Was haltet Ihr von ständig neuen Wortschöpfungen, zu denen sich Jahr für Jahr "kreative" hinzugesellen?
Vor zehn Jahren waren es "Bedenkenträger/ Eckpunkte" und viele andere.
Heute ist alles zielgerichtet, zielgenau, zielführend. Wir werden das "hinbekommen", denn "da bin ich ganz bei Ihnen", aber möglichst "zeitnah"
Die Regierung schnürt mal wieder ein neues "Paket" unter Berücksichtigung von "Leitplanken". Jedes Verb oder Adjektiv eines gebildet Sprechenden muss (!) mit "ieren" enden: Wir priorisieren den Kampf gegen sexualisierte (ehedem "sexuelle") Gewalt. Es gibt keine Gefahr mehr, sondern nur noch "Gefährlichkeit", - und ein Verbrechen an der deutschen Sprache ist (auch) Eigenverantwortlichkeit (doppelte Tautologie / füher "Verantwortung").
Immerhin: Wir haben hervorragende "Mentalitätsspieler" - ob mit oder ohne "Spielkultur"........
Grausam - oder ?!
2 Antworten
Nix, von den meisten.
Ich finde es dumm, jede Modewelle nachzuplappern, und einfallslos, wenn alle gleich sprechen. Aber nur bei den wenigsten Wörtern "kocht" es in mir. Zum Glück.
Mein momentanes rotes Tuch ist Am Ende des Tages...
Bei dem genannten Beispiel sexualisierte Gewalt überlege ich jedes Mal, ob es wirklich gleichzusetzen ist mit sexueller Gewalt.
Und zeitnah ist die reinste Augenwischerei. Auf den ersten Blick denkt man in Richtung schnell, aber wenn man es genauer betrachtet, ist es lediglich eine hohle Floskel.
Ich habe mich schon oft gefragt, wieso manche Wörter/Formulierungen von jetzt auf gleich von (gefühlt) allen angenommen und benutzt werden, andere hingegen nicht. Das wär glatt mal eine Studie wert.
Mir fällt nur eine Wortschöpfung ein, die mir damals richtig gut gefallen hat. Sie kam, welch Wunder, aus der Werbung: unkaputtbar.
Für die beiden Begriffserläuterungen sexualisierte Gewalt und sexuelle Gewalt habe ich auch noch einmal das Web gefragt.
Es scheint so, dass dies auf die heutigen Feministinnen zurück zu führen ist.
Mit sexueller Gewalt waren sie nicht einverstanden, da das 'Weibliche Geschlecht' ihrer Meinung nach, nicht ausreichend berücksichtigt wird- hingegen damit hauptmerklich die Gewalt in erster Linie eine Rolle spielt.
"Ausdruck „sexuelle Gewalt“ nicht mehr zu benutzen. Er sei irreführend, denn die sog. sexuelle Gewalt hätte in der Regel mit Sexualität wenig bis gar nichts zu tun. Es handle sich vielmehr um Gewalt, die sich der Sexualität nur als Mittel bediene. Das eigentliche Ziel der sexualisierten Gewalt sei die Herstellung oder Aufrechterhaltung männlicher Macht und weiblicher Ohnmacht." *https://www.fembio.org/biographie.php/frau/comments/sexualisierte-oder-sexuelle-gewalt/
Imo erneut typisch Feministinnen, ihre selbsternannte Alleinstellung gewisser Bestände/ Begebenheiten, die durchaus jeden Menschen betreffen kann, sich jedoch erhaben fühlen müssen.
Männer können genauso sexuelle Gewalt erfahren, wie auch Frauen.
Fakt (für mich) ist, dass ich mit der Erkenntnis, dass diese Wortklauberei auf Feministinnen beruht sexuelle und sexualisiert sicher nicht verwenden werde. Alleine weil zweiteres einfach falsch ist.
Am Ende des Tages
Da muss ich wohl etwas verpasst haben, warum du hiermit neagtiv reagierst oder empfindest. Ich assoziiere damit eher einen möglichen Filmtitel (den ich nicht kenne- lediglich vermute)- oder das Ende einer Erzählung in einem Buch.
Was hat es mit diesen wenigen Wörtern auf sich?
Allgemein würde ich meine, dass die meisten neuen Worterfindungen auf den US-amerikanischen Einfluss liegt. Dies soll selbstverständlich nicht bedeuten Alles- aber die Mehrzahl imo.
Immer häufiger ist festzustellen dass gerade die jüngere Generation englische Begriffe verwendet, um deutsche Wörter zu ersetzen. Das ma nicht neu sein- hat jedoch erhebliche Überhand genommen. Sicherlich nicht unbegründet auf die vielen Us amerikanischen Platformen, bei denen sich hauptsächlich in englisch ausgetauscht wird und die Meisten der USA angehören.
Fakt (für mich) ist, dass ich mit der Erkenntnis, dass diese Wortklauberei auf Feministinnen beruht sexuelle und sexualisiert sicher nicht verwenden werde. Alleine weil zweiteres einfach falsch ist.
Es ist falsch, weil es von Feministinnen bevorzugt wird?
Die von dir zitierte Aussage wäre völlig korrekt, wenn sie nicht im Konjunktiv wäre. Meistens ist bei sexueller Gewalt die Sexualität das Mittel der Gewalt, nur selten (zB in Sado-Maso Beziehungen) ist Gewalt Mittel der Sexualität. Ebenso ist sexuelle Gewalt, die von Frauen ausgeht weit aus seltener als die von Männern.
"Das eigentliche Ziel der sexualisierten Gewalt ist die Herstellung oder Aufrechterhaltung männlicher Macht und weiblicher Ohnmacht" ist also in den meisten Fällen völlig korrekt. Wenn man hinter 'der' 'männlichen' einfügt, stimmt es immer.
Wenn man hinter 'der' 'männlichen' einfügt, stimmt es immer.
Eben das steht da nicht- da die Männer ausgeschlossen sind (Feministinnen begründet). Und eben deshalb war und bin ich nicht einverstanden, wenn dies ausschliesslich nur auf Frauen reduziert wird.
Nicht nur Frauen werden Opfer (sexueller) Gewalt- auch Männer. Ob dies seltener ist, ist doch nicht der Punkt- sondern, dass dies genauso geschieht. Öffentlich wird nach wie vor so getan, als dies ausschliesslich Frauen betrifft, was schlichtweg falsch ist.
Aber schön, dass du mir zustimmst.
Naja, Sprache verändert sich nun mal, sonst wäre sie tot.
Inwieweit man diese Veränderungen für sich übernimmt, ist noch immer jedem selbst überlassen.
Ob andere meine Art zu sprechen für "gebildet" halten oder nicht, geht mir, ehrlich gesagt, am Arsch vorbei. Und das sage ich als jemand, der nicht erst ein Buch geschrieben oder gar gelesen hat.
(Siehste? Nicht ein "ieren" dabei.)
Es geht mir nicht um Änderung von Sprache. Gern halte ich dir einen Vortrag über mittelhochdeutsche Lautverschiebung. Mich stören gewollt angeblich elegante Kreationen - siehe meine Beispiele.
Auch "gewollt angeblich elegante Kreationen" sind Modifikationen (egal, ob nun "neu erfunden" oder aus der Mottenkiste gekramt und neu kombiniert), denen du dich unterwerfen kannst, aber rnicht musst.
Lautverschiebungen interessieren mich nicht. Wenn, dann interessiert mich eher die Herkunft deines Glaubens, was andere für "gebildet" halten und was nicht und warum das für dich eine derartige Relevanz hat.
Sorry, nie lasse ich mich - das lehrten mich 15 GF-Jahre - auf Diskussionen ein, die zumeist in Kettenreaktionen enden.
Dann solltest du evt keine Fragen stellen- oder deine Fragen vervollständigt geben. Denn das Meiste von dir geschriebene der Frage, kann ich weder zustimmen,- noch habe ich in der jüngsten Zeit übermässig gehört.
Heute ist alles zielgerichtet, zielgenau, zielführend.
Zielführend war zuvor je Umfeld durchaus gebräuchlich Wortschatz. Ebenso zielgerichtet- Zielgenau jedoch deutlich weniger und auch nicht in Jüngster Zeit vernommen.
Dies ist vor allem gewissen beruflichen 'Fachsimpeleien' verschuldet- jedoch seit vielen Jahren in Gebrauch und Usus.
Eigenverantwortlichkeit (doppelte Tautologie / füher "Verantwortung").
Diese beiden Begriffe sind nicht sinngleich austauschbar.
Eigenverantwortung beschreibt exakt, das, was es bedeuten soll. Nämlich die eigne Verantwortung über das Eigene Handeln.
Verantwortung ist ein allgemein gültiger Begriff, der auch Andere mit einbeziehen kann und wird entsprechend verwendet.
Die Häufigkeit des Gebrauches hat sich nicht verändert und war immer präsent und in Verwendung.
Zielgenau auf den Punkt gebracht. Ob das bei diesem user allerdings zielführend sein wird, da bleiben Zweifel. Dafür bist du ja auch nicht verantwortlich. Das liegt in seiner Eigenverantwortung. :D
Hallo, latricolore !
Ich danke dir für deine sehr ausführliche Antwort, mit deren Gedanken ich weitgehend übereinstimme.
Die von dir angesprochene Studie wäre für mich (Sprachästheten) wirklich sehr interessant.
Und das Wort "unkaputtbar" finde auch ich einfach "göttlich", weil es eine wundervoll ironisierende, durchaus positiv besetzte Verballhornisierung ist.
Dir ganz ehrlich gestanden: Meine RELATIV wenigen Fragen (binnen 15 GF-Jahren) stell(t)e ich auch (!) deshalb, weil ich immer wieder neugierig bin auf oft unüberlegte SPONTAN-Reaktionen. - Hauptsache kontern ! Die Pawlowschen Hunde lassen grüßen - so u.a, (!!) auch gestern Abend....
PS: (wie in einem Kommentar von mir angemerkt): Früher sagte man schlicht "bald" statt "zeitnah".
Nochmals Dank für deine interessanten Reflexionen !