Was sagt das Libet-Experiment zusammengefasst aus?

2 Antworten

Das heißt erst einmal, dass man noch weiter forschen muss. Wir wissen noch zu wenig über die Vorgänge im Gehirn und können diesbezüglich noch viel zu wenig und viel zu ungenau messen um aus diesem Experiment eine klare Aussage über unsere Denkprozesse machen zu können.

Wir haben etwas neues entdeckt. Daraus lassen sich neue Thesen bilden. Aber es sind weitere Experimente und Forschungen nötig um diese zu festigen oder zu widerlegen.

Deswegen zu schreien "Wir haben keinen freien Willen!", ist so vernünftig wie die "Mager-Welle" zu starten um Fette aus Produkten zu nehmen, bis man herausfand, dass der Körper bestimmte Fette braucht um Vitamine aufnehmen zu können und man ihm diese durch die ganzen Mager-Produkte effektiv vorenthält.

Meine persönliche These diesbezüglich ist, dass wir einfach noch nicht in der Lage sind das volle Ausmaß der Gehirnfunktionen zu messen. Wir konnten messen, dass der Gedanke, also der Drang zur Handlung entsteht bevor wir messen konnten, dass dieser Gedanke ins Bewusstsein gelangt.

Da wir zur Zeit metaphorisch ausgedrückt nur an der Oberfläche des Gehirns forschen können, ist es durchaus möglich, dass da Prozesse ablaufen die uns verborgen bleiben.

verreisterNutzer  20.03.2023, 23:06
und viel zu ungenau messen

Im Gegenteil. Das EEG ist extrem präzise. Jedenfalls mehr als ausreichend genau um das ganze nicht einfach mit einem "die Wissenschaftler haben falsch gemessen" abzutun.

Meine persönliche These diesbezüglich ist, dass wir einfach noch nicht in der Lage sind das volle Ausmaß der Gehirnfunktionen zu messen.

Doch sind "wir". Das geht außerordentlich genau ;-)

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Andrastor  20.03.2023, 23:08
@verreisterNutzer

Und du denkst elektrische Ströme sind alles was die Arbeit in unserem Gehirn ausmacht?

Und woran willst du festmachen, dass es nicht mehr gibt, als das EEG messen kann? Weil es selbst nicht mehr misst? Das ist als würdest du sagen, es gäbe nichts was kleiner ist als deine Lupe zeigen kann.

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verreisterNutzer  20.03.2023, 23:11
@Andrastor

Das hab ich nie behauptet. Aber darum gehts im Libet Experiment ja auch nicht.

Jedenfalls kannst du das Experiment nicht mit einem "Die Wissenschaftler haben ungenau gemessen" abwimmeln. Da musst du schon mehr liefern :D

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Andrastor  20.03.2023, 23:19
@verreisterNutzer

Es geht darum, dass mit unseren jetzigen Messmethoden etwas gemessen worden ist. Aber wir können alleine von diesem Experiment nicht sagen, ob die Messmethoden wirklich ausreichend gewesen sind.

Es bedarf weiterer Experimente die sowohl die Ergebnisse des ersten Experiments als auch unsere Messmethoden infrage stellen um die aufgestellten Thesen belegen oder widerlegen zu können.

Das ist was ich sage. Es ist für abschließende Erklärungen noch zu früh.

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verreisterNutzer  20.03.2023, 23:29
@Andrastor

Guck dir mal das Experiment genauer an. Was wird da gemacht, was wird da gemessen und was wird beobachtet.

Das was du da sagst hat etwa die Qualität wie Folgendes:

Ich leg zwei Äpfel auf den Tisch und sag dir, die liegen auseinander - ca. 30cm gemessen mit Zollstock. Und dann behauptest du: "Nein die Messung ist nicht genau genug. sie könnten auch direkt aneinander liegen"

Das Bereitschaftpotential ist da. Das ist erwiesen und nicht mit Messfehler-Geschwurbel kleinzureden.

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Du musst ja deswegen nicht dein Konzept vom Freien Willen komplett über Bord werfen. Daran lässt sich auch seriös festhalten, ohne Geschwurbel. Denn das Experiment beweist nicht das bewusstes Entscheiden oder gar das Bewusstsein nicht existiert. Auch dazu gibts jede Menge Material.

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Andrastor  20.03.2023, 23:31
@verreisterNutzer

Wer nicht verstehen will, dem/der kann man nichts beibringen. Da erübrigt sich jedes weitere Wort.

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Dass man sich erst (millisekunden) nach einer Entscheidung im Gehirn bewusst über die getätigte Entscheidung wird?

Naja so formuliert scheinst du ja den freien Willen als Illusion wahrzunehmen. Der Freie Wille setzt ja voraus, dass du die Entscheidung selbst triffst. Sich nur bewusst zu werden über eine Entscheidung, hieße ja sie eben nicht bewusst getroffen zu haben.

So ist ja auch das subjektive Empfinden. Du entscheidest dich einen Knopf zu drücken und dann folgt die Reaktion deines Körpers. Auf keinen Fall umgekehrt. Das Libet Experiment hat aber gezeigt, dass dein Gehirn bereits reagiert (Bereitschaftspotential) bevor du die Entscheidung triffst. Das passt ja nicht ganz zusammen oder?

Wie würde das mit einem freien Willen zusammenpassen?

Genau, das passt nicht zusammen. Und in der Wissenschaft ist das ein klarer Fall: Wenn die Theorie (Freier Wille) und die Beobachtung (Experiment) nicht kompatibel sind, dann ist die Theorie falsch. Jedenfalls ist der freie Wille offensichtlich nicht so, wie unsere Philosophen sich das ausgemalt haben.

Ich könnte mir schon vorstellen, dass unser komplexes Nervensystem im Gehirn von sich aus arbeitet, und wir uns ein paar Millisekunden später darüber bewusst werden, sodass es nicht auffällt und Entscheidungen wie freie Entscheidungen wirken und wir in Wahrheit nur unser komplexes Gehirn unterschätzen.

Ja, das wäre eine Interpretationsmöglichkeit. Der Freie Wille als Illusion.

Was würde das im Bezug auf Determinismus, Kausalketten bedeuten?

Eben das was du selbst schon sagst. A->B, B-C es gibt keine Kontingenz, alles ist vorbestimmt.

Aber: Das ist alles hochspekulativ. Eventuell ist das genauso falsch, wie die Vorstellung des Freien Willens. Aktuell geht die Mehrheit der Forschenden davon aus, dass die Wahrheit irgendwo dazwischen liegt.