Ist der kategorische Imperativ kaltherzig?
Die ihm zugrunde liegende Erkenntnis wird a priori, also vor der Erfahrung, erworben. Somit wird "nur" die Vernunft gebraucht um Entscheidungen zu fällen bzw sie zu beurteilen. Neigungen (also auch Emotionen) dürfen bei der Entscheidung für eine Handlung nicht die treibende Kraft gewesen sein, noch werden sie in der Beurteilung einer Handlung in Betracht gezogen. Das klingt ja schon irgendwie alles recht hart und gefühlsarm.
Würdet ihr den kategorischen Imperativ aufgrund dieser Tatsachen als kaltherzig beschreiben, da er ja schon entgegen der Beschaffenheit des menschlichen Geisteslebens agiert? Ich meine, Gefühle sind ja meiner Ansicht nach schon ein wichtiger Teil des Mensch-Seins.
3 Antworten
Gefühle determinieren ja durchaus die eigenen Präferenzen und aus diesen leitet sich wiederum LOGISCH ab, was man tun sollte und was nicht. Es ist doch statt dessen kaltherzig, für sich persönlich gegen Prinzipien zu verstoßen, die man selber durchaus als ethische Wertmaßstäbe erkannt hat.
Ich würde nicht sagen kaltherzig, eher würde ich ihn als zweckdienlich bzw. tendenziel rational bezeichnen.
Es ist letztlich ein Modell, welches vereinfacht darlegen soll, wie man eine Handlung in bezug auf moralische Aspekte bewerten kann.
Nun stellt sich letzendlich die Frage, wie stark vereinfacht man das "Modell" anwenden will.
Sicherlich bewertet man eine Tat anders, wenn man die dierekten äußeren Umstände die zur Tat führten ignoriert.
Kant wollte den kategorischen Imperativ vom Hedonismus, vom Eudämonismus und von Utilitas abgrenzen. War nicht notwendig. Vom Legalismus hingegen lag Kant richtig, denn eine jede Pflichterfüllung sollte nicht vom Gesetz erzwungen werden. Schon Schiller bemängelte, das die Erfüllung einer Pflicht nicht auch aus Vorliebe geschehen könnte. Kant lag aber dahingehend wieder richtig, das eine jede Pflicht ein Gefühl zugrunde liegen muss und das möglichst zum Wohl aller Beteiligten.