Was wird gemacht wenn ein ice bei tempo 250 nicht mehr bremsen kann? Gibt es irgendwelche auslaufgleise zum bremsen?

9 Antworten

Unsere Hochgeschwindigkeitszüge haben typischerweise drei unabhängig voneinander arbeitende Bremssysteme. Eines davon ist pneumatisch ausgelegt, und zwar so, dass bei einem Technikausfall zur sicheren Seite hin gearbeitet ist. Der sichere Zustand ist "Bremse angelegt". D. h. es muss Druckluft aufgebaut werden, um die Bremsen überhaupt erstmal zu lösen. Wenn nun z. B. die Bremsleitung undicht wird, erfolgt automatisch eine Bremsung. Sollte der Steuercomputer ausfallen, könnte man immer noch ein Notventil von Hand öffnen und die Hauptluftleitung belüften -> Fahrzeug bremst.

Die anderen Bremssysteme erfordern zumindest eine gewisse Funktionalität im Bereich der Fahrzeugsteuerung, sind aber auch wieder entkoppelt voneinander realisiert. Es ist also schon einiges an Pech erforderlich, damit überhaupt mehr als eine Bremse gleichzeitig ausfällt. Und das druckluftbasierte System ist eben am robustesten, weil es auch ohne Elektrizität noch funktioniert.

Nehmen wir nun mal an, ein Zug könnte wirklich gar nicht mehr gebremst werden. Dann würde wohl ein Notfall ausgelöst und dafür gesorgt, dem Zug eine möglichst lange Fahrstraße zu stellen, wo ggf. andere Züge erstmal von abgeleitet werden. D. h. man würde alle andere Züge, die im Gefahrenbereich unterwegs sind, erstmal auf Nachbargleise etc. schicken, um dem Schadzug einen langen Ausrollweg geben zu können.

Wenn das nicht möglich ist, gibt es immer noch die rabiate Methode, einen Zug in die kontrollierte Entgleisung zu schicken. Dafür existieren zumindest an einigen Strecken z. B. Flankenschutzweichen, mit denen man einen Zug "rauswerfen" kann, bevor größerer Schaden entsteht. Es würde also im schlimmsten Fall darauf hinauslaufen, dass man eine Katastrophe herbeiführen müsste, um eine noch größere Katastrophe zu verhindern. Technisch ist das möglich. So eine Entscheidung fällen zu müssen, dürfte die zuständigen Fahrdienstleister und Notfallmanager allerdings vermutlich den Rest ihres Lebens schwer belasten.

Aber wie gesagt: die Wahrscheinlichkeit, dass sowas überhaupt notwendig wird, ist minimal. Das größte Risiko bezogen auf unbremsbares Rollmaterial geht immer noch von Güterwagen aus, die nicht ordnungsgemäß abgestellt wurden. Da ist es tatsächlich immer wieder mal vorgekommen, dass sich solche Wagen selbstständig gemacht haben.

Zunächst hat ein moderner Zug mehrere Bremsebenen: Wirbelstromschienenbremsen, generatorische Bremsen (Bewegung-zu-Strom-Umwandlung) und EP-Reibungsscheibenbremsen. (Die Reibungsbremsen werden nochmals über zwei Systeme angesteuert: Elektronische Stellventile und Hauptbremsleitungsdruck.)

Und bahntypisch sind alle Systeme voneinander unabhängig zu bedienen. Und natürlich auch bahntypisch führt ein sicherheitsrelevanter Ausfall zu einer Nullstellung - alles auf Halt!

Dann weiter: Ein Zug mit 250 "Sachen" bedarf eines erhebliches "Beharrungsvermögen", d. h. um die Geschwindigkeit überhaupt halten zu können, muss permanent beschleunigt werden. Als erstes würden also Luft- und Rollreibung den Zug bis etwa 80 km/h herunterbremsen. Dann müssen Neigungsstrecken mit einbezogen werden, was ein "Ausrollen" verlängern oder verkürzen könnte.

Wie dem auch sei - einen weiteren "Notfallplan" für einen Fall der nach allen Fall-Back-Ebenen nicht eintreten sollte, gibt es m. W. nicht. Ein "Ausrollgleis" müsste Dimensionen annehmen, die bereits wieder Städte verbindet. Der Bremsweg bei Regelbremsung beträgt bereits 4820 m (bei Schnellbremsung 2300 m), beim Ausrollen könnten noch schöne Landschaften durchquert werden ... Beim Ausrollen auf den Regelstrecken müssten sehr schnell alle anderen Züge auf Nebengleise gestellt werden, da ja unser "wildgewordener" Zug kein PZB und kein LZB (und kein ETCS-L2) mehr beachten würde und seine Trasse verlassen würde.

Für "entlaufene Waagengruppen" - wie bspw. in Stuttgart-Kornwestheim passiert - gibt es ein Protokoll, nicht aber für Züge mit ausgebauten Bremsen ...

Woher ich das weiß:eigene Erfahrung

Ich finde die Frage spannend, da man sich nie darüber Gedanken macht, wenn man im Zug sitzt. Für uns ist es immer selbstverständlich das alles klappt ohne Probleme. Ich habe mir zu deiner Frage folgende Gedanken gemacht.

Es gibt in jedem Zug sogennate Notfallsysteme wo dann bremsen würden. Ich denke das müsste zuerst zum Einsatz kommen. Wenn das dann auch wirklich komplett versagt dann gibt es hoffentlich ein Stellwerk was die Strecke des Zuges verändern kann, das er zum Bremsen irgendwie kommt. Andere Züge müssten warten, bis der nicht bremsbare Zug vorbeigerollt wäre, vorallem an Kreuzungen usw. Denke der Lockiführer gibt dann sicher nicht mehr extra Gas, und irgendwann wird die Beschleunigung mal zuende sein, den Gleis um auszurollen wäre sicher genügend da. Was ich mir auch noch vorstellen könnte als Alternative, ich gehe davon aus, das der ICE mit Strom fährt in der Regel ob sie dann nicht den Stecker ziehen würden. Sobald kein Strom mehr da wäre würde nach meiner Überlegung die Beschleunigung fehlen für den Zug und er wird langsamer. Komme zu der Überlegung, weil wir in der Schweiz mal vor einigen Jahren ein Blackout hatten bei der SBB und dann kein Zug mehr gefahren ist. Sprich muss die Stromversorgung und der Antrieb des Zuges irgendwie zusammenhängen.

Glaube das mal sowas vorkommen würde das ein Zug nicht mehr bremsen könnte ist eher unwahrscheindlich, aber nicht auszuschliesen. Am sichersten ist in der Regel immer der Platz in Fahrtrichtung also Rückwärts sitzen und Gangplatz habe ich vor einigen Jahren gelesen.

"...Was wird gemacht wenn ein ice bei tempo 250 nicht mehr bremsen kann?" - Das ist ein undefinierter Begriff. Was geht denn nicht mehr? Die Hauptzugbremse? Ein moderner Zug hat drei von einander unabhängige Bremskreise. Zudem ist das System so aufgebaut, dass es grundsätzlich sofort zu bremsen beginnt, falls irgend etwas Wichtiges ausfällt (nennt man Totmanneinrichtung).

Zudem gibt es Sicherheitsabstände, die ebenfalls eine Schnellbremsung einleiten, wenn sich Züge hintereinander annähern sollten. Für so was gibts eine externe Fahrstassenüberwachung. Die ist auch unabhängig vom Lockführer und wird von der Leitstelle überwacht.

Du müsstest etwas spezifischer werden, was denn genau nicht bremsen tun würde... :-)

extra gleise gibt es nicht,er fährt auf denen die vorhanden sind.die bremsen gehn immer und so gebaut das sie auch bei stromausfall gehn