was ist der Unterschied zwischen Fatalismus und Determinismus?

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Der genaue Unterschied ist davon abhängig, wie die Begriffe inhaltlich ausgefüllt sind. Ihre Bedeutung ist nicht immer bei allen gleich.

Einen geschichtlichen Überblick geben:

Gerhard Frey, Determinismus. In: Historisches Wörterbuch der Philosophie. Band 2: D – F. Basel ; Stuttgart : Schwabe, 1972, Spalte 156 - 157

Jürgen Ruhnau, Fatalismus. In: Historisches Wörterbuch der Philosophie. Band 2: D – F. Basel ; Stuttgart : Schwabe, 1972, Spalte 913 – 915

Philosophielexika enthalten Informationen, z. B.:

Enzyklopädie Philosophie und Wissenschaftstheorie. Herausgegeben von Jürgen Mittelstrass, Band 1: A - G. Mannheim : Bibliographisches Institut, 1980

Metzler Philosophie Lexikon. Begriffe und Definitionen, herausgegeben von Peter Prechtl und Franz P. Burkard. 2. erweiterte und aktualisierte Auflage. Stuttgart ; Weimar : Metzler, 1999

Alois Halder, Philosophisches Wörterbuch. Mitbegründet von Max Müller. Völlig überarbeitete Neuausgabe. Freiburg ; Basel : Herder, 2000 (Herder Spektrum ; Band 4752)

Determinismus stammt vom lateinischen Verb „determinare“ („abgrenzen“, „bestimmen“), wobei das französische Substantiv „déterminisme“ Vorbild war. Determinismus ist die Auffassung, alles sei durch unabänderliche Naturgesetze bestimmt. Die Wirklichkeit sei durchgängig gesetzmäßig bestimmt. Daher sei alles Geschehen aus Wirkursachen her (Kausalität) erklärbar und als zukünftige Ereignisse grundsätzlich vorhersehbar. Im Gegensatz zu einem harten/strengen/radikalen Determinismus versucht ein gemäßigter/weicher Determinismus kausale Determinierung und Verantwortlichkeit des Handelns miteinander zu vereinbaren.

Determinismus ist in Bezug auf die Frage einer Willensfreiheit jede theoretische Annahme, bei der die das Wollen determinierenden (bestimmenden) Motive (Gründe) als zwangsmäßige beschrieben werden. Notwendige äußere oder innere Ursachen bestimmen nach dieser Lehre die Handlungen, ohne eine Freiheit des Willens.

Fatalismus stammt von dem lateinischen Substantiv „fatum“ („Ausspruch“, „Götterspruch“, „Schicksal“, „Verhängnis“, „Götterwillen“, „Bestimmung“, „Geschick“) und dem Adjektiv „fatalis“ („vom Schicksal bestimmt/beschlossen/verhängt/verfügt/herbeigeführt“, „verhängnisvoll“, „Verderben bringend“). Fatalismus ist die Auffassung, jedes Geschehen vollziehe sich absolut notwendig als unausweichliches Schicksal.

Immanuel Kant hat unter Fatalismus die Lehre von a) der blinden Notwendigkeit in Entstehung und Ablauf der natürlichen Welt und b) dem Idealismus der Zweckmäßigkeit, die Kausalität eines höchsten Wesens, die unmittelbar den Grund der Handlungen der Menschen in der Zeit enthält, verstanden.

Johann Gottlieb Fichte verstand in einer Begriffsausweitung unter Fatalismus jede Lehre, die eine ausschließliche Bestimmung des Ich durch sich selbst in Frage stellt.

Friedrich Wilhelm Joseph Schelling hielt beim Fatalismus freies Handeln und Geschichte durch ein blindes Schicksal für prädeterminiert (vorherbestimmt)

Fatalismus sieht alle Prozesse der Natur und Gesellschaft von einer höheren, unabwendbaren Macht (Gott, Gesetz, kosmische Ordnung) abhängig und von ihr vorherbestimmt und gelenkt. Eine unausweichliche Kausalkette oder Fügung (Schicksal) herrschen, denen der Wille des Menschen nichts entgegensetzen kann.

Fatalisten ergeben sich in das (sinnlose oder zumindest unbeeinflussbare) Schicksal (bejahend oder resignativ). Sie haben ein Gefühl des Ausgeliefertseins.

Das Bedeutungsfeld und der Begriffsumfang von Determinismus und Fatalismus überschneiden sich erheblich.

Determinismus ist jedoch keineswegs ein neutraler Standpunkt, weil Willensfreiheit für ausgeschlossen erklärt wird (die Frage wird also nicht offengelassen) und er die Richtigkeit des Indeterminismus bestreitet. Seine Theorie ist auch weder eine logische Gegebenheit noch zwingend aus logischen Gesetzen abgeleitet. Auch wenn für jede Sache nach einem Grund gesucht wird, ist deshalb nicht unbedingt jeder Grund/jede Ursache von zwangsweise notwendiger Art. Eine solche Behauptung wäre erst nachzuweisen.

Unterschiede:

  • Bei einem weiten Verständnis von Determinismus (keine Einschränkung auf naturwissenschaftliche erforschbare Gesetzmäßigkeit der Ursachen) ist jeder Fatalismus ein Determinismus, aber nicht jeder Determinismus ein Fatalismus (ein Gedanke einer Schicksalsfügung einer höheren Macht kann fehlen).
  • Fatalismus ist nicht nur eine theoretische Lehre, sondern auch eine Einstellung.
  • Determinismus kann sich auf eine bemerkbare und erforschbare regelhaften Zusammenhang mit vorausliegenden Umständen und Gesetzmäßigkeit beziehen, bei der die Ursachen im Einzelnen festgestellt werden. Fatalismus dagegen sieht einfach nur einen durch ein Schicksal unabänderlich festgelegten Ablauf, ein Gesamtergebnis ohne nähere Untersuchung der Verursachung im Einzelnen mit bestimmten Gesetzen (deshalb vollzieht sich für ihn eine blinde Notwendigkeit).

Also Fatalismus bedeutet, dass es ein unabänderliches Schicksal gibt.

Siehe Wikipedia: "Unter Fatalismus versteht man eine Weltanschauung, die davon ausgeht, dass das Geschehen in Natur und Gesellschaft durch das Schicksal (lateinisch fatum) oder eine übergeordnete Macht (eine Gottheit oder ein Naturgesetz, eine kosmische Ordnung) unabänderlich bestimmt wird."

Es gibt also ein Konstrukt namens "Schicksal" und einen Urheber oder eine Ursache dafür. Ich denke dieses fehlt beim Determinismus. Letzterer geht neutral, also quasi wissenschaftlich-theoretisch davon aus, dass ein Ball herunterfallen wird, wenn man ihn loslässt. Und dass kompliziertere Dinge - letztlich das ganze Geschehen auf der Welt - ebenfalls nach physikalischen, biochemischen Regeln ablaufen. Und weil die Welt so beschaffen ist wie sie eben ist, also mit allen Molekülen usw. die da sind, könnte man letztlich alles genau ausrechnen: Wenn man alles bis ins kleinste Detail kennen würde - bleiben wir bei dem Beispiel mit dem Ball: Wenn man also die Masse des Balls, den genauen Ort des Fallens, die Wetterbedingungen, die Oberfläche von Hand und Ball und jedes weitere noch so kleine Detail kennen würde: Dann könnte man auch ganz genau voraussagen, wie der Ball fallen wird.

Determinismus ist also neutral und sagt nur, dass alles nur so kommen kann wie es kommt. Fatalismus aber beinhaltet noch mehr: Eine Bewertung, einen Sinn, einen Kern dieser Vorkommnisse.

Determinismus ist für mich eine logische Tatsache, Fatalismus dagegen kann Aberglaube, Religiöse Auffassung oder andere Auffassungen beinhalten. Comprende me?

wolfsblut23 
Fragesteller
 22.03.2010, 22:02

danke

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