Was meint ihr wie das gemeint ist?

8 Antworten

Naja, beginnt doch schon als Kind. Die ersten Überzeugungen nimmst du aus deinem Elternhaus mit. Zu dem Zeitpunkt bleibt einem ja nix anderes übrig, als von andern zu lernen. Aber dieses erlernte Muster zieht sich dann eben weiter, ist eigentlich unmöglich das zu vermeiden.

Kommend aus einem anderen Elternhaus, lebend in einem anderem Land , umgeben von anderen Menschen als deinem gewöhnlichen Umfeld, wären deine Meinungen, Lebenswerte , Grundeinstellungen ganz andere.

Natürlich können sich diese dann mit der Zeit ändern, entwickeln. Nur passiert das dann auch aufgrund von äußerlichen Einflüssen.

Die Aussage hat nur bedingt damit zu tun, dass Menschen sich anderen Menschen angleichen wollen, um ihnen nachzueifern. Es geht hier nicht um das absichtvolle Nachmachen, sondern um die Formung des menschlichen Geistes durch sein Umfeld. Wir alle sind - ohne Ausnahme - bereits in früher Kindheit geprägt worden durch unsere Umwelt. Wir lernten Verhaltensweisen unserer Eltern, Freunde, Geschwister oder Autoritäten kennen, machten sie nach, bildeten daraus Verhaltensmuster auf individuelle Weise aus.

Wilde meinte mit der Nachahmung, dass uns alles Verhalten, sogar Meinung oder Geschmack, einprogrammiert ist und nur selten überschrieben werden kann. Gedanken oder Denkprozesse sind nur Kopien der anderen Menschen. Somit wird ein großer Teil unseres Speichers zum Konglomerat der Gedanken verschiedener anderer Menschen, die zusammengeführt, unbewusst ausgewertet und dann neu verschaltet werden. So funktionieren Gehirne schon seit... einer halben Ewigkeit. Dagegen kann sich keiner erwehren. Nur selten schafft es jemand diese Programmierung zu durchbrechen und ein eigenes Denken zu entwickeln oder zu zeigen. Solche, die es tun, werden meist als Verrückte, Exzentriker oder Kranke abgestempelt, weil sie nicht in die Gemeinschaft passen. Schließlich ist ihr Verhalten anders als das der anderen. Evolutionär betrachtet, kann das Kopieren und Einflößen von Denkmustern eine Spezies über einen langen Zeitraum erhalten. Allerdings ist so keine Entwicklung möglich.

Wildes unterschwellige Kritik an der Sache ist nicht, dass niemand bereit ist, diesen Kreislauf zu durchbrechen, sondern dass niemand zu 100% dazu fähig ist und die wahre Psyche, das wahre Selbst einer Person, bei den meisten nie zum Vorschein kommen kann. Tut sie es doch, kann es große Wunder für alle anderen Menschen oder nacktes Grauen für die betroffene Person bedeuten - abhängig vom Kontext. Unsere Gesellschaft lässt es kaum zu, dass jemand aus den einprogrammierten Verhaltensmustern ausbrechen kann. Das ist, was er eigentlich kritisiert.

Die meisten Menschen leben nicht ihr eigenes Leben sondern was ihnen anerzogen wurde.

Interessanterweise passt Wildes Äußerung heute immer noch genauso gut wie damals - oder durch Social Media vielleicht sogar noch besser.

Er kritisiert fehlende oder mangelnde Individualität, Kreativität und Eigenständigkeit. Viele Menschen ahmen nur nach, was sie sehen (Popstars, Schauspieler, ...), plappern nur nach, was man ihnen sagt, ohne eine eigene Meinung zu haben oder auch ohne kritisch darüber nachzudenken, ob die nachgeplapperte Aussage richtig oder falsch ist.

Interessant sind hierbei auch Modewellen, die durch "Influencer" entstehen. Irgendein selbsternannter "Modeguru" sagt etwas und wenige Tage später tragen es schon viele, egal ob sie es mögen oder es ihnen steht.

Dass Menschen selten 100% sie selbst sind, sich gesellschaftlich anpassen.

War ja früher auch im Mikro-Kosmos Klassenzimmer/Schule so. Es gab keine 20 verschiedene Meinungen, sondern maximal 3.

NettMitSpeck 
Fragesteller
 03.01.2024, 17:27

Das ist ein sehr guter Vergleich!

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