Was ist mit Myrrhe in Bezug zur Hinrichtung Jesu gemeint?

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Im Rienecker-Bibellexikon findet sich dazu:

"Der Betäubungstrank, der Jesus vor der Kreuzigung gereicht wurde, wird in Mk 15,23 als Myrrhe mit Wein, in Mt 27,34 als Wein mit G. vermischt angegeben. G. bezeichnet hier allgemein die Bitterkeit des Trankes, Myrrhe genauer die Art der Beimischung."

In der MacArthur-Studienbibel steht zu Matthäus 27,34:

"Essig mit Galle. Oder »Wein mit Galle«. »Galle« bedeutet hier einfach etwas Bitteres. Mk 15,23 identifiziert diese Substanz als Myrre, ein Betäubungsmittel. Die Juden hatten die auf Spr 31,6 gegründete Gewohnheit, den Gekreuzigten ein schmerzlinderndes Mittel zu verabreichen, das mit Wein vermisch war. Als Christus es geschmeckt hatte, trank er es nicht, obwohl er Durst litt. Dadurch wären seine Sinne betäubt worden, bevor er das Werk vollbracht gehabt hätte. Die Minderung der körperlichen Schmerzen hätte wahrscheinlich nicht die Wirksamkeit seines Erlösungswerkes beeinträchtigt (s. Anm. zu 26,38.39). Doch brauchte er für die noch bevorstehenden Stunden seine volle Geistesgegenwart. Er musste bei klarem Verstand und wach sein, um u.a. dem sterbenden Schächer zu dienen (Lk 23,43)."


xxPHILOSOPHINxx 
Fragesteller
 29.09.2017, 12:03

Eine Frage noch: "(s. Anm. zu 26,38.39)" -> was ist damit gemeint?

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chrisbyrd  29.09.2017, 12:11
@xxPHILOSOPHINxx

Sorry, das bezieht sich auf die Anmerkung in der MacArthur-Studienbibel zu Matthäus 26,38 und 39. Dort steht:

"tief betrübt bis zum Tod. Seine Angst hatte nichts mit menschlicher Furcht oder den körperlichen Qualen des Kreuzes zu tun. Er war so betrübt, weil er in wenigen Stunden den Kelch trinken musste, der gefüllt war von Gottes Zorn über die Sünde.

dieser Kelch. Ein Kelch ist im AT häufig das Symbol für Gottes Zorn über Sünde (Jes 51,17.22; Jer 25,15-17.27-29; Kla 4,21.22; Hes 23,31-34; Hab 2,16). Am folgenden Tag sollte Christus »die Sünden vieler tragen« (Hebr 9,28) - und der Zorn Gottes in seiner ganzen Fülle sollte auf ihn niedergehen. Das war der Preis für die Sünde, die er trug, und er zahlte ihn vollständig. Sein Leidensschrei in 27,46 verrät, wie bitter der Zorneskelch war, den er trinken musste. nicht wie ich will, sondern wie du willst. Das verweist nicht etwa auf einen Konflikt zwischen den Personen Gottes, sondern offenbart vielmehr eindrücklich, wie Christus als Mensch seinen Willen in allen Dingen freiwillig dem Vater unterstellte, eben so, dass es keinen Konflikt zwischen dem Willen Gottes und seinem Willen gab."

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chrisbyrd  29.09.2017, 12:12

Vielen Dank für den "Stern", liebe Grüße und Gottes Segen!

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>Bezüglich des Messias wurde vorausgesagt, daß man ihm eine „giftige Pflanze“ als Speise geben werde (Ps 69:21). 

Das trat ein, als man Jesus Christus, bevor er an den Pfahl genagelt wurde, mit Galle vermischten Wein anbot. Nachdem er aber das betäubende Getränk, das wahrscheinlich seine Leiden erträglicher machen sollte, „geschmeckt hatte“, lehnte er es ab. 

Matthäus (27:34) gebrauchte in seinem Bericht über die Erfüllung dieser Prophezeiung das griechische Wort cholḗ (Galle), denselben Ausdruck, der in der Septuaginta in Psalm 69:21 zu finden ist. 

Im Evangelium des Markus (15:23) ist jedoch von Myrrhe die Rede, und das hat zu der Ansicht geführt, daß es sich in diesem Fall bei der „Giftpflanze“ oder „Galle“ um „Myrrhe“ handelt. Eine weitere Möglichkeit ist, daß das betäubende Getränk Galle und Myrrhe enthielt.<

(„Einsichten I“, S. 935)

Es handelte sich bei dem Getränk um schweren, stark gewürzten Wein, mit dem die Verurteilten für die Kreuzigung ruhiggestellt werden sollten.

Jesus wollte entweder bei vollem Bewusstsein sterben oder er hat das Zeug einfach nicht hinunterbekommen.

Myrrhe ist eine Pflanze. Eigentlich zur Salbung und zur Bestattung früher verwendet. Man stelle daraus auch Arznei gegen die Pest her, um Fieber zu senken. Myrrhe wird auch wie Räucherwerk verwendet.

Es wirkt blutstillend, desinfizierend und krampflösend.  Als Betäubungsmittel steht es nicht beschrieben.

Ein Betäubungsmittel. Ich vermute, dadurch dass Jesus den Myrrhe-Wein abgelehnt hat, soll ausgedrückt werden, dass er während der Kreuzigung bei vollem Bewusstsein war. 


Zorro1970  28.09.2017, 16:04

Besonders knifflige und kreative Leute könnten sogar noch einen Schritt weitergehen und hineininterpretieren, dass es für den Übergang in ein neues Selbstbild (Kreuzigung, Auferstehung etc.) von Vorteil ist, wenn man diesen Übergang bei vollem Bewusstsein erlebt und keine Drogen oder andere bewusstseinseintrübende Substanzen zu sich nimmt. 

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