Was hat es mit der "kulturellen Aneignung" auf sich und warum reagieren manche empfindlich über etwas, wo sich andere wieder geehrt fühlen?

6 Antworten

Diese Marktschreier "kulturelle Aneignung" haben ihren gesunden Menschenverstand, jegliches Maß und Ziel verloren oder sind bezahlte "Agent Provocateur".

Hier geht es nur noch darum, die Bürger eines Landes mundtot zu machen, ihnen aufzuoktroyieren, was sie zu denken, zu tun und zu lassen haben. Es geht um Machtausübung und Kontrolle.

Ich sehe immer den Mann vor mir. Er trägt eine Kleidung wie die Peruaner in den Anden. Spielt Panflöte und trägt einen Federschmuck wie die Ureinwohner Amerikas.

So etwas nenne ich schlechte "kulturelle Aneignung".

Immer dann, wenn eine andere Kultur der Lächerlichkeit preisgegeben wird oder stark verfremdet ist, dann sehe ich eine "kulturelle Aneignung" die man lassen sollte.

Wenn ein Orchester in Kenia mit einheimischen Musikern Mozart spielt, dann sicher nicht.

tachyonbaby  03.08.2023, 21:10

Nur mal als Denkanstoß: In den lateinamerikanischen Ländern ist es eine Ehre, eine indigene Tracht tragen zu dürfen. So eine Tracht wird nur Menschen geschenkt, die sich um einen Stamm /um ein Dorf verdient gemacht haben.

Ich trage hier in Deutschland auch guatemaltekische Ponchos, weil sie praktisch sind. Sie sind warm, schnell übergeworfen und lange nicht so sperrig wie Wintermäntel/Winterjacken. Wenn mir hier jemand "kulturelle Aneignung" an den Kopf wirft, dann frage ich denjenigen, ob er noch alle Latten am Zaun hat?!

Ist doch merkwürdig, daß deutsche Klassik in dem Fall in Ordnung für Dich ist.

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Ich denke wahre kulturelle aneignung ist, wenn man die Kultur eines Volkes klaut, das Volk selbst aber ausschließt, ablehnt, rasischtisch behandelt.

Das muss man auch nicht verstehen.

Kulturelle Aneignung ist ein (zu Recht) nicht unumstrittenes Konzept, da man hier die Unterschiede zwischen den verschiedenen Kulturen betont. Das ist genau das Gegenteil von Offenheit, Gemeinsamkeit und Toleranz. Ausserdem ist Kultur nie statisch, sondern sie lebt vom gegenseitigen Austausch.

Hier ein interessanter Text dazu:

https://www.deutschlandfunkkultur.de/philosophin-ursula-renz-kultur-ohne-aneignung-gibt-es-nicht-100.html

Das Konzept der kulturellen Aneignung ändert nichts an den tatsächlichen Problemen, man bewirkt Unverständnis und erzeugt Ablehnung zu diesem Thema. Vielleicht sollten manche Leute einfach mal aus ihrer ideologische Blase herauskommen und das Thema ganz nüchtern und lebensnahbetrachten.

Man muss sich nur mal die haarsträubenden und teils sehr bemühten Begründungen für die angebliche "kulturelle Aneignung" anschauen. Das ist ein gemachtes "Problem" von Menschen, deren Denken von Ideologie geprägt ist. Darauf würde ich keine Aufmerksamkeit verschwenden.

Sevven  02.08.2023, 18:14

Interessanterweise sind die Menschen, die sich auf "kulturelle Aneignung" berufen und diese "kritisieren", meistens zum Beispiel Deutsche die leidenschaftlich Pizza, Döner, Sushi etc. essen.

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Kulturelle Aneignung ist ein sehr undeutlicher Begriff, er ist praktisch kaum oder gar nicht von kulturellem Austausch zu unterscheiden und hat keine klare Definition. Von daher lässt sich immer darüber streiten wann kulturelle Aneignung nun genau vorliegt und ob es so etwas überhaupt gibt. Ich persönlich nutze den Begriff nicht, weil ich ihn nicht richtig zu gebrauchen wüsste.

Wenn jemand in der Südsee Lederhosen trägt finde ich das schön und würde daher nicht irgendwie jammern.

Gut, aber man sollte auch versuchen zu verstehen, dass Menschen, die dieser Kultur angehören aufgrundessen nie in dem Maße diskriminiert, entmenschlicht, verfolgt, getötet, oder versklavt wurden.

Viele Völker haben aufgrund der europäischen Rassentheorien, Klassifizierungen von Menschengruppen großes Leid erfahren. Sie wurden den Europäern untergeordnet, entmenschlicht und ihre Kultur unterdrückt. Und das hat die moderne Welt auch zu großen Teilen geformt. Wenn man sich die Welt außerhalb Europas ansieht, wird man feststellen: die Weißen sind reich, die Indigenen sind arm, obwohl sie gemeinsam in denselben Ländern leben. So ist die Regel. Und für viele Indigene ist das, was man hier als deren Kultur verstehen will, nichts weiter als Stigmatisierung.

Abschließend will ich sagen, kultureller Austausch darf immer stattfinden und man soll auch Spaß und Freude an anderen Kulturen haben können. Sensibilisierung ist für die Benachteiligten grundsätzlich gut, aber den Begriff "kulturelle Aneignung" halte ich für nutzlos, aus oben genannten Gründen. Es hat keine klare Definition und es ändert auch nichts an den wirklichen Problemen.

Woher ich das weiß:eigene Erfahrung – Nur ein gewöhnlicher Chilango
AIK90  04.08.2023, 15:12

"Die Europäer" gibt es nicht. Tschechen, Schweden, Finnen oder Bulgaren haben niemals irgendwen unterdrückt und Völker wie die Iren oder Griechen wurden zeitweise selbst brutal unterdrückt und versklavt.

Man sollte sich konkreter ausdrücken und eher von Spaniern, Portugiesen, Engländern usw. sprechen, wenn man den Kolonialismus kritisch betrachtet.

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SombreroNegro  04.08.2023, 16:15
@AIK90

Ich weiß, dass Schweden kleine Kolonien in Amerika besaß und Tschechien hatte dasselbe versucht. Aber ich sprach nicht nur vom Kolonialismus, sondern vom Rassismus und den Rassetheorien. Die europäischen Völker standen oben, die restlichen Völker wurden den Europäern untergeordnet.

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AIK90  15.08.2023, 09:45
@SombreroNegro

Falsch. Die Angelsachsen standen oben. Selbst Iren oder Deutsche galten als minderwertig, ganz zu schweigen von den slawischen Völkern wie Polen oder Russen.

Der europäische Kolonialismus ist eine Sache der West- und Südeuropäer gewesen, also Briten, Spanier, Portugiesen, Franzosen und Italiener. Skandinavier und Slawen haben nie jemals etwas in der farbigen Welt verbrochen, im Gegenteil.

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SombreroNegro  15.08.2023, 12:30
@AIK90

Es gab mehr als eine Theorie, wie die vermeintlichen Rassen klassifiziert werden sollten. Es kann daher nicht pauschal gesagt werden, welches Volk ganz oben stand. Man kann aber sagen, dass sich diese Theorien in Europa entwickelten. Und Europäer standen in der Hierarchie immer über Asiaten, Afrikanern, amerikanischen und australischen Ureinwohnern. Obwohl die Europäer sich selbst auch hierarchisch eingeordnet haben, standen sie im ganzen immer noch über allem, was nicht europäisch war.

Siehe dazu zum Beispiel die Rassenlehre nach Immanuel Kant, der die Europäer als die beste Rasse ansah, obwohl er auf der anderen Seite ein klarer Gegner des Kolonialismus war.

Der europäische Kolonialismus

Es geht wie gesagt nicht nur um den Kolonialismus.

Skandinavier und Slawen haben nie jemals etwas in der farbigen Welt verbrochen
  • Zu Skandinavien:

Schweden ist skandinavisch. Und wie gesagt: Ich weiß, dass Schweden koloniale Besitztümer in Amerika und auch in Afrika hatte. Die konnten sie aber nicht lange halten, der Versuch Schwedens, zu einer Kolonialmacht wie Frankreich und Spanien aufzusteigen, ist damit zerschellt.

Auch die damalige Personalunion Dänemark-Norwegen hatte koloniale Besitztümer in Amerika, Westafrika sowie in Ostindien.

  • Zu Slawen:

Zumindest Russland hatte Kolonien in Nord- und Zentralasien und Nordamerika (Alaska).

Und auch das damalige Polnisch-Litauische Reich beteiligte sich an der kolonialen Expansion, allerdings nicht in Übersee, wie es zB die Spanier taten. Es gründete Kolonien in Regionen wie Livland (Teil des heutigen Lettland und Estland) und Podolien (Teil der heutigen Ukraine).

Pauschal zu behaupten, dass skandinavische und slawische Länder niemals Kolonialismus betrieben, ist nicht richtig.

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AIK90  05.09.2023, 12:08
@SombreroNegro

„Pauschal zu behaupten, dass skandinavische und slawische Länder niemals Kolonialismus betrieben, ist nicht richtig.“

Das hab ich auch nicht geschrieben. Was ich schrieb war, dass Skandinavier niemals an den riesigen Kolonialverbrechen beteiligt waren wie es West- und Südeuropäer waren. Im Gegenteil nehmen Länder wie Schweden die meisten Geflüchteten auf, leisten die meiste Entwicklungshilfe und die meiste humanitäre Arbeit in der dritten Welt (auf die Bevölkerungszahl gerechnet). Wenn man sich also anmaßt, hier irgendwie von „Schuld“ sprechen zu wollen, so sollte man auch die verurteilen, die sie aufgenommen haben, nicht Unschuldige.

„Und Europäer standen in der Hierarchie immer über Asiaten, Afrikanern, amerikanischen und australischen Ureinwohnern.“

Na sieh mal einer an. Die Aborigines selbst sehen sich übrigens als die „wahren Menschen“, die Japaner fühlen sich den dekadenten weißen Völkern überlegen und China sieht sich traditionell selbstherrlich als das „Reich der Mitte“. Auch Mohammedaner sehen sich als „Ungläubigen“ pauschal als überlegen.

Merke: Rassische oder kulturelle Überlegenheitsgefühle gibt es überall in der Welt. Europa war lediglich in der wissenschaftlichen Systematik am Weitesten, daher haben sich bei uns auch entsprechende anthropologische Rassensysteme entwickelt. Nach Linnès System der Natur wollte man alles möglichst genau erfassen. Daran ist auch nichts Schlechtes. Problematisch ist nicht wissenschaftliche Systematik, sondern Ausbeutung, Sklaverei, Völkerhass und dergleichen. Diese Dinge aber gab und gibt es überall in der Welt, wenngleich die Europäer zumindest in Afrika die dort traditionelle Sklaverei sowie den arabischen Sklavenhandel abgeschafft haben.

Rassenunterscheidungen sind also in Ordnung, sofern man nicht zugleich auch Ausbeutung, Imperialismus usw. befürwortet. Du selbst sagst es ja am Beispiel unseres großen Königsberger Moralphilosophen Kant wenn Du schreibst:

„Siehe dazu zum Beispiel die Rassenlehre nach Immanuel Kant, der die Europäer als die beste Rasse ansah, obwohl er auf der anderen Seite ein klarer Gegner des Kolonialismus war.“

So wie Kant würde ich als Europäer es in etwa auch handhaben. Bin mir natürlich der Subjektivität des Urteils bewusst, denn wie gesagt, Asiaten empfinden sich als „beste Rasse“ und Aborigines als die „wahren Menschen“ und dergleichen. –

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SombreroNegro  06.09.2023, 22:35
@AIK90
Das hab ich auch nicht geschrieben.

In Ordnung. Das habe ich aber so verstanden.

"Skandinavier und Slawen haben nie jemals etwas in der farbigen Welt verbrochen"

Ist nun aber auch irrelevant. Ich will darüber nicht streiten. Mit deiner erneuten Erklärung kann ich weitgehend konform gehen.

Rassenunterscheidungen sind also in Ordnung.

Wir schweifen langsam zu weit ab. Ob es gut oder schlecht ist sei dahingestellt. Es ist in erster Linie sinnfrei. Es werden keine menschlichen Rassen beschrieben. Der Mensch lässt sich nicht in Rassen einteilen. Wer das dennoch tut, tut dies aus ideologischen Gründen, niemals aus wissenschaftlichen.

Um es mir zu erleichtern, möchte ich an dieser Stelle den User Darwinist zitieren:

Es gibt weder morphologische/anatomische noch genetische Belege, die eine Unterscheidung mehrerer Rassen möglich machten. Phänotypisch ist der Mensch extrem unterschiedlich und natürlich sieht ein Mensch in Afrika ganz anders aus als in Europa, jedoch gibt es zwischen den verschiedenen Populationen stets fließende Übergänge, sodass eine scharfe Grenzziehung nicht möglich ist.

Genetisch ist unsere Spezies das genaue Gegenteil von hochvariabel, sodass auch die Gebetik keine Einteilung verschiedener Rassen rechtfertigt. Zum einen ist das Erbgut zu 99.9 % bei allen Menschen gleich, selbst dann, wenn einer etwa aus Nordamerika ist und ein anderer aus Asien oder Afrika oder Australien. Um das mal zu vergleichen: bei Schimpansen, die in derselben Region leben, ist der genetische Unterschied schon größer als 0.01 %. Zwei Menschen, die auf unterschiedlichen Kontinenten sind einander also genetisch ähnlicher als zwei Schimpansen, die im selben Wald leben.

Wenn man sich also anmaßt, hier irgendwie von „Schuld“ sprechen zu wollen

Niemand sprach von Schuld. Wenn ich mir mal herausnehmen darf für zumindest Lateinamerika zu sprechen, will ich sagen, dass eigentlich niemand die ehemaligen Kolonialmächte hasst. Niemand hasst Spanien und Portugal dafür, was früher war und heute nicht mehr ist. Kein einziger Spanier oder Portugiese ist an irgendetwas schuld, was damals geschah. Ich glaube du ziehst die falschen Schlüsse aus dem, was ich eigentlich sage.

Auch Mohammedaner sehen sich als „Ungläubigen“ pauschal als überlegen.

Das ist Religion. Ist vielleicht auch eine Diskussion wert, aber das ist ein anderes Thema.

Na sieh mal einer an. Die Aborigines selbst sehen sich übrigens als die „wahren Menschen“

Ay, hier tut man den Indigenen mal wieder Unrecht. Ich habe zu dieser Behauptung mal etwas recherchiert, weil sie mir doch recht merkwürdig erschien.

Diese Bezeichnung stammt ursprünglich aus einem Buch von einer us-amerikanischen Autorin, die über einen angeblich echten Stamm schrieb, der sich selbst als "real people" (wahre Menschen) bezeichnet.

In ihren Vorträgen spricht die Autorin Morgan auch darüber, dass sie angeblich persönlich Erfahrungen mit diesen "real people" gemacht hat.

Von der in Perth ansässigen Dumbartung Aboriginal Corporation wurde ein Bericht veröffentlicht, der aber klarstellte, dass eine Umfrage unter Aborigine-Gruppen keinerlei Hinweise auf die Existenz des „real people“-Stammes offenbarte. Die Dumbartung Aboriginal Corporation erklärte, dass es für die Aborigines zutiefst beleidigend sei, wenn eine weiße Person die Kultur der Aborigines aus Profitgründen falsch darstelle. Die Ureinwohner äußerten ihre Wut darüber, dass Morgans falsche Botschaft von einem navien, leichtgläubigen amerikanischen und europäischen Markt als Tatsache akzeptiert wird, und waren äußerst besorgt über die daraus resultierenden langfristigen Auswirkungen auf ihre Kultur.

So wie Kant würde ich als Europäer es in etwa auch handhaben

Tu was auch immer du für richtig hältst.

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