Welche Bibelverse belegen, dass verstorbene Heilige um Fürbitte gebeten werden dürfen?

18 Antworten

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In der Bibel steht darüber natürlich nichts. Die Bibel ist im 1. Jhd. n.Chr. niedergeschieben worden, als die urchristlichen Gemeinden noch eine schwache Minderheit waren und sich noch kein Heiligenkult entwickelt haben konnte. Die meisten Legenden, in denen Heilige eine Hauptrolle spielen, haben sich der Überlieferung nach erst viel später zugetragen, im Zeitalter der Christenverfolgung etwa, wo viele von ihnen als Märtyrer gestorben sind.

Der Heiligenkult kann als ein Erbe der römischen Gebetskulte verstanden werden, die auch lange nach der Christianisierung des Imperiums noch vielerorts gelebt wurden. In der polytheistischen Gesellschaft waren zahlreiche Götter, Halbgötter und Heroen für die kleinen und größeren Belange der Bevölkerung zuständig, an die man sich bei Problemen wenden und ihnen Opfer darbringen konnte. Zwar wurde der Opferkult nach der Christianisierung von Kaiser Theodosius (380 n.Chr.) offiziell verboten, in Anlehnung an die heidnischen Traditionen wurden aber trotzdem noch nun zwar keine Götter, sondern eben die Heiligen mit bestimmten Zuständigkeitsbereichen und Patronaten versehen. Um mit dem ersten Gebot nicht zu brechen, dienen die Heiligen seither als Mittler zwischen den Menschen, Jesus Christus und Gott.

Im Zuge der Reformation wurde der Heiligenkult insbesondere wegen seiner Verbindung zum Reliquienhandel und den Ablassverfügungen scharf kritisiert und seither von allen reformierten Kirchen abgelehnt. Auch damals schon berief man sich auf das erste Gebot und setzte die Heiligenverehrung mit Götzenanbeterei gleich, was angesichts der Korruption in der Kirche zu jener Zeit auch durchaus seine Berechtigung hat. Schließlich haben sich viele geisliche Würdenträger in jener Zeit eine goldene Nase damit verdient, Pilger mit den angeblichen Überresten irgendwelcher Heilige in ihre Städte zu locken und ihnen dann das Geld aus der Tasche zu ziehen.

Du solltest hier also nicht nur streng nach einer biblischen Legitimation fragen, sondern auch den Kontext der jeweiligen Zeit betrachten. Religion wandelt sich - so ist es immer gewesen und so wird es immer sein. In jeder Zeit gab es mit jeder neuen Entwicklung auch Entwicklungen in weltanschaulichen Dingen, eine "ewige und unabänderliche Wahrheit" hat es dagegen niemals gegeben. In seiner Frühzeit hat auch der Heiligenkult sicher positiv dazu beigetragen, einen friedlichen Übergang vom Heiden- zum Christentum zu gewährleisten, indem er die Gewohnheiten der Menschen nicht von einem Tag auf den anderen komplett in die Tonne stampfte und ihre Traditionen verdammte. Was die Kirche später dann allerdings daraus gemacht hat, kann und muss jedoch von einer anderen Wartre aus betrachtet werden - und da darf man den Heiligenkult auch scharf verurteilen.

Diskutierst du heute mit Katholiken darüber, was der Heiligenkult für sie bedeutet, solltest du aber ein offenes Ohr und Verständnis dafür haben, dass Heilige auch heute noch für viele Menschen zu ihren Traditionen fest dazugehören und sie ihnen in ihren Gebeten auch durchaus Trost und Hilfestellung spenden. Hier wie aus der Pistole geschossen mit "Götzenanbeterei" und anderen herabwürdigenden Worten um sich zu werfen, zeigt nur, wie intolerant manche Christen selbst gegenüber ihren Glaubensbrüdern und -schwestern anderer Konfessionen sind. Und Intoleranz erwächst meist bloß aus falschem Verständnis, unzureichender Bildung und absichtlicher Verbohrtheit - wer es dagegen mit Offenheit und Respekt probiert, auch wenn er eine andere Meinung hat, der wird mit allen seinen Mitmenschen auf Dauer sehr viel besser klar kommen, meinst du nicht auch?

Woher ich das weiß:Studium / Ausbildung – Studium der Geschichts- und Religionswissenschaften

MarkusPK  24.11.2018, 19:39

Danke für den Stern!

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Den Begriff Heilige gibt es erst nach der Auferstehung Jesu. Die Christen glaubten danach an die Auferstehung der Toten, die man auch als Heilige bezeichnet hat, und hat folgerichtig auch zu diesen auferstandenen Heiligen gebetet. Gott ist nämlich kein Gott von Toten sondern von Lebendigen. So steht es in der Schrift, und Jesus selber hat es gesagt.

Bei den Pharisäern und Sadduzäern gabe es Unterschiede in der Auffassung über das Leben nach dem Tod. Paulus hat sich so bei einer Gerichtsverhandlung geschickt aus der Affäre ziehen können, indem er diese beiden Gruppen gegeneinander ausgespielt hat.

Möglicherweise hat Paulus bei seinen Erklärungen über die Verstorbenen und die Auferstehung auch die Verehrung dieser Heiligen zu seinen Gemeinden geschrieben. Das als Tipp, wo man suchen müsste.

Wie kommst du darauf, dass alles, was nicht ausdrücklich erlaubt ist, verboten ist? Das wäre aus praktischen Gründen gar nicht umsetzbar.

Es ist umgekehrt: Alles, was nicht verboten ist, ist erlaubt.

Vielleicht lässt sich Hebr 12,1 in diese Richtung interpretieren ?

Die Wolke der Zeugen, die uns wie Fans in der Arena anfeuern und unterstützen, im Wettkampf zu laufen und dabei auf Jesus, den Anfänger und Vollender des Glaubens zu schauen?

In der Bibel findet sich keine Stelle, in der Maria, andere Christen (Heilige) oder Engel verehrt und angebetet werden. Es ergibt doch irgendwie auch keinen Sinn, zu Menschen oder Engeln zu beten, wenn man direkt mit dem allmächtigen Schöpfergott sprechen und Ihm seine Gedanken und Wünsche mitteilen kann.

Die Bibel lehrt, das wir nur Gott allein anbeten und verehren sollen. Wo in der Bibel jemand anderes als Gott verehrt wurde, werden falsche Götter verehrt, welche Satan und seine Dämonen sind. Alle Nachfolger des Gottes lehnten Anbetung und Verehrung ab, z. B. Petrus und die Apostel (vgl. Apostelgeschichte 10:25-26; 14:13-14). Auch die Engel lehnten es ab, verehrt zu werden (vgl. Offenbarung 19:10; 22:9). Die Antwort ist immer die gleiche, „Bete Gott an!“

Nach der Bibel sind alle Christen (also alle, die an Jesus Christus als ihren Herrn und Erlöser glauben) Heilige, Priester und Könige. Wer also ein gläubiger Christ ist, ist damit auch ein Heiliger!

Biblische Belege:

1. Petrus 2, 9: "Ihr aber seid ein auserwähltes Geschlecht, ein königliches Priestertum, ein heiliges Volk, ein Volk des Eigentums, damit ihr die Tugenden dessen verkündet, der euch aus der Finsternis berufen hat zu seinem wunderbaren Licht."

Offenbarung 20, 6: "Glückselig und heilig ist, wer Anteil hat an der ersten Auferstehung! Über diese hat der zweite Tod keine Macht, sondern sie werden Priester Gottes und des Christus sein und mit ihm regieren 1000 Jahre."

Psalm 31,24: "Liebet den HERRN, alle seine Heiligen!"


joerosac 
Fragesteller
 11.10.2018, 15:48

"Es ist niemand heilig wie der HERR, außer dir ist keiner; und ist kein Hort, wie unser Gott ist." 1.Samuel 2:2

"Niemand ist heilig als Gott allein" Offenbarung 15,4

Sind das jetzt etwa Widersprüche in der Bibel? -?

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wolfruprecht  15.10.2018, 17:48
In der Bibel findet sich keine Stelle, in der Maria,

Und wann tust du das hier: Lk 1,48b ?

Ich meine nicht, distanziert über sie zu reden, sondern auszusprechen: "Maria, ich preise Dich, du bist wirklich selig!"

"...alle Geschlechter..." = auch heute noch!

Also: Wann tust du das?

Im Jakobusbrief steht doch, dass wir das Wort Gottes nicht nur anhören, sondern danach handeln sollen, oder?

Oder zu einem ähnlichen Thema, in der Katholischen Kirche als Reliquienverehrung ausgefaltet: Apg 19,12

Willst du ein solches Verhalten ablehnend beurteilen? Nimmt die Verehrung derjenigen, die ganz von der Gnade Gottes durchdrungen sind, von der Ehre und Herrlichkeit Gottes etwas weg? Glaube ich nicht... 🤗 Wenn sich jemand über und an unseren Kindern freut und sie lobt, wird dadurch die Achtung vor uns als Eltern verringert? Ganz sicher nicht....eher das Gegenteil. 😉

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chrisbyrd  15.10.2018, 18:16
@wolfruprecht

Maria wird in Lukas 1,48 nicht angebetet, sondern als glücklich bzw. glückselig bezeichnet. Das ist völlig richtig, da sie das Privileg hatte, Jesus Christus zur Welt zu bringen. Natürlich kann ich Maria deshalb glücklich preisen - anbeten darf ich aber nur Gott allein. In der Bibel gibt es keine einzige Stelle, in der Maria oder ein anderer Mensch angebetet wird.

Apostelgeschichte 19,12 hat nichts mit Reliquienverehrung zu tun, sondern damit, dass die Apostel am Anfang des Gemeindezeitalters die Gabe der Heilung hatten, um die Lehre und Werke der Apostel zu bestätigen.

Im Walvoord-Bibelkommentar findet sich dazu: "Die Taten des Apostels, von denen hier berichtet wird, gleichen den von Petrus vollbrachten Wundern (vgl. Apg 5,15-16). Ganz eindeutig lag Gottes mächtige und segnende Hand auch auf Paulus. Die wundertätigen Kräfte der Schweißtücher und anderen Tücher versinnbildlichten offenbar die Macht, die Gott ihm verliehen hatte. Es muss jedoch festgehalten werden, dass sie aus sich selbst heraus keinerlei magische Kräfte besaßen und es daher keine Grundlage dafür gibt, derartige Wunder heute wiederholen zu wollen. Wie es auch sonst in der Apostelgeschichte meist der Fall ist, dienten die Wunder zur Bestätigung der Werke des Apostels (Apg 2,43;4,30;5,12;6,8;8,6.13;14,3;15,12; vgl. 2Kor 12,12; Hebr 2,3-4)."

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wolfruprecht  15.10.2018, 18:54
@chrisbyrd

Na ja, der Walvoord-Bibelkommentar ist ja hier schon recht eigenwillig und weit interpretierend.

Und "Maria anbeten" tut in der Katholischen Kirche niemand, jedenfalls ist mir kein Katholik bekannt, der das täte. Und wenn, dann wäre es nach katholischem Verständnis eine schwerwiegende Sünde.

Meine Frage hast du aber nicht beantwortet: Wann hast du überhaupt oder das letzte Mal Maria gesagt, dass du sie selig preist?

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vanonym007  24.10.2018, 10:30

Warum sollte man sie selig Preisen? ich denke nicht, dass das nötig ist. Sie ist auserwählt von Gott und hat seinen Plan erfüllt und sich als Dienerin Gottes demütig gezeigt. Aber kein Grund so etwas zu sagen wie : " Sie ist selig" oder " ich Preise sie selig." Natürlich bete ich manchmal " Gott, hilf mir so demütig wie Maria zu sein, egal um was es geht".

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