Was passiert, wenn der Mond sich anfangen würde zu drehen?

7 Antworten

Vom Fragesteller als hilfreich ausgezeichnet

Hallo Prokiyon,

der Mond kann uns nur deshalb immer dieselbe Seite zeigen, WEIL er sich um seine eigene Achse dreht. Und zwar dauert eine Umdrehung um die eigene Achse beim Mond genauso lange wie eine Runde um die Erde. Man nennt das "gebundene Rotation".

Das ist auch kein Zufall - so lange es anders ist, bewirken die Gezeitenkräfte eine Abbremsung der Rotation.

Die Erde ist zum Beispiel nicht in gebundener Rotation mit dem Mond - ein Erdentag dauert weniger lang als ein Monat. Die Gezeitenberge, die der Mond verursacht, bleiben aber in etwa auf den Mond ausgerichtet. Die Erde dreht sich deshalb unter den Gezeitenbergen durch, die Reibung bewirkt eine (minimale(!)) Abbremsung der Rotation der Erde um ihre eigene Achse. Die Erde verliert dabei Drehimpuls, der im Gesamtsystem Erde/MOnd aber erhalten bleiben muss: Der Mond wird deswegen bei diesem Prozess auf eine höhere Umlaufbahn gehoben.

Die Gezeitenreibung bewirkt also eine Verlängerung des Tages und eine Zunahme der Entfernung zum Mond. Die Werte sind im Prinzip winzig, lassen sich aber nachweisen.

Der Prozess endet im Gleichgewichtszustand der gebundenen Rotation: Würde auch die Erde dem Mond immer dieselbe Seite zeigen, würde sich die Erde nicht mehr unter den Gezeitenbergen durchbewegen, die Flutberge stehen wie der Mond lokal fest.

Der Mond ist bereits - weil sehr viel kleiner - in diesen Gleichgewichtszustand gekommen. Nur deshalb zeigt er uns heute immer dieselbe Seite.

Daraus ergibt sich:

  • Der Mond hat eine Rotation um die eigene Achse
  • So, wie es jetzt ist, ist der Mond im Gleichgewichtszustand. Deshalb ändert sich da für den Mond nichts mehr
  • Historisch war es anders. Damals war die Tageslänge auf der Erde kürzer und die Gezeitenkräfte waren stärker. Aber nicht, weil damals der Mond noch anders rotierte, sondern weil er uns näher war.
  • Seite Eigenrotation an sich hat praktisch keine Auswirkung auf uns.

Leider ist das beste Video, das ich dazu kenne, auf Englisch:

https://www.youtube.com/watch?v=j91XTV_p9pc

Grüße

Woher ich das weiß:Studium / Ausbildung – Diplom in Physik, Schwerpunkt Geo-/Astrophysik, FAU
Prokiyon 
Fragesteller
 17.12.2017, 21:09

danke für diese Antwort, sie war sehr ausführlich und nachvollziehbar ^^

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Der Mond zeigt uns zwar immer die gleiche Seite, aber trotzdem rotiert er auch um sich selbst undzwar dreht er sich mit einer Erdumrundung auch einmal (zwangsläufig) um sich selbst. Man nennt das auch eine gebundene Rotation, beim Mond dauert sie 27,3 Tage. Zu Ur-urzeiten drehte sich der Mond noch schneller, aber die starken Gezeitenkräfte der Erde bremste ihn schnell aus, bereits 500 Millionen Jahre nach seiner Entstehung hatte der Mond schon eine gebundene Rotation.

Der Mond DREHT SICH! Er HAT eine eigene Rotation.