Welche Einstellung haben Mitglieder der Woke Community gegenüber Menschen, die dieser nicht angehören?

Adomox  11.07.2022, 18:52

Wer ist denn bitte Teil der "Woke Community"?

verreisterNutzer 
Fragesteller
 11.07.2022, 19:10

Naja, ich meine halt Leute, die von sich selber sagen, dass sie die unterstützen, sich dazuzählen, oder dafür irgendwie aktiv werden.

1 Antwort

Vom Fragesteller als hilfreich ausgezeichnet

"Woke" stammt aus AAVE und bedeutet so viel wie "Hat gemerkt, das Rassismus und andere Arten der Diskriminierung existieren".

Ich weiß nicht, ob man das als "Community" bezeichnen kann. Immerhin haben alle möglichen Leute Diskriminierung als solches korrekt identifiziert, und viele davon haben absolut nichts miteinander gemeinsam. Wenn man mal an zb "White feminism" denkt - also an Leute, die zwar sehr vehement für die Rechte von Frauen kämpfen, aber dabei vollkommen ignorieren, das farbige oder behinderte Frauen Probleme haben, die europäische, 'gesunde' Frauen nicht haben. Oder an Terfs, die sehr extrem gegen das 'Patriarchat' kämpfen, aber der Meinung sind, Transfrauen sind allesamt Vergewaltiger.

Ob ich selber "woke" bin, weiß ich nicht. In manchen Themen, bei manchen Minderheiten kenne ich mich ganz gut mit der Situation aus, die besteht - in anderen weniger.
Ich kenne mich ganz gut aus damit, wo es noch an Rechten und sozialer Gerechtigkeit für gleichgeschlechtliche liebende Menschen mangelt, sowohl in DE als auch weltweit. Ich hab oberflächliches Wissen über Dinge wie Rassismus gegen Südeuropäer und Afrikaner, und über Diskriminierung von Behinderten und chronisch kranken , aber ich weiß fast nichts über die Situation von Native Americans. Mit Feminismus beschäftige ich mich fast gar nicht, abgesehen von einzelnen Themen wie zb dem Recht auf körperliche Selbstbestimmung, das immer wieder Frauen weg genommen wird, nur weil sie zb eine Verhütungspanne hatten oder einen kurzen Rock getragen haben.

Welche Einstellung habe ich gegenüber Leuten, die diese Themen komplett von sich weisen?
Ich verstehe es nicht, wie man so blind sein kann. Insbesondere Leute, die selbst auch Minderheiten sind und auf bestimmte Dinge nur mit Ignorieren reagieren, weil sie denken, da ginge es um sie persönlich. Aber es geht ums System.
Aber ich bin fast auch neidisch. Weil ich eben erkannt habe, dass ich nicht fair behandelt wäre. Ich bin eine bisexuelle Frau mit psychischen und körperlichen Erkrankungen - wäre ich ein heterosexueller Mann und Kerngesund, würde ich wahrscheinlich ein wesentlich einfacheres Leben haben.

Dass ich nicht allzu tolerant bin gegenüber Leuten, die sehr viel aktiver diskriminieren, sollte klar sein. Es ist halt was anderes, ob man etwas sagt, von dem man nicht weiß, dass es rassistisch ist - und dann zuhört und versteht, wenn jemand das erklärt - oder ob man als Hobby "Flüchtlingsheime anzünden" hat.

Woher ich das weiß:eigene Erfahrung – Bin bisexuell und nichtbinär & kenne viele andere 'Queere'.

verreisterNutzer  11.07.2022, 19:31

Vielen Dank für deine Antwort. Das „woke“ ein sehr komplexer Begriff ist, habe ich auch gemerkt, seit ich angefangen habe, mich damit zu befassen. Nur leider kenne ich niemanden, der da so „drin“ ist und mal aus eigener Perspektive erzählen kann. Es ist auf jeden Fall gut für die Gesellschaft, in bestimmten Bereichen mehr Offenheit einzufordern, wo sie eigentlich zur heutigen Zeit selbstverständlich sein sollte. Das sehe ich genau wie du. Als ich vor ein paar Tagen eine eher kritische Frage zu manchen Themen gestellt habe, die mich an der Woke Community irritieren, hatte ich das Gefühl, die Leute, die sich da voll mit identifizieren, hatten wirkliche Wut auf mich. Jetzt möchte ich gerne herausfinden, warum das so empfunden wird und wie die Gefühle und Einstellungen der Leute so sind. Die Frage war wirklich kritisch und ich habe mein Unverständnis deutlich geäußert. Aber ich möchte nicht beleidigend sein, sondern eigentlich verstehen, was da so bei den Leuten los ist, die so sensibel reagieren. Darf ich fragen, was du für ein Bild unserer Gesellschaft (oder auch von anderen Ländern) hast? Und wo noch Entwicklungsbedarf ist?

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Seraphiel0  11.07.2022, 19:46
@verreisterNutzer

Das ist ein riesiges Fass, das praktisch keinen Boden hat. Wäre, als würde ich dich fragen, was denn deine Meinung zu absolut jeder Tierart auf dem Planeten ist. Wir könnten da Wochenlang drüber reden.

Die Kurzfassung: Ich schätze mich privilegiert, in Deutschland zu wohnen, weil Deutschland doch deutlich besser ist in den Punkten rund um soziale Gerechtigkeit, als viele andere Länder. Es ist aber definitiv Platz nach oben, insbesondere in der Bildung über Minderheiten, und deren Geschichte. Wenn es mehr Bildung gäbe, schon in der Schule, dann hätten wir weniger Probleme mit Leuten, die zb behaupten, dass es erst seit so 30 Jahren Homosexualität gibt oder das Frauen erst seit 20 Jahren Rechte fordern und davor doch glücklich gewesen wären. Dann würden viel eher die Leute an einem Strang ziehen.

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verreisterNutzer  11.07.2022, 20:29
@Seraphiel0

Das wir in Deutschland ziemlich privilegiert sind, sehen ich genauso. Und das Minderheiten Gleichberechtigung garantiert sein sollte, auch.

Ich habe aber auch oft das Gefühl, wenn ich Beiträge lese, die in eine sehr linke Richtung gehen, dass dort eine Art Verbitterung herrscht, in denen nicht die Privilegien wertgeschätzt werden, sondern die sich eher so anhören, als würden wir hier in einer sozialen Hölle leben und nur bestimmen Menschen geht es gut und alle andern müssten gegen diese kämpfen.

Und manche Behauptungen gehen einfach gegen jede Logik, sollen aber geachtet werden, sonst ist man …….-feindlich, oder so. Das ist sehr irritierend.

Persönlich kann ich nämlich aus meinem Umfeld sagen, dass Ausländer, Menschen mit Behinderung, Homosexuelle etc. da nichts zu befürchten haben und wir mit allen gut klarkommen.

Daher sehe ich die Feindseligkeit im Allgemeinen nicht wirklich gerechtfertigt. Und daneben habe ich (w, weiß, hetero, deutsch, keine körperliche Einschränkung) selber Mobbing und Ausgrenzung erfahren, trotz aller Privilegien. Da wird es dann etwas schwierig, alles richtig einzuordnen.

Im nächsten Kommentar kann ich dir gerne mal einen Link schicken, falls du möchtest, der ausdrückt, was ich versuche zu beschreiben. Den habe ich als Antwort auf meine letzte Frage bekommen und da war ich etwas überrascht, weil der echt übel war.

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Seraphiel0  11.07.2022, 20:58
@verreisterNutzer

"Mir geht es trotz Privilegien nicht gut" heißt aber eben nicht, dass du darauf schließen kannst, dass Privilegien nicht existieren würden, oder dass es dir genauso schlecht geht wie anderen Leuten an derselben Stelle. Das ist das kritische, das viele Leute, die kategorisch gegen alles sind, dass sie als "Woke Community" bezeichnen, falsch schließen.
Weil, dass du gemobbt wurdest, ist absolut nicht vergleichbar damit, das Menschen von der Polizei erschossen werden, weil die Polizisten sie aufgrund ihrer Hautfarbe kategorisch als schuldig einstufen.

Nein, ich möchte den Kommentar nicht sehen, weil das hier grade sehr so rüber kommt, als würdest du von mir erwarten, dass ich dann mit dir über die Person lästere oder so, die das geschrieben hat.

Du hast wohl wirklich ein gutes Umfeld - wenn du nicht einfach nur die Missstände nicht erkennst, da du nicht leidest. Ich zb werde von meinen Eltern ziemlich diskriminiert dafür, dass ich nicht nur auf Männer stehe. Ich erfahre bei der Arbeit Kommentare dazu, dass ich doch jung bin und alles tragen können müsste - dabei habe ich eine körperliche Einschränkung. Mir wird auf der Straße hinterher geschrien, dass ich doch lächeln soll und man mich dann eher -...

Nur eins möchte ich noch sagen: Grundsätzlich geht fast keine Aussage, die du "links" oder "woke" nennen würdest, gegen die Logik, gegen Statistik und Naturwissenschaft. Und ja, andere sind emotionaler gegenüber den Missständen - ich bin wie gesagt psychisch krank, wahrscheinlich wäre ich auch wesentlich emotionaler, wenn ich das nicht wäre.
Aber kalt und stoisch sein macht ein falsches Argument nicht richtig; und emotional sein macht ein wahres Argument nicht falsch. Das ist so ein ganz großer Fehler, den "Anti-SJWs" oder wie auch immer sie sich heute nennen immer wieder machen.

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verreisterNutzer  11.07.2022, 21:16
@Seraphiel0

Deine Abneigung und deine Wut verstehe ich gerade nicht. Du hast, meiner Meinung nach, wirklich gerade nur das, was du als negativ auffasst, aus meiner Nachricht rausgelesen.

Warum nimmst du mich gerade als negativ war?

Ich habe mein Leben bisher mit meinen Erfahrungen gelebt und versuche deine und die von anderen zu verstehen.

Woher kommt diese Ablehnung gerade?

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Seraphiel0  11.07.2022, 21:21
@verreisterNutzer

Ich bin nicht wütend oder abneigend, ich wollte es dir nur erklären in einem sachlichen Ton. Was mich jetzt ehrlich gesagt dazu bringt, anzunehmen, dass das öfter passiert - dass du Leuten unterstellst, wütend zu sein, wenn sie einfach nur eine andere Meinung als du haben.

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verreisterNutzer  11.07.2022, 21:42
@Seraphiel0

Aber wenn du sagst, das Leute, die „kategorisch gegen alles sind“, davon ausgehen, das Privilegien nicht existieren, ist das nichts, was zu meinem Kommentar passt.

Ich empfinde es (wie bereits erwähnt) als sehr privilegiert, in Deutschland leben zu dürfen. Dazu zähle ich mich (trotz unwichtiger Mobbing Erfahrung, die neben der anderer, keine Bedeutung hat, da ich zuuu glücklich bin im Leben, und du musst es wissen) und ich erkenne es an und bin froh über diese Umstände. Deshalb verkenne ich aber nicht die Erlebnisse, die andere Menschen hatten. Das ist übrigens der Grund für meine Frage, die ich hier gestellt habe. … Ich versuche es zu verstehen …

Und dennoch: vieles diese „Woke Community“ geht strikt gegen jede Logik und ich habe auf gute, verständliche und im besten Falle tiefgründige Antworten gehofft, aber letztendlich kommt hier echt nur durch, was diese „Woke Community“ im Allgemeinen auf den Social Media Plattformen ausmacht.

Negativität, Narzissmus, Unaufgeklärtheit, fehlende Empathie, kein Wille zur Kommunikation, Ignoranz von Logik (man ist ja zu gut dafür) ……….

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Seraphiel0  11.07.2022, 21:49
@verreisterNutzer

Du hast nach meinen genauen Meinungen zu Missständen gefragt, und wenn ich dann sage, dass ich Missstände sehe und schlimm finde, und es noch schlimmer finde, wenn Leute da die Augen zu machen, dann bin ich Narzisstisch und negativ?
Wenn du nichts negatives hören willst, dann solltest du nicht Opfer von Diskriminierung über ihre Meinung zu Diskriminierung fragen.

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verreisterNutzer  11.07.2022, 21:57
@Seraphiel0

Sorry, ich möchte deine Meinung nicht schlecht machen. Es tut mir leid, dass du negative Erfahrungen machen musstest. Und auch, das andere Menschen sowas durchmachen müssen.

Nur diese Anfeindungen und dieses „das eine ist schlimmer als das andere“ ist so eine Art, die ziemlich „von oben herab“ wirkt.

Ich suche nur Austausch und bin froh, dass du mir geantwortet hast und noch mit mir schreibst.

Aber warum geht du denn davon aus, ich sei so ein „Anti-SJW“?

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Seraphiel0  11.07.2022, 22:04
@verreisterNutzer

Ich hab nie gesagt, dass das eine schlimmer als das andere ist. Ich hab gesagt, dass man es nicht vergleichen kann. Ich habe gesagt, dass du nicht von deinem Umfeld darauf schließen kannst, dass Rassismus nirgends existiert oder das Mobbing nichts mit einem Dasein als Minderheit zu tun hätte. Aber nicht, dass etwas schlimmer ist als das andere.

Und, ich bin davon nicht ausgegangen, ich habe bei dem Punkt zu Anti-SJWs allgemein gesprochen. Ebenso habe ich beim Punkt "Kategorisch gegen alles" nicht dich gemeint. Sondern diejenige, die das tatsächlich sind.

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verreisterNutzer  11.07.2022, 22:21
@Seraphiel0

Ok, dann tut es mir leid, das ich das missverstanden habe.

Als ein Teil einer Minderheit fühlst du dich also noch nicht vollständig integriert, da es öfter vorgekommen ist, dass Menschen grundlos negative Kommentare abgegeben haben.

Und du möchtest dich gerne dafür aussprechen, dass es im Allgemeinen mehr Verständnis und Schutz für Minderheiten gibt.

Das kann ich verstehen, denn die Lebenserfahrungen sind ja allgemein sehr unterschiedlich und man sollte ein Wohl für die gesamte Bevölkerung grundsätzlich anstreben.

Daher bin ich sehr froh, dass du mir deine Meinung mitteilst.

Was könnte denn verändert werden, bzw. was erhoffst du dir von deinen Mitmenschen, damit der Allgemeinzustand besser werden kann?

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Seraphiel0  11.07.2022, 22:36
@verreisterNutzer

Dazu hab ich vorher schon was gesagt. Ich glaub, ein großer Teil ist einfach, dass das Thema in den Schulen zu kurz kommt.
Wir haben über Sklaverei geredet als "Ja das gabs auch" und das wars. Wir haben in Englisch eine Rede von Martin Luther King gelesen, und in Religion eine Stunde über Gandhi gemacht. Aber da wäre so viel mehr möglich, über das man reden könnte. Insbesondere auch über die Situation in Deutschland. Über Freak Shows und Menschenzoos redet nämlich keiner.
Über LGBT gab es grad mal ein "Ja Homosexuelle wurden von den Nazis auch verfolgt" - aber keine Erwähnung von zb Stonewall. Davon, das Homosexualität in Deutschland erst seit den 90ern legal ist. Mir wurde es immer dargestellt als "Dann war Hitler weg und ab da war Deutschland ein offenes Land für alle Minderheiten".
Frauenrechte haben mehr Aufmerksamkeit gekriegt, ja. Lag aber auch zu Teilen an meinen Lehrern, und in vielen anderen Schulen ist das sicher anders.

Außerdem natürlich kritisches Denken. "Meine ich das wirklich so?" "Ist das das richtige Wort dafür?" "Ist diese Situation fair?" "Tut es mir wirklich so weh, dieses Wort nicht zu benutzen?"
Menschen sollten öfter hinterfragen, was sie sagen, denken und erleben.

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