Was ist der Unterschied zwischen passivem und aktiv anodischem Korrosionsschutz?

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Der Unterschied zwischen passivem und aktivem anodischem Korrosionsschutz liegt hauptsächlich in der Art und Weise, wie die Schutzschicht auf dem Werkstoff erzeugt wird und in der Steuerung des Prozesses.

1. Passiver Korrosionsschutz:

  • Definition: Hierbei wird der Werkstoff durch eine von selbst entstehende Schutzschicht geschützt. Diese Schutzschicht bildet sich in der Regel durch Reaktion des Werkstoffs mit der Umgebung, was zu einer Art „Passivierung“ führt.
  • Mechanismus: Ein klassisches Beispiel ist die Bildung einer Oxidschicht auf Aluminium oder Edelstahl. Diese Schicht schützt den darunterliegenden Werkstoff vor weiterem Angriff, indem sie eine Barriere bildet.
  • Beispiele: Rostschutz auf Stahl durch eine dichte, stabile Oxidschicht (wie bei Edelstahl), Aluminium, das eine schützende Oxidschicht bildet.

2. Aktiver anodischer Korrosionsschutz:

  • Definition: Hierbei wird der Werkstoff bewusst unter eine kontrollierte elektrische Spannung gesetzt, um die Ausbildung einer Schutzschicht zu fördern.
  • Mechanismus: Durch das Anlegen einer anodischen Spannung wird die Korrosion gezielt gesteuert, sodass eine stabile, schützende Oxidschicht auf der Oberfläche entsteht. Dieser Prozess erfordert eine externe Stromquelle und eine genaue Kontrolle der Potentiale.
  • Beispiele: Verwendung in aggressiven Umgebungen wie chemischen Anlagen, wo die natürliche Passivierung nicht ausreicht oder wo eine besonders widerstandsfähige Schutzschicht benötigt wird.

Warum braucht man nun beide Ansätze?

  • Anwendungsbereich: Der passive Schutz funktioniert gut in vielen alltäglichen Anwendungen, wo die natürliche Umgebung ausreicht, um eine schützende Schicht zu bilden. Aber in extremen oder kontrollierten Umgebungen, wie chemischen Reaktoren oder speziellen industriellen Prozessen, reicht die natürliche Passivierung oft nicht aus.
  • Kontrolle und Zuverlässigkeit: Der aktive anodische Schutz bietet eine gezielte und kontrollierte Methode, um sicherzustellen, dass die Schutzschicht immer vorhanden und intakt ist, selbst unter widrigen Bedingungen.

Kurz gesagt, der passive Schutz verlässt sich auf natürliche Prozesse, während der aktive Schutz diese Prozesse durch externe Einflüsse steuert und verstärkt. Beides sind notwendige Methoden, je nach Anforderungen und Umgebung des zu schützenden Werkstoffs.


Elias6354 
Fragesteller
 14.05.2024, 22:42

Nicht schlecht, danke :) Wozu würdest du Galvanisierung in diesem Kontext tun? Das wäre dann doch ein Beispiel für aktiv anodisch, oder?

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chemotustra  15.05.2024, 23:40

es gibt auch noch eine weitere , ich sage mal "halbaktive" Passivierung im Pipelineverbau, wo nicht permanent eine Anodenspannung wegen Ex-Schutz anliegen darf. Dort werden in regelmäßigen Abständen sogenannte "Opferanoden" (unedlerer Werkstoff als das Pipeline Material) in der Erde verlegt, die per Kabel mit der Pipeline verbunden sind und im Laufe der Jahre wegkorrodieren.

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