Was ist gemeint (Bibel)?

8 Antworten

Im Walvoord-Bibelkommentar steht zu Prediger 9,4-6:

"Obwohl alle Menschen, sowohl die Gerechten als auch die Ungerechten, auf dieselbe unerforschliche Weise der Zuteilung von Unglück und Wohlergehen unterworfen sind und schließlich sterben müssen, sollte doch niemand am Leben verzweifeln. Nach Salomo ist das Leben dem Tod vorzuziehen. Ein lebendiger Hund - so sagt er - habe es besser als ein toter Löwe. Mit anderen Worten: Am Leben zu sein und verachtet zu werden (vgl. 1Sam 17,43; der Hund war das allerverachtetste Tier) ist immer noch angenehmer, als geehrt zu werden, aber tot zu sein (vgl. Spr 30,30; der Löwe war das Tier, vor dem man die größte Hochachtung hatte). Die Lebenden sind zumindest noch bei Bewusstsein und haben Hoffnung. Sie haben Erwartungen, an denen sie sich aufrichten können. Aber die Toten wissen nichts, sie können keinen Lohn (also nichts Erfreuliches) erhoffen. Auch fühlen sie keine Liebe, keinen Haß und keine Eifersucht mehr. Wie Ginsburg hervorgehoben hat, ist das Bild von den Menschen, die noch leben und bei Bewusstsein sind und denen, die schon verschieden sind, nicht einfach eine Belehrung über den Schlaf der Seele im Tod. Vielmehr sind diese Verse im Zusammenhang mit der Empfehlung zu sehen, das Leben zu genießen (Pred 9,7-9 ) und die Möglichkeiten zur Freude auszuschöpfen; die Lebenden sind hierzu imstande, die Toten jedoch nicht (The Song of Songs and Coheleth, S. 414 - 415).

Somit besitzen die Lebenden im Gegensatz zu den Toten noch Möglichkeiten und Fähigkeiten zum fruchtbaren Wirken (V. 10). Anders als die Verstorbenen können sie für ihre Mühe belohnt werden (V. 5; das Wort, das hier mit "Lohn" übersetzt wird, bezieht sich auf den Verdienst oder die Einkünfte). Die Lebenden können sich an vielen Dingen erfreuen (V. 7-9), nicht jedoch die Toten (V. 6). Salomo beschreibt hier nicht die Situation der Verstorbenen; er stellt lediglich fest, welche Möglichkeiten jene nicht mehr haben. Er ermahnt den Menschen, während seines Lebens keine Gelegenheit zu versäumen, Gott zu dienen und sich an seinen Gaben zu erfreuen, da ihm dies später nicht mehr möglich sein werde (vgl. Jes 38,11.18-19 ). Der Prediger fügt hinzu: sie (die Toten) haben kein Teil mehr auf der Welt in allem, was unter der Sonne geschieht (vgl. den Kommentar zu Pred 1,3). Das Wort für "Teil" (HEleq, "Anteil, Los, Schicksal") ist dasselbe, das Salomo auch an anderer Stelle im Zusammenhang mit der Freude am Leben verwendet (Pred 3,22;5,17-18;9,9 ).

Einige Ausleger sehen zwischen Pred 9,4-6 und Pred 4,2-3 ("die Toten" sind glücklicher "als die Lebendigen") einen Widerspruch. Diese Auffassung ist jedoch unbegründet, denn Salomo sagt, daß ein Mensch, der Ungerechtigkeiten erfährt oder mit ansieht (Pred 4,1), zu der Ansicht gelangen könne, dass der Tod dem Leben vorzuziehen sei. Demgegenüber betont der Prediger in Pred 9,4-6 (und in V. 7-10), dass ein Mensch nach seinem Tod nicht mehr die Möglichkeit habe, sich des Lebens zu freuen. In den beiden Abschnitten werden Leben und Tod von verschiedenen Standpunkten aus betrachtet."

Vielleicht hilft dir das folgende Bibelkommentar, das ich im Internet gefunden habe, zu diesem Vers weiter:

Vers 5 enthält die Begründung dessen, was in Vers 4 steht. Das sehen wir in dem Wort „denn“, mit dem der Vers beginnt. Dass „die Lebenden wissen, dass sie sterben werden“ bedeutet, dass sie leben, denn nur die Lebenden „wissen“ etwas. Solange die Menschen wissen, dass sie sterben werden, bleibt noch Zeit zur Buße.
 Es ist unsinnig, diese Aussage des Predigers für die falsche Lehre des sogenannten „Seelenschlafes“ zu verwenden, die lehrt, dass sich die Toten in einer Art Zustand ohne Bewusstsein befinden. Nach dieser Lehre haben Menschen im Jenseits kein Bewusstsein von Gefühlen, weder von Freude noch von Schmerzen. Gottes Wort spricht jedoch eine klare Sprache darüber, wie die Verse in Lukas 16 zeigen, die oben bei Vers 3 zitiert wurden ( Lk 16,22.23).
Die Toten sind nicht ohne Bewusstsein. Wenn sie im Glauben gestorben sind, genießen sie Christus; wenn sie im Unglauben gestorben sind, erleiden sie unerträgliche Schmerzen an dem Ort der Qual. Was sie nicht mehr wissen, ist von eine Möglichkeit, das ewige Leben zu bekommen.
Abgesehen davon, dass sie nichts wissen, haben sie nicht mehr die Gefühle von Liebe, Hass und Neid, die ihr Leben auf der Erde prägten ( Vers 6). Sie sind bei ihnen nicht mehr präsent, sondern sie „sind längst verschwunden“. Ihre Körper sind tot, steif und gefühllos im Grab und warten auf ihre Auferstehung, um das ewige Gericht zu empfangen. Das ist das Einzige, was sie bekommen werden ( Heb 10,27). Die angenehme Zeit ( 2Kor 6,2) mit der Möglichkeit, sich zu bekehren und das ewige Leben zu bekommen, ist für sie für immer vorbei. „Sie haben in Ewigkeit keinen Anteil mehr an allem, was unter der Sonne geschieht“.

Quelle: https://www.kingcomments.com/de/bibelstudien/Pred/9

Liebe Grüße!

Woher ich das weiß:eigene Erfahrung – Bibelstudium, pers. Beziehung mit Gott, freievang. Gemeinde

Das meint,

dass die Toten "tot" sind und in Vergessenheit geraten.

Bis sie wieder auferstehen (Offb.20,5).

Woher ich das weiß:Recherche

Der Prediger - also Salomo, der weise Sohn Davids und der klügste König aller Zeiten - predigt vom natürlichen Menschen. So auch hier:

„Da sprach ich in meinem Herzen: Gott wird den Gerechten wie den Gottlosen richten; denn er hat dort eine Zeit bestimmt für jedes Vorhaben und für jedes Werk! Ich sprach in meinem Herzen: Es geschieht wegen der Menschenkinder, damit Gott sie prüfe und damit sie einsehen, dass sie an und für sich [wie das] Vieh sind. Denn das Geschick der Menschenkinder und das Geschick des Viehs ist ein und dasselbe: Die einen sterben so gut wie die anderen, und sie haben alle denselben Odem, und der Mensch hat dem Vieh nichts voraus; denn es ist alles nichtig. Alle gehen an denselben Ort: Alles ist aus dem Staub geworden, und alles kehrt auch wieder zum Staub zurück. Wer weiß, ob der Geist des Menschen aufwärtssteigt, der Geist des Viehs aber abwärts zur Erde fährt? So sah ich denn, dass es nichts Besseres gibt, als dass der Mensch sich freue an seinen Werken; denn das ist sein Teil! Denn wer will ihn dahin bringen, dass er Einsicht in das gewinnt, was nach ihm sein wird?“

‭‭Prediger‬ ‭3:17-22‬ ‭SCH2000‬‬ https://bible.com/bible/157/ecc.3.17-22.SCH2000

Sie haben auf ewig keinen Anteil mehr an dem, was unter der Sonne geschieht.

Es gab im damaligen Judentum auch eine einflussreiche Strömung, die nicht an ein Leben oder eine Existenz nach dem Tod glaubten: "Und es kommen Sadduzäer zu ihm, die sagen, es gebe keine Auferstehung" (Mk 12,18a)

Es ist gut möglich, dass man das Buch Prediger diesen Sadduzäern zuordnen kann. Ich halte es für eines der wichtigsten Schriften der zeitnahen vorchristlichen Phase.