Bibelfrage zu Thessalonicherbriefe?
Denn das sagen wir euch in einem Wort des Herrn: Wir, die wir leben und bis zur Wiederkunft des Herrn übrig bleiben, werden den Entschlafenen nicht zuvorkommen; denn der Herr selbst wird, wenn der Befehl ergeht und die Stimme des Erzengels und die Posaune Gottes erschallt, vom Himmel herabkommen, und die Toten in Christus werden zuerst auferstehen. Danach werden wir, die wir leben und übrig bleiben, zusammen mit ihnen entrückt werden in Wolken, zur Begegnung mit dem Herrn, in die Luft, und so werden wir bei dem Herrn sein allezeit.
1. Thessalonicherbrief 4:15-17
Lasst euch nicht so schnell in eurem Verständnis erschüttern oder gar in Schrecken jagen, weder durch einen Geist noch durch ein Wort noch durch einen angeblich von uns stammenden Brief, als wäre der Tag des Christus schon da. Lasst euch von niemand in irgendeiner Weise verführen! Denn es muss unbedingt zuerst der Abfall kommen und der Mensch der Sünde geoffenbart werden, der Sohn des Verderbens, der sich widersetzt und sich über alles erhebt, was Gott oder Gegenstand der Verehrung heißt, sodass er sich in den Tempel Gottes setzt als ein Gott und sich selbst für Gott ausgibt.
2. Thessalonicherbrief 2:2-4
Im ersten Brief denkt Paulus er würde die entrückung miterleben.
Im zweiten warnt Paulus vor einem falschen Brief und sagt der Tag des Herrn könne noch gar nicht da sein, weil der antichrist noch nicht da ist.
Was ist deine Frage?
Meine Frage ist : Wie passt das zusammen? Einmal denkt er, er würde Jesu kommen muterleben, einmal warnt er davor sowas zu denken.
11 Antworten
Das ist doch kein Widerspruch. In 1.Kor. 13 spricht Paulus von stückweiser Erkenntnis und stückweiser Weissagung.
Im 1.Thessalocherbrief hatte Gott Paulus nur die äußeren Umstände offenbart. Paulus rechnete damit offenbar zu seinen Lebzeiten. - das war dann seine persönliche Einschätzung, aber nicht direkt von Gott mitgeteilt oder bestätigt.
Im 2.Thessalonicherbrief hatte Gott Paulus dann etwas mehr offenbart: Nämlich, dass vor der Entrückung erst der Antichrist offenbar werden muss. Aber wann dieser kommt sagt die Bibel ja auch nicht. Also könnte Paulus auch mit dem Antichristen zu seinen Lebzeiten gerechnet haben. Er warnte nur davor zu glauben, dass der Tag Christi schon in diesem Moment da ist.
Auch Johannes rechnete offenbar mit dem Ende in absehbarer Zukunft:
1Joh 2,18 Kinder, es ist die letzte Stunde! Und wie ihr gehört habt, dass der Antichrist kommt, so sind jetzt viele Antichristen aufgetreten; daran erkennen wir, dass es die letzte Stunde ist.
Das widerlegt übrigens auch das Argument der Naherwartung von Vorentrückungsvertretern. Denn die ersten Christen lebten nicht in der Naherwartung, weil sie mit der Entrückung vor der Drangsal rechneten, sondern weil sie dachten, sie seien bereits in der Drangsal. (Was bei der damaligen Verfolgung und Aufkommen falscher Lehren ja auch verständlich ist)
LGuGS!
Warum schreibst du immer wieder solche Kommentare, die nur eine Behauptung enthalten? Meinst du wirklich, das nimmt jmd. ernst?
Ich frage dich nochmal:
Gibt es noch weitere Schreiber des NT, die du nicht anerkennst?
Bekomme ich diesmal eine Antwort?
Paulus hat sich mächtig geirrt.
So wie die anderen Urchristen glaubte auch er, dass die Parusie (Wiederkunft Christi) kurz bevorsteht:
Die Jesusbewegung war von einer starken Naherwartung geprägt. Man erwartete das Kommen Jesu nahezu stündlich.
Die erste Generation der Christen lebte in der Hoffnung, noch im eigenen Leben das Kommen des Reiches Gottes zu erleben (1 Thess 4,13–17 EU).
Dass einige Christen schon gestorben sind, bevor die Parusie eingetreten ist, ist für Paulus zunächst die Ausnahme.
Da die Zahl der Todesfälle anstieg, musste Paulus reagieren. In 1 Kor 15,51f EUf geht er wohl schon davon aus, dass die meisten vor der Parusie sterben werden, dass einige sie aber wohl noch erleben werden. In 2 Kor 5,1–10 EU scheint eine zunehmende Verzögerung ins Bewusstsein zu rücken.
Daraus entwickelt Paulus die Vorstellung, dass jeder Christ bei seinem Tod einen verwandelten Leib erhält und dass das Kommen Jesu in eine fernere Zukunft rückt.
https://de.wikipedia.org/wiki/Parusie#Parusieverz%C3%B6gerung
Da er von der Realität eingeholt worden ist, hat er seine Theologie angepasst.
Bei Adventisten und Zeugen Jehovas wird das "Neues Licht" genannt. Man irrt sich und bringt eine neue Version raus ...
https://de.wikipedia.org/wiki/Parusie#Parusieverz%C3%B6gerung
Schade dass der Abschnitt an der entscheidenden Stelle immernoch unvollständig abbricht.
Wie passt das zusammen?
Zuerst mal gilt festzustellen, dass die beiden Briefe von unterschiedlichen Autoren zu unterschiedlichen Zeiten stammen. Während 1Thess um 50 nChr von Paulus geschrieben wurde, stammt 2Thess von einem unbekannten Autor vom Ende des 1. Jhdt‘s.
Paulus war um 50 nChr davon ausgegangen, dass der Herr sehr bald wieder zurückkehrt, während 2Thess eine Reaktion auf urchristliche Propheten war die behaupteten, dass er bereits zurückgekehrt wäre.
Wir, die wir leben und bis zur Wiederkunft des Herrn übrig bleiben, werden den Entschlafenen nicht zuvorkommen
Paulus sagt nur, dass die Christen, die bei der Wiederkunft Christi (wann auch immer diese stattfinden wird) entrückt werden, sich mit dem Herrn begegnen werden, und dass sie den Christen, die gestorben sind, nicht zuvorkommen werden, sondern dass sie alle gleichzeitig mit ihrem Herrn versammelt werden.
Christen sollten jederzeit bereit sein, dass Jesus kommen könnte und dass die Ereignisse mit dem Antichristen schnell geschehen könnten. Deshalb ist es nicht verwerflich, wenn ein Christ von seiner eigenen Entrückung in der Zukunft spricht. Denn wir wissen nicht, wann der Tag des Herrn kommt. Und wir finden auch bei Paulus keine einzige Aussage, dass die Entrückung in jedem Fall noch zu seinen Lebzeiten stattfinden wird.
Auch in der Kirche sprechen wir über unsere eigene mögliche Entrückung zu Lebzeiten und die Vereinigung mit den verstorbenen Christen.
Beide Briefe müssen im Zusammenhang mit der Naherwartung Jesu auf die Königsherrschaft Gottes mit Jüngstem Gericht gesehen werden. Die Naherwartung Jesu hat sich ja nicht erfüllt. Er wurde hingerichtet, ohne dass Gott in irgendeiner Weise eingegriffen hätte.
Die Umdeutung der Naherwartung auf Jesus selbst muss als Verarbeitung der Enttäuschung gesehen werden. Auch Paulus glaubte anfangs noch, dass er die Rückkehr Jesu in seiner eigenen Lebensspanne erleben werde. Als auch das immer unwahrscheinlicher wurde, entwickelte er die Idee der Pausieverzögerung.
Der 1. Thessalonicherbrief stammt von Paulus, während der unbekannte Autor des 2. Thessalonicherbriefes rotzfrech behauptet, der erste (also echte Paulusbrief) sei eine Fälschung.
Auch der 2. Petrusbrief (der nicht von Petrus stammt) ist dem Umstand geschuldet, dass man den Irrtum Jesu und auch die Umdeutung seines Irrtums auf ihn selbst, kaschieren wollte. Man behauptete einfach, Gott habe ein anderes Zeitmaß (1000 Jahre sind bei Gott wie ein Tag).
Aus der konkreten Naherwartung Jesu auf die Königsherrschaft Gottes wurde eine unbestimmte Fernerwartung auf die Rückkehr Jesu selbst.
Es fand also eine personelle und zeitliche Umdeutung statt.
Gott hat Paulus gar nichts offenbart! Paulus hat sich alles aus den Fingern gesogen.