Was haltet ihr von solchen ,,Wildnistherapien"?

Das Ergebnis basiert auf 19 Abstimmungen

Trauma fürs Leben 42%
Kann funktionieren, muss aber nicht 26%
Therapieerfolg 16%
Andere Meinung 16%

9 Antworten

Von Experte Kabisa bestätigt
Trauma fürs Leben

Dass Eltern mit Jugendlichen in ihrer Pubertät häufig aneinander geraten, Generationsunterschiede aufeinander treffen, sich persönliche Meinungen bei den ehemaligen Kindern bilden und dadurch Streit entstehen kann, ist allgemein bekannt.

Je nach Erziehungsstil, Konservativität der Eltern oder schlicht der jeweiligen Charakter kann es in diesem Abschnitt des Lebens auch heftiger krachen, wodurch hauptsächlich Jugendliche psychischen Schaden nehmen können.

Eine Reihe von Organisationen in den USA haben sich mit einer wenig konventionellen Therapieart dieser Aufgabe angenommen. In der umstrittenen Art der Therapie wird das Problem ausschließlich bei den Jugendlichen gesehen, die ihren inneren Frieden durch die Härte der Wildnis wiedererlangen sollen.

Diese können zwischen mehrern Wochen oder sogar Monaten dauern. Einige Betroffene sprechen von etwa 8 Monaten, in denen sie jeweils den ersten und den letzten außerhalb der Gruppe verbringen mussten. Die zeitlichen Ansätze und die der Gruppierung unterscheiden sich, aber eines ist in so gut wie allen gleich: Es wird NICHT über das gesprochen, weshalb die Jugendlichen da sind, NICHT über psychische Belastungen, NICHT über persönliche Probleme und häufig nicht einmal über das gesamte Leben außerhalb des Camps gesprochen.

In diese Camps geschickt werden zwar teilweise tatsächlich psychisch Kranke oder bereits straffällig gewordene Jugendliche, deren Eltern oder Sozialbetreuer dies als letzte Maßnahme betrachten, aber vor allem, und das ist der Knackpunkt, ganz normale Jugendliche. 

Jugendliche, deren Eltern an ihnen kritisieren, die Ausgehzeit zu überschreiten, zu viel am Handy, Fernseher oder sozialen Medien zu sein, schlechter in der Schule geworden zu sein oder weniger am sozialen Leben der Familie teilzunehmen, als vor wenigen Jahren. 

Wie auch immer allerdings man das Camp betrat, verlassen tun es (fast) alle gleich: Traumatisiert, psychisch gestört, sozial eingeschränkt und häufig in jahrelanger Folgetherapie, um dieses Trauma verarbeiten zu können. 

Was ich persönlich von diesen Camps oder ,,Therapie" halte, ist gar nichts. Es erschließt sich mir in keinster Weise, weshalb man als Elternteil seinem Kind so etwas antun kann.


dasadi  06.07.2021, 12:43

Ich kann auch nicht verstehen, wie Eltern so etwas übers Herz bringen können. Völlig unbegreiflich für mich. Es gibt andere Programme in Waldcamps, die Jugendliche beruhigen sollen, die sind mit kompetenter Betreuung und ohne Drill. So was finde ich gut. Aber diese USA-Camps, das ist seelische Grausamkeit und nie wieder gut zu machen.

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Paulabar 
Fragesteller
 06.07.2021, 14:57
@dasadi

Genau, es gibt so viele gute Angebote um in der Natur Erfahrungen zu sammeln oder sogar zu genesen. Dieser Drill ist keine davon.

Die Eltern scheinen dazu massiv überredet zu werden. Es werden falsche Diagnosen gestellt aus kleinen Vergehen und den Eltern wird vorgehalten was mit ihrem Kind passieren wird, wenn sie das nicht tun und so schnell kann es gehen. Oder es wird gerichtlich angeordnet.

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Kann funktionieren, muss aber nicht

Guten Morgen am Dienstag,

für mich wäre das nichts. Davon bekäme ich nur ein Trauma. 😨

Ich denke, dass kommt ganz auf die Erkrankung und auf die Person an. Für die einen kann es sicher zum Erfolg führen, weil man in der Natur auch zur Ruhe kommen kann und vom "Stress der modernen Welt" etwas abgeschirmt wird.

Jedoch kann es auch eine psychische Belastung darstellen, wenn man so wenige Kontakte hat. Vor allem bei psychischen Erkrankungen im sozial-kommunikativen Bereich kann es kontraproduktiv sein.

Ich bin aber kein Experte. Es wird sicherlich Erfolge geben, sonst würde man es nicht machen.

https://www.youtube.com/watch?v=ICXNWceWRB0

Ich wünsche euch einen schönen Dienstagnachmittag und eine weiterhin erfolgreiche und sonnige Woche. 😊

Woher ich das weiß:eigene Erfahrung – Ich hege großes Interesse an Gesellschaftspolitik
Trauma fürs Leben

Wie so vieles in den USA - sehr extrem. Davon halte ich nichts und ich betrachte das als Eingriff in die Freiheit eines Menschen.

Es ist in Ordnung, wenn Kinder/Jugendliche vorübergehend in einer Umgebung leben, die auf ein Minimum reduziert ist, weg von der technisierten Welt. Sie lernen, die Natur zuhören, sich selbst zu hören, sich zu beschäftigen, sich zu versorgen........das alles ist gut mit freundlicher, kompetenter Begleitung. Das kann Wunder bewirken und sich als sehr ausgleichend und wohltuend für ein Kind herausstellen.

Aber einen jungen Menschen in die Wildnis zu werfen und ihn ohne Erfahrungswerte eine Überlebenskampf führen zu lassen, was soll das bitte bringen ? So was geht nicht und richtet meiner Meinung nach eher psychische Schäden an.


Paulabar 
Fragesteller
 06.07.2021, 14:52

Sehe ich genauso.

Vor allem weil da vermeintliche Probleme gar nicht thematisiert werden und ausschließlich Drill herrscht.

Eine Zeit in der Natur zu verbringen halte ich für viele Menschen für sinnvoll, nicht nur für Kinder und Jugendliche. Der Ansatz, fern vom gewohnten Umfeld zu sein, ist ja gar nicht schlecht. Das kann man ja auch liebevoll machen und mit Hütten oder Zelten, trotzdem geregelt und strukturiert.

Aber gesunde Jugendliche zu traumatisieren hat für niemanden einen Mehrwert.

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Kann funktionieren, muss aber nicht

Die Frage ist halt, inwiefern hilft einem das fürs echte Leben ?

Ich denke das ist eher in Richtung wellness einzureihen.

Den meisten würde aber eher ein antisozial training gut tun, wo man lernt sich nicht jeden scheiß gefallen zu lassen.


Paulabar 
Fragesteller
 06.07.2021, 12:07

Denke ich auch.

Aber Wellness ist es absolut nicht, wie kommst du darauf? Das ist absoluter Drill und Traumaerzeugung.

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Martin7  06.07.2021, 12:11
@Paulabar

Hatte vielleicht was anderes im Kopf, kenne eine Geschichte eines deutschen "schwer erziehbaren", der wurde nach Sibirien zu einer Bauernfamilie geschickt und hat sich dort gut zurecht gefunden und war sogar einer der besten in der Schule. Zurück in Deutschland wurde er dann wieder straffällig.

Aber das hat wohl nichts mit den Camps zu tun, von denen du sprichst.

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Paulabar 
Fragesteller
 06.07.2021, 12:15
@Martin7

Nein, absolut nicht.

In die Camps werden gesunde Jugendliche geschickt, die mal ein paar schlechte Noten hatten oder sich nachts raus geschlichen haben, kommen nach Monaten von Drill und Lieblosigkeit, ohne einmal über ihre Probleme gesprochen zu haben, komplett traumatisiert wieder, größtenteils mit psychischen Krankheiten wie PTSD die sie vorher nicht hatten und in jahrelanger Folgetherapie.

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Andere Meinung

Für deutsche Jugendliche ist es ja schon ein Dschungel-Camp oder eine Wildnistherapie, wenn sie mit ihren Eltern zwei Wochen in einem Ferienhaus mit fliessendem Wasser in Dänemark verbringen müssen, weil man da ja mal einen Fisch essen müsste und nicht 24h täglich am Smartphone verdaddeln kann.

Solche "Therapien" dienen einfach nur der Herstellung von (Über-) Lebens- u. Alltags-Tauglichkeit. Es spricht überhaupt gar nichts dagegen.


Paulabar 
Fragesteller
 06.07.2021, 12:09

Es spricht nichts dagegen wenn Jugendliche in die Wildnis gebracht werden, dort Monate verbringen und nicht einmal über ihre Probleme oder überhaupt die Welt außerhalb gesprochen wird? - Eigenartige Auffassung..

Die meisten kommen traumatisiert wieder und sind jahrelang in Folgetherapie, haben PTSD oder andere psychische Krankheiten, die sie vorher nicht hatten.

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Schamhaarfreund  06.07.2021, 12:10
@Paulabar

Wenn du bereit einer bestimmten Auffassung bist, weshalb fragst du denn dann so scheinheilig?

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Paulabar 
Fragesteller
 06.07.2021, 12:11
@Schamhaarfreund

Weshalb denn nun scheinheilig?^^

Ich hab nach Meinungen gefragt um eine Diskussion anzuregen, das ist keineswegs scheinheilig.

Wenn du aber der Meinung bist nicht mehr dazu sagen zu können oder deine Meinung zu vertreten, ist das sehr wohl Scheinheiligkeit.

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Schamhaarfreund  06.07.2021, 12:14
@Paulabar

Weshalb sollte ich denn aber mit dir diskutieren? Du hast nach Meinungen gefragt - und sie bekommen. Du siehst es halt anders. Das ist cool. Sollen wir uns jetzt 70 Beiträge lang Argumente an den Kopf ballern? Du weichst doch eh keinen Millimeter ab. Ich auch nicht.

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Paulabar 
Fragesteller
 06.07.2021, 12:23
@Schamhaarfreund

Da hat jemand die Definition einer Diskussion nicht verstanden.^^

Aber wenn du nicht diskutieren willst, dann tu es doch einfach nicht. Wie wärs damit?

Brauchst nicht drauf antworten.

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Schamhaarfreund  06.07.2021, 12:23
@Paulabar

Ich diskutiere doch gar nicht. Du hingegen scheinst auf Krawall gebürstet zu sein.

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Paulabar 
Fragesteller
 06.07.2021, 14:53
@Schamhaarfreund

,,Ich diskutiere doch gar nicht", scheint mir eine recht ambivalente Äußerung zu sein.^^

Wie gesagt, wenn du nicht diskutieren willst, lass es doch einfach.

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Paulabar 
Fragesteller
 06.07.2021, 14:54
@Midnight1999

Du hast natürlich Recht. Posttraumatische Belastungsstörung.

Hab so schnell nicht drüber nachgedacht, danke für die Ergänzung ^^.

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