Was zur Hölle? Der bedeutungs- und wissensorientierte Kulturbegriff
Leute, ich verstehe wirklich NUR BAHNHOF
Kann mir jemand etwas näher bringen, was mir dieser Text hier vermitteln will???
Wirklich, ich brauche Hilfe...
Der bedeutungs- und wissensorientierte Kulturbegriff
Trotz der Vielfalt unterschiedlicher Entwürfe ist in den letzten 15 Jahren eine fachübergreifende Präferenz für einen bedeutungs- und wissensorientierten Kulturbegriff erkennbar, der semiotisch und konstruktivistisch geprägt ist. Demzufolge wird Kultur als der von Menschen erzeugte Gesamtkomplex von Vorstellungen, Denkformen, Empfindungsweisen, Werten und Bedeutungen aufgefasst, der sich in Symbolsystemen materialisiert. Einer solchen Begriffsbestimmung zufolge sind nicht nur materiale (z.B. künstlerische) Ausdrucksformen zum Bereich der Kultur zu zählen, sondern auch die sozialen Institutionen und mentalen Dispositionen, die die Hervorbringung solcher Artefakte überhaupt erst ermöglichen. Ein solcher semiotischer Kulturbegriff trägt somit der Einsicht Rechnung, dass Kulturen nicht nur eine materiale Seite – die "Kulturgüter" einer Nation – haben, sondern auch eine soziale und mentale Dimension [10]. Die bekanntesten Beispiele für diesen Typus von Kulturbegriff sind das der Kulturanthropologie verpflichtete Verständnis von "Kultur als Text" [11] und das in der Kultursemiotik entwickelte Konzept von "Kultur als Zeichensystem"
1 Antwort
Naja, eigentlich haben sich die Ethnologen diesen Kulturbegriff auf die Fahnen geschrieben. Der semiotische Kulturbegriff, bzw. das "Kultur als Text" Konzept hat ja auch Clifford Geertz entwickelt, ein amerikanischer Ethnologe. Aber was Kulturbegriffe angeht hat jedes Fach ja so seine eigene Meinung. Tatsächlich aber wird der ethnologische Begriff mittlerweile auch in anderen Disziplinen (z.B. den Literaturwissenschaften) - fachübergreifend wie es in deinem Text heißt - immer mehr en vogue.
Kurz und knapp gesagt will man mit diesem Kulturbegriff sagen, dass alles was der Mensch tut Kultur ist. Jede, wie auch immer konstruierte oder symbolisch verknüpfte Denk- oder Handlungsweise, ist Kultur. Das umfasst das Weltbild, die Werte und Normen und bestimmte kollektivierte Vorstellungen (wie z.B. die Vorstellung davon was "normal" ist). Man könnte auch sagen, dass das Gegenteil von Kultur, Natur ist. Das bedeutet, dass alles was in irgendeiner Art und Weise vom Menschen "berührt" wird zu Kultur wird:
Die Venus von Milo? Kultur! Die Venus von Willendorf? Kultur!
Weihnachten? Kultur! Junggesellenabschied? Kultur!
Kürbisse an Halloween schnitzen? Kultur! Zähne mit ner Zahnbürste putzen? Kultur!
Ein Berg? Keine Kultur, sondern Natur. Wird der Berg aber religiös verehrt oder hat eine sakrale, symbolische Bedeutung (wie z.B. der Ayers Roch): Kultur
Der Berg an sich - immernoch keine Kultur. Aber die Tatsache, dass der Berg in verschiedenen Sprachen anders benannt wird und die Vorstellung davon, was ein Berg ist (Hill oder Mountain? Hügel oder Berg?) ist Kultur.
Ich hoffe das hat das ganze etwas verständlicher gemacht.
"Kultur als Text" ist ebenfalls ein von Geertz entwickeltes Konzept, dass im Grunde bedeutet, dass Kultur nach obigem Verständnis erst interpretiert werden muss (z.B. muss man erstmal erklären warum Zähneputzen überhaupt Kultur ist) um sie greifbar zu machen und dies fällt am leichtesten durch Texte (indem man z.B. aufschreibt, dass Zähneputzen eine "Kulturpraxis" ist, also mehr ist als das bloße Reinigen der Zähne: es ist z.B. ein kollektiviertes Ritual, dass mit einer gewissen Verpflichtung verbunden ist a la "nach dem Essen, Zähneputzen nicht vergessen". etc. pp.)