Was passiert mit Verstorbenen (lt. Bibel)?


09.03.2023, 18:22

Ergänzung:

Weder Tun noch Denken schließt auch z. B. Bestrafung der Verstorbenen aus - Tun bezeichnet generell eine Handlung.

7 Antworten

Zu Prediger 9,4-6 mal der Walvoord-Bibelkommentar:

"Obwohl alle Menschen, sowohl die Gerechten als auch die Ungerechten, auf dieselbe unerforschliche Weise der Zuteilung von Unglück und Wohlergehen unterworfen sind und schließlich sterben müssen, sollte doch niemand am Leben verzweifeln. Nach Salomo ist das Leben dem Tod vorzuziehen. Ein lebendiger Hund - so sagt er - habe es besser als ein toter Löwe. Mit anderen Worten: Am Leben zu sein und verachtet zu werden (vgl. 1Sam 17,43; der Hund war das allerverachtetste Tier) ist immer noch angenehmer, als geehrt zu werden, aber tot zu sein (vgl. Spr 30,30; der Löwe war das Tier, vor dem man die größte Hochachtung hatte). Die Lebenden sind zumindest noch bei Bewusstsein und haben Hoffnung . Sie haben Erwartungen, an denen sie sich aufrichten können. Aber die Toten wissen nichts, sie können keinen Lohn (also nichts Erfreuliches) erhoffen. Auch fühlen sie keine Liebe, keinen Hass und keine Eifersucht mehr. Wie Ginsburg hervorgehoben hat, ist das Bild von den Menschen, die noch leben und bei Bewusstsein sind und denen, die schon verschieden sind, nicht einfach eine Belehrung über den Schlaf der Seele im Tod. Vielmehr sind diese Verse im Zusammenhang mit der Empfehlung zu sehen, das Leben zu genießen (Pred 9,7-8) und die Möglichkeiten zur Freude auszuschöpfen; die Lebenden sind hierzu imstande, die Toten jedoch nicht (The Song of Songs and Coheleth , S. 414 - 415).

Somit besitzen die Lebenden im Gegensatz zu den Toten noch Möglichkeiten und Fähigkeiten zum fruchtbaren Wirken (V. 10). Anders als die Verstorbenen können sie für ihre Mühe belohnt werden (V. 5; das Wort, das hier mit "Lohn" übersetzt wird, bezieht sich auf den Verdienst oder die Einkünfte). Die Lebenden können sich an vielen Dingen erfreuen (V. 7-9), nicht jedoch die Toten (V. 6). Salomo beschreibt hier nicht die Situation der Verstorbenen; er stellt lediglich fest, welche Möglichkeiten jene nicht mehr haben. Er ermahnt den Menschen, während seines Lebens keine Gelegenheit zu versäumen, Gott zu dienen und sich an seinen Gaben zu erfreuen, da ihm dies später nicht mehr möglich sein werde (vgl. Jes 38,11-18-19). Der Prediger fügt hinzu: sie (die Toten) haben kein Teil mehr auf der Welt in allem, was unter der Sonne geschieht (vgl. den Kommentar zu Pred 1,3). Das Wort für "Teil" (HEleq , "Anteil, Los, Schicksal") ist dasselbe, das Salomo auch an anderer Stelle im Zusammenhang mit der Freude am Leben verwendet (Pred 3,22; 5,17-18; 9,9).

Einige Ausleger sehen zwischen Pred 9,4-6 und Pred 4,2-3 ("die Toten" sind glücklicher "als die Lebendigen") einen Widerspruch. Diese Auffassung ist jedoch unbegründet, denn Salomo sagt, dass ein Mensch, der Ungerechtigkeiten erfährt oder mit ansieht (Pred 4,1), zu der Ansicht gelangen könne, dass der Tod dem Leben vorzuziehen sei. Demgegenüber betont der Prediger in Pred 9,4-6 (und in V. 7-10 ), dass ein Mensch nach seinem Tod nicht mehr die Möglichkeit habe, sich des Lebens zu freuen. In den beiden Abschnitten werden Leben und Tod von verschiedenen Standpunkten aus betrachtet."

Und zu Vers 10:

"Salomo hat seine Leser ermutigt, sich des Lebens zu freuen, soweit Gott es ihm erlaubt. Nun fordert er sie auf, fleißig zu arbeiten. Der Ausdruck was dir vor die Hände kommt bedeutet "alles, was du tun kannst" (vgl. 1Sam10,7). Was auch immer ein Mensch zu tun vermag, das sollte er mit all seiner Kraft tun, d. h., er sollte seine gesamte Energie dafür aufwenden. Die Bedeutung dieses Rates liegt darin, dass der Tod den Menschen jede Möglichkeit zum Wirken und zum Dienst beraubt. Im Tod gibt es weder Tun noch Denken, weder Erkenntnis noch Weisheit. (Auch dies ist kein Beleg dafür, dass der Tod ein Seelenschlaf ist; vgl. den Kommentar zu Pred 9,5.)"

chrisbyrd  09.03.2023, 19:26

Nach der Bibel gibt es nach dem Tod "Himmel" oder "Hölle": Fragen über Himmel und Hölle

Den "Himmel" (Paradies) im Sinne von Gottes neuer Schöpfung stelle ich mir "unvorstellbar" schön vor. Die Bibel verheißt dazu z. B.:

  • "Was kein Auge jemals gesehen und kein Ohr gehört hat, worauf kein Mensch jemals gekommen ist, das hält Gott bereit für die, die ihn lieben" (1.Korinther 2,9).
  • "Und Gott wird abwischen alle Tränen von ihren Augen, und der Tod wird nicht mehr sein, weder Leid noch Geschrei noch Schmerz wird mehr sein; denn das Erste ist vergangen. Und der auf dem Thron saß, sprach: Siehe, ich mache alles neu!" (Offenbarung 21,4-5a).
  • "Denn siehe, ich schaffe einen neuen Himmel und eine neue Erde, sodass man an die früheren nicht mehr gedenkt und sie nicht mehr in den Sinn kommen werden; sondern ihr sollt euch allezeit freuen und frohlocken über das, was ich erschaffe" (Jesaja 65,17-18a).

Auf die Ewigkeit in Gottes Herrlichkeit freue ich mich schon sehr!

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SurvivalRingen  10.03.2023, 17:33
@chrisbyrd

In dem Fall finde ich die Erklärung von MacDonald passender, nach welcher Prediger rein aus irdischer Perspektive geschrieben wurde und Salomo nur die Beobachtungen von der Erde aus beschreibt, ohne Einfluss göttlicher Offenbarung.

LGuGS!

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Das Predigerbuch ist rein aus irdischer Perspektive geschrieben. Das musst du beachten. Immer wieder heißt es da "unter der Sonne". In 9 von 12 Kapiteln kommt diese Fomulierung vor. Es sind Erkenntnisse, die aus irdischer Sichtweise gemacht wurden, ohne Einfluss göttlicher Offenbarung.

Pred 1,14 Ich beobachtete alle Werke, die getan werden unter der Sonne, und siehe, es war alles nichtig und ein Haschen nach Wind!

So sind auch die von dir genannten Verse aus irdischer Perspektive geschrieben.

5 Denn die Lebenden wissen, dass sie sterben werden, ---die Toten aber wissen nichts(Bedeutung?)---; sie haben auch keinen Lohn mehr, denn ihr Andenken ist vergessen.

Wenn der lebende Mensch einen Toten sieht, sieht er einen leblosen Körper, der zerfällt und keinen (irdischen) Lohn hat. Es liegt aus irdischer Perspektive der Schluss nahe, dass dieser Mensch nichts mehr weiß.

6 Ihr Lieben und ihr Hassen und ihr Eifern ist längst dahin; ---für immer(?)--->haben sie keinen Teil mehr an allem, was unter der Sonne geschieht.

Der Vers sollte einen wirklich nicht verwundern. Auch wenn man an ein Leben nach dem Tod glaubt, hat der Verstorbene keinen Anteil mehr an dieser Erde.

Da die Verse rein aus irdischer Perspektive geschrieben wurden, können sie nicht als Grundlage für Lehrfragen genommen werden. Die Funktion von Prediger ist ein anderer: Wir können aus den hier beschriebenen Erfahrungen und Fehlern lernen und müssen sie nicht selber nochmal machen.

10 Alles, was dir vor die Hände kommt, es zu tun mit deiner Kraft, das tu; ---denn im Totenreich, in das du fährst, gibt es weder Tun noch Denken, weder Erkenntnis noch Weisheit.---

Das hebr. Wort für Totenreich "sheol" kann je nach Kontext auch das irdische Grab bezeichnen. Da das Buch aus irdischer Perspektive geschrieben ist, halte ich es für wahrscheinlicher, dass hier das irdische Grab gemeint ist, welches der lebende Mensch noch beobachten kann.

Aber jetzt zu der Frage, was nach dem Tod passiert:

Jesus beschreibt das in einer Geschichte:

Lk 16:

22 Es geschah aber, dass der Arme starb und von den Engeln in Abrahams Schoß getragen wurde. Es starb aber auch der Reiche und wurde begraben.

23 Und als er im Totenreich seine Augen erhob, da er Qualen litt, sieht er den Abraham von ferne und Lazarus in seinem Schoß.

24 Und er rief und sprach: Vater Abraham, erbarme dich über mich und sende Lazarus, dass er die Spitze seines Fingers ins Wasser tauche und meine Zunge kühle; denn ich leide Pein in dieser Flamme!

25 Abraham aber sprach: Sohn, bedenke, dass du dein Gutes empfangen hast in deinem Leben und Lazarus gleichermaßen das Böse; nun wird er getröstet, du aber wirst gepeinigt.

26 Und zu alledem ist zwischen uns und euch eine große Kluft befestigt, sodass die, welche von hier zu euch hinübersteigen wollen, es nicht können, noch die, welche von dort zu uns herüberkommen wollen.

Jesus macht hier deutlich, dass man im Totenreich bei vollem Bewusstsein ist. Dieses ist in 2 Teile geteilt - in den einen Teil kamen die Gläubigen (z.B. 1Mo 37,35), in den anderen kommen die Ungläubigen (z.B. 4Mo 16,30), wo sie leiden müssen.

Seit Jesu Stellvertretertod und Auferstehung können die Geretteten nach dem Tod direkt in den Himmel:

Lk 23,43 Und Jesus sprach zu ihm: Wahrlich, ich sage dir: Heute wirst du mit mir im Paradies sein!

2Kor 5,8 Wir sind aber getrost und wünschen vielmehr, aus dem Leib auszuwandern und daheim zu sein bei dem Herrn.

Phil 1,23 Denn ich werde von beidem bedrängt: Mich verlangt danach, aufzubrechen und bei Christus zu sein, was auch viel besser wäre;

Die Ungläubigen kommen zum Endgericht vom Totenreich in den Feuersee:

Off. 20, 12 Und ich sah die Toten, Kleine und Große, vor Gott stehen, und es wurden Bücher geöffnet, und ein anderes Buch wurde geöffnet, das ist das Buch des Lebens; und die Toten wurden gerichtet gemäß ihren Werken, entsprechend dem, was in den Büchern geschrieben stand.

13 Und das Meer gab die Toten heraus, die in ihm waren, und der Tod und das Totenreich gaben die Toten heraus, die in ihnen waren; und sie wurden gerichtet, ein jeder nach seinen Werken.

14 Und der Tod und das Totenreich wurden in den Feuersee geworfen. Das ist der zweite Tod.

15 Und wenn jemand nicht im Buch des Lebens eingeschrieben gefunden wurde, so wurde er in den Feuersee geworfen.

Ich hoffe ich konnte helfen

Lg

Woher ich das weiß:eigene Erfahrung – Eigener Glaube -- bin bibelgläubiger Christ

Sie (Apg.2,29)

warten auf die Auferstehung Offb.20,4).

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Was passiert mit Verstorbenen (lt. Bibel)?

Die Bibel hat im Laufe der Zeit der Entstehung ihrer Texte zu ganz unterschiedlichen Sichtweisen gefunden. Im Christentum dominiert da die Sichtweise wie Paulus sie an verschiedenen Stellen beschreibt.

Prediger 9

Diese Textstelle ist eines der gewichtigsten Argumente das Buch Prediger/Kohelet (ohne den Anhang) den Sadduzäern zuzuschreiben. Diese glaubten nicht an eine Auferstehung in irgendeiner Art nach dem Tod.

Es bedeutet, dass nur die Lebenden in das "Reich Gottes" eintreten können, die Toten haben diese Möglichkeit nicht (mehr).

Und: verstehen kann das nur Jemand, der sich bereits dort aufhält.