Was soll der Medizinertest aussagen?
- Beschreibt er die Intelligenz einer Person? Wenn ja, warum schneidet jemand mit Hochbegabung, trotz allem, schlecht ab? (Damit meine ich nicht mich. Sondern eine Bekannte.)
- Warum ist das Zulassungsverfahren so streng, trotz Ärztemangel? Vor einigen Jahren wäre man mit einem Abi von 1,4 oder 1,5 noch locker reingekommen. Es gibt doch einen Ärztemangel? Warum dann nur so wenige Studienplätze?
5 Antworten
Erstere Frage habe ich schon in deinem vorherigen Thread zumindest grob beantwortet.
Der NC, auf den du anspielst, gibt nicht die Schwierigkeit eines Studiums an und wird auch nicht von irgendwem einfach so „festgelegt“ - er ergibt sich einfach aus dem Verhältnis zwischen Angebot und Nachfrage. In Deutschland gibt es eine begrenzte Anzahl an Studienplätzen, aber in den letzten Jahren immer mehr Bewerber auf diese Plätze. Entsprechend ist auch der NC angestiegen - irgendwie muss man ja Aussortieren.
Allerdings wurde das Verfahren ja kürzlich erst abgeändert - es gibt jetzt deutlich mehr und bessere Möglichkeiten, auch auf anderen Wegen einen Platz zu bekommen. Neben dem Abi können der TMS, der HamNat, ein FSJ oder eine Ausbildung usw. auch dazu führen, dass man zum Studium zugelassen wird. Das hat vieles vereinfacht für diejenigen, die eben kein so gutes Abi vorweisen können.
- Der Medizinertest ist kein Intelligenztest. Er versucht, die studiengangsspezifische Studierfähigkeit der Bewerber zu ermitteln. Intelligenz hilft zwar, aber Medizin ist ein Studiengang, der sich bspw. von ingenieur- oder naturwissenschaftlichen Studiengängen deutlich unterscheidet. Entsprechend sind auch die Schwerpunkte in Puncto Begabung, Fähigkeiten und Vorwissen anders.
- Medizin ist einer der teuersten Studiengänge, sodass eine flexible Anpassung der Studienplätze an einen kurzfristigen Bedarf mit erheblichen Schwierigkeiten verbunden ist. Zudem ist eine weitere Besonderheit der Medizin, dass hier die Fakultäten und damit die Ärzte selbst darüber bestimmen, wie viel Nachwuchs sie ausbilden. Dadurch kann man natürlich auch auf der volkswirtschaftlichen Angebotsseite stabile Verhältnisse schaffen. Von einem Ärztemangel würde ich im Vergleich zu anderen Ländern, wie uns auch jetzt die Covid-Pandemie bislang gezeigt hat, nicht sprechen. Die Medizinische Infrastruktur scheint in Deutschland recht gut ausgebaut zu sein. Das Problem ist eher bei selbständigen Ärzten. Das ist aber aus meiner Sicht ein betriebswirtschaftliches Problem, weil Selbständigkeit immer ein gewisses Risiko birgt und kaum familienfreundliche Arbeitsbedingungen bietet. Deshalb geht die junge Generation immer weniger in dieses Feld hinein.
"Warum ist das Zulassungsverfahren so streng,..."
Der einzige Grund dafür ist, dass es Massen an Bewerbern aber nicht genug Medizin-Studienplätze gibt.
Wenn eine Uni 100 verfügbare Medizin-Studienplätze hat und es 1000 Bewerber gibt, dann endet das Auswahlverfahren zwangsläufig damit, dass 900 Bewerber eine Absage bekommen - auch wenn sie alle super gut sind.
Hochbegabung und Wissen für den Test haben sind zwei verschiedene Paar Schuhe.
Naja ich nehme an, dass der Test größtenteils die Kenntnisse abfragt die man haben sollte.
Und von mir aus kann der Test noch strenger sein.
Wer nicht in der Lage ist den Test zu bestehen, sollte kein Mediziner werden.
Es ist ein Beruf mit extrem hoher Belastung und Verantwortung. Da bin ich froh, dass nicht jeder einfach so ein Arzt werden kann.
Der Meinung bin ich auch. Nur weil man gute Noten hat sagt auch nicht aus, daß man dann auch ein guter Arzt wird.
Richtig.
Gute Noten kann man auch ohne Wissen bekommen, wenn man sich geschickt anstellt.
Ein gutes TMS-Ergebnis sagt auch nicht aus, dass man dann ein guter Arzt wird 🤷🏼♀️
Der TMS fragt 0,0 Fachkenntnisse ab. Und irgendwie muss man sich immer für ein gutes Abitur anstrengen ;) Manche mehr und manche weniger, aber ein gewisser Indikator für Lern- und Konzentrationsfähigkeit ist der Abischnitt i. d. R. schon (wenn man dafür gearbeitet hat). Die Überflieger, die fürs Abi schon nichts tun mussten, können auch im Medizinstudium „einfach so“ durchkommen - auch da geht’s im Prinzip um nichts anderes als Auswendiglernen.
Was hat das eine jetzt mit dem anderen zu tun? Der TMS misst nicht, ob man sich bein Lehrer eingeschleimt hat
Der Test fragt keine Kenntnisse, sondern Fähigkeiten ab - Merkfähigkeit, Konzentrationsfähigkeit, schnelles Arbeiten unter Stress etc.
Er kann Auskunft darüber geben, ob jemand fürs Studium geeignet ist - muss aber nicht. Der TMS ist nämlich z. B. stark tagesformabhängig. Wenn ich ihn also krank schreibe, schneide ich u. U. schlechter ab, als ich es gesund tun würde - das sagt dann herzlich wenig darüber aus, wie gut ich etwa als Ärztin tatsächlich wäre.
Außerdem baut der TMS auf dem Vergleichsprinzip auf. Man kann super hohe Punktzahlen erzielen, aber dennoch einen „schlechten“ Prozentrang haben - weil man mit dem Ergebnis anderer verglichen wird und nicht das absolute Punkteresultat zählt.
Der TMS fragt kein Wissen ab.