das Gelesene zu speichern. Das ist wie bei einem Dauerläufer, der rennt ja auch nicht um irgendwo anzukommen, sondern um die Ausdauerkapazitäten zu trainieren.
Darin sind wir völlig einer Meinung.
Mir war es wichtig, dass das ausgesuchte "Material" sozusagen von innen kommt, einem eigenen Bedürfnis entspricht und nicht von außen aufgedrückt wird.
Um anekdotisch zu schließen: So habe ich mich als Schüler beharrlich geweigert, zum Beispiel "Die Glocke" auswendig zu lernen, ein Gedicht, das nicht nach meinem Geschmack war.
Das funktioniert leider im Schulwesen nicht immer, man kann sich die Inhalte meist nicht aussuchen. Klar kann man diese verweigern, habe ich auch und die Konsequenzen getragen. Um beim sportlichen Vergleich zu bleiben, ich als Trainer lasse meinen Stürmer 20 Runden um den Platz rennen. Der Nutzer oben sagt, wenn der immer nur im Kreis rennt, kommt der nie an. Ich entgegne, darum geht es nicht, er soll einfach Puste fürs Spiel haben. Du sagst dann, es gäbe bessere Alternativen. Das ist korrekt, er könnte auch Schwimmen oder Radfahren. Dann sagt der oben immer noch, er kommt aber nirgendwo an. Letztlich schwimmt einer lieber, der andere bevorzugt Radfahren und andere laufen stupide. Ich bevorzuge im Sport das letztere und der Fragesteller seinen Prometheus. So hat eben jeder seine Vorlieben, Hauptsache, man macht überhaupt etwas. Das ist der Kern.
Ich jedenfalls habe mir das immer ausgesucht. Und hin und wieder auch die Konsequenzen getragen. Die fähigeren Pädagogen (sage ich einfach mal) haben meine Haltung stillschweigend akzeptiert.
Wie ich erneut sehe, sind wir uns im Prinzip völlig einig. Da halte ich es auch nicht für nötig, weitere Beispiele zu untersuchen.
Meine Güte, und bei allem, was recht ist: Ich habe hier nichts "bestimmt", sondern nur zum Ausdruck gebracht, dass aus meiner Sicht das Wichtigste gesagt worden sei.
Und ich hatte mich schon über die sachliche Diskussion gefreut - und nun zum Schluss das ...
Ich bin da ganz deiner Meinung. Ich bin eher der Mathematiker, liebe Logik und das mathematische Denken. Ich kann deshalb auch nur noch das eine Werk (Prometheus), weil mich dieses insbesondere ziemlich fasziniert und inspiriert hat. Ich lerne das auch bloß für mich, nicht für andere. Sonst lerne ich nie auswendig.
Das ist für mich aber das Gleiche. Du könntest mir eine Formel hundert mal erklären, ich würde sie nicht behalten. Genau wie Vokabeln oder Grammatikregeln. Alles drei geht mir nur per praktischer Anwendung in den Kopf. Auswendiglernen ist lediglich Gedächtnistraining, also gut fürs Gehirn.
Den Erlkönig und den Zauberlehrling, ansonsten noch ein paar kürzere Gedichte
Erlkönig, Die Brück' am Tay, Archibald Douglas, Belsazar, Das Fräulein stand am Meere, Wünschelrute, Mondnacht, Fink und Frosch, Ein dicker Sack, den Bauer Bolte..., Die Möwen sehen alle aus, als ob sie Emma hießen, Der Schnupfen
Ein paar Passagen aus der Edda (altnordische Dichtung) und aus der Kalevala (finnisches Nationalepos). Und den Anfang des Nibelungenlieds:
Uns ist in alten maeren
wunders viel geseit,
von helden lobebaeren,
von grôzer arebeit,
von fröiden, hochgezîten,
von küener recken strîten
von weinen und von klagen
mûget ir nun wunder hören sagen.
(könnten auch kleinere Fehler drin sein)
Ask veit ég standa
heitir Yggdrasill
hár badmur
ausinn hvíta auri
thadan koma döggvar
thaers i dala falla.
Stendr ae yfir groenn
Urdar brunni. (Passage aus der Völuspá, Teil der Edda)
(Eine Esche weiß ich,
welche Yggdrasill heißt,
ein hoher Baum
von Weiß bedeckt.
Von dort kommen Nebelschwaden,
welche ins Tal fallen.
Er steht auf ewig grün
über dem Urdbrunnen.)
Und die oft wiederholte Passage der Edda:
"Thá gengu regin öll
á rökstóla
ginnheilug god
ok um that gaettusk: "
Prinzipiell gebe ich dir recht, ich kann auch nur Sachen behalten, die ich praktisch anwende. Das stupide Auswendiglernen dient aber dazu, das Gehirn zu trainieren und die Kapazitäten zu erhöhen. Es geht also gar nicht um das auswendig Gelernte, sondern um Biologie, was nicht beansprucht, wird verkümmert.