was ist besser? Stenographie oder Stiefographie?

1 Antwort

Vorsicht: "Stenografie" ist mehrdeutig und heißt im Prinzip nur "Kurzschrift" - davon gibt es verschiedene Systeme, darunter z.B. die Stiefografie (auch "Rationelle Stenografie" genannt).

Vermutlich meinst du mit dem Wort "Stenografie" aber die "Deutsche Einheitskurzschrift" (DEK), die in Deutschland am weitesten verbreitete Form der Stenografie. In der Schweiz wiederum ist das System "Stolze-Schrey" gebräuchlich.

Im Vergleich DEK/Stiefo ist die Grundstufe der Stiefografie meiner Meinung nach tatsächlich wesentlich einfacher zu lernen: es gibt weniger Zeichen und keine Kürzel. Allerdings ist sie nicht so "mächtig" (sprich: man kann nicht dieselbe Endgeschwindigkeit erzielen wie in der Grundstufe "Verkehrsschrift" der DEK). Als Notizschrift wäre sie also gut geeignet (schneller und platzsparender als normale Handschrift), weniger für wortgetreue Mitschriften von gesprochener Rede in normaler Geschwindigkeit.

Es gibt aber sowohl bei der DEK als auch bei der Stiefografie mehrere Stufen, die zunehmend mehr Lernaufwand erfordern (mehr Kürzel und Regeln), dafür aber auch schnelleres Schreiben ermöglichen.

Meiner ganz persönlichen Einschätzung nach ist die Aufbauschrift I (2. Stufe) der Stiefografie in etwa so "leistungsfähig" wie die Verkehrsschrift (1. Stufe) der DEK und die Aufbauschrift II (3. und höchste veröffentlichte Stufe) der Stiefo in etwa so leistungsfähig wie die Eilschrift (2. Stufe der DEK). Ganz oben gibt's in der DEK noch die Redeschrift (3. Stufe), wo es noch schneller geht, dafür aber beim Schreiben mehr Kürzel und Regeln im Kopf gehalten sein wollen und man das Geschriebene meist nur selbst und nur bald nach dem Schreiben wiederlesen kann, weil soviel weggelassen werden muss, um solche Geschwindigkeiten zu erzielen.

Ein weiterer Vorteil der Stiefo ist meiner Meinung, dass es das Mittel der "Verstärkung" nicht nutzt (dickere Linien haben eine andere Bedeutung als dünnere Linien), was dem Schreiben z.B. mit dem Kugelschreiber zugute kommt. Bei der DEK ist die Verstärkung wesentlicher Bestandteil, sodass man sie am Besten mit einem weichen Bleistift oder einem Stenofüller schreibt, wo man durch Aufdrücken einen breiteren Strich bekommen kann.

Ein Vorteil der DEK ist, dass es die einzige offiziell anerkannte Kurzschrift in Deutschland ist, somit die einzige, die z.B. in Handelsschulen unterrichtet wurde. Es gibt folglich einen Riesenberg an Material hierzu: Lehrbücher, Wörterbücher uvam. Außerdem gibt es wesentlich mehr Menschen, mit denen du in der DEK schreiben könntest (falls das ein Ziel ist), weil es eben mehr Menschen gelernt haben, und es gibt noch aktive Stenografie-Vereine, die sich mit der DEK befassen und sie teilweise auch unterrichten. Bei der Stiefo gibt es in der Hinsicht weniger Ressourcen (aber doch ein paar).

Für mich persönlich war der Verzeicht auf die Verstärkung der Grund, die Stiefografie zu erlernen und nicht die DEK.

Wenn du Grundschrift und Aufbauschrift I der Stiefo lernst, denke ich, dass sie etwa genauso "gut" ist wie die Verkehrsschrift der DEK und trotzdem leichter erlernbar.

"Gut" ist aber natürlich schwierig zu messen, und "leicht erlernbar" ist auch ein Stück weit subjektiv. Letzten Endes hängt es zumindest teilweise davon ab, was du für Ansprüche an ein Stenografie-System stellst und was dein Einsatzzwecke ist.

kiwi95 
Fragesteller
 23.02.2011, 09:04

..ja das mit der Verstärkung find ich auch nicht so gut..danke!

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