Was haltet ihr politisch von Jordan Peterson?

5 Antworten

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Peterson ist meiner Ansicht nach ein Standard Konservativer dessen Einsichten darüber auch nicht wirklich hinaus gehen.

Sieht man auch in seiner Debatte mit Žižek. Er hat sich nicht wirklich eingehend mit dem Marxismus beschäftigt, sondern kaut nur den konservativen Strohmann dessen wieder. Denke er wird Gesellschaftspolitisch die meisten Themen nur aus einer konservativen Linse bewerten, anstatt wirklich Einsichten entwickeln zu wollen.

Er ist dementsprechend denke ich, wohl nicht weniger Ideologisch als die Menschen die er kritisiert.

Persönlich kann ich außerdem oft seinem "Gebrabbel" schlicht nicht folgen. Ob mein IQ dafür zu gering ist, oder ob er dahingehend viele seiner Ansprachen mit leeren Worten füllt um es schwer zu machen zu eruieren was er überhaupt sagen will, dabei aber auch noch fähig wirken möchte, darf jeder für sich selbst entscheiden. ^^

Rakey269 
Fragesteller
 23.03.2022, 06:58

Ich würde schon sagen, dass er weniger ideologisch zu scheinen mag. Er ist kein Alt-Righter, sondern ein klassischer Liberaler, der sogar das HealthCare-System in Kanada gutheißt. Das heißt er ist nicht all zu festgefahren.

Im Gegensatz zu denen die er kritisiert, spricht er sachlich und nüchtern und brüllt sie jetzt nicht nieder oder argumentiert moralisch. Aber ,und da gebe ich dir recht, pauschaliert er sehr viel und führt einen Kreuzzug gegen den Neomarxismus, der eigentlich nicht viel mit dem Marxismus zu tun hat. Er weist ein doch binäreres Denken als Zizek auf.

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IanGaepit  23.03.2022, 08:14
@Rakey269
Im Gegensatz zu denen die er kritisiert, spricht er sachlich und nüchtern und brüllt sie jetzt nicht nieder oder argumentiert moralisch.

Glaubst du wirklich du könntest mit Jordan B. Peterson eine Diskussion über die Effektivität der planwirtschaftlichen Industrialisierung der Sowjetunion im Vergleich zu einem Marktsystem führen, ohne das Peterson ständig darauf rumreitet, was für ein Verbrechen Stalin und wie schlimm das System als solches war? Ich glaube eher nicht. ^^

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Rakey269 
Fragesteller
 23.03.2022, 16:06
@IanGaepit

Er redet generell nicht viel über Wirtschaft weil das nicht sein Themenbereich ist. Er redet höchstens über die Philosophie und Mentalität hinter bestimmten Wirtschaftsformen.
Ich denke aber schon. Das könntest du. Er sprach mal ganz offen über Hitler und seine (wirtschaftlichen) Erfolge dank Nutzung der Juden ohne irgendeine moralisierende Haltung zu haben.

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IanGaepit  23.03.2022, 16:20
@Rakey269
Er redet generell nicht viel über Wirtschaft weil das nicht sein Themenbereich ist.

Fairerweise, nicht sein Themenbereich hält ihn ggf. nur bedingt davon ab, über Themen zu reden, die er nicht gänzlich durchschaut. Er ist immerhin mit seiner Laienanalyse eines juristischen Themas, zugegeben mit Überschneidung zur Gesellschaftspolitik bekannt geworden.

Er sprach mal ganz offen über Hitler und seine (wirtschaftlichen) Erfolge dank Nutzung der Juden ohne irgendeine moralisierende Haltung zu haben.

Ich kenne nur seinen Vortrag zum Thema in dem er Hitler so darstellt als wollte dieser den WKII bewusst verlieren, weil dieser nicht Rational genug gehandelt hätte. Hitler kommt in diesem Kontext nicht gut weg. Da braucht er auch nicht über dieser extra noch schimpfen. Ein bewusst neutrales Gespräch über Stalins Industrialisierung in dem Stalin nicht ganz grundsätzlich von vorn herein negativ Konnotiert ist kann ich mir dahingehend nicht vorstellen.

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Rakey269 
Fragesteller
 23.03.2022, 16:42
@IanGaepit

Er sprach in einem Video über die Industrialisierung Hitlers und wie schlau und clever es von ihm war die Juden als arbeitende Klasse zu verwenden. Das sorgte für Furore und lockte vermeintliche Alt-Rights bzw. Neo-Nazis an. Er sprach aber aus einer Observer-Role und aus Sicht Hitlers.

Deshalb könnte ich mir vorstellen, dass Stalin da jetzt auch kein Thema sein sollte. Aber klar, er ist etwas biased gegenüber kollektivistischen Staatsformen. Er hat zwar recht, aber pauschaliert und differenziert nicht.

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FANTH0MAS  24.03.2022, 22:06

Man muss sich nur 2min mit dem Marxismus beschäftigen um ihn scheiße zu finden. Beim letzten Punkt stimme ich dir aber zu. Seine Formulierungen sind unnötig kompliziert und teilweise verwirrend. Naja... komplexe Themen in simple Sprache zu übersetzen ist halt Genies vorbehalten.

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IanGaepit  25.03.2022, 06:11
@FANTH0MAS

Schau, es geht in meinem Argument bezüglich des Marxismus nicht um Ablehnung. Es geht darum, dass sich Peterson sich so ungenügend mit dem Marxismus beschäftigt hat, das er ihn schlicht missrepräsentiert. Diese völlige Versagen, das vermutlich seiner persönlichen Abneigung gegen den Marxismus geschuldet ist, kritisiere ich an ihm. Ablehnen, kann er ihn so viel wie er will, wenn er den überhaupt bereit wäre sich mit diesem ehrlich auseinanderzusetzen.

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Ich fand es ganz interessant, ihn mir mal eine Zeit lang (auf Youtube) anzuhören. Einiges von dem, was er sagt, ist ja durchaus vernünftig.

Seine Kritik an aktuellen linken Bewegungen und Strömungen finde ich allerdings nicht nachvollziehbar. Mir leuchtet nicht ein, warum das alles nur eine Fortsetzung des Marxismus sein soll - und warum man die Machtfrage nicht stellen darf, ist mir auch nicht klar.

Er versucht mit fragwürdigen Argumenten, so etwas wie "Black lives matter", die ganze Genderdiskussion oder Identitätspolitik als große Gefahren hochzustilisieren, was denke ich durch die Realität nicht im Geringsten gerechtfertigt ist.

Aber insgesamt habe ich von der Auseinandersetzung mit ihm profitiert. Er liefert auf jeden Fall Stoff zum Nachdenken - auch und gerade, wenn man seinen Argumenten nicht folgt.

Ach ja: politisch stehe ich dem demokratischen Sozialismus und dem gewaltfreien Anarchismus nahe und bin außerdem sehr ökologisch geprägt und trete für Tierrechte ein.

Woher ich das weiß:Hobby

Vernünftiger Mann der offensichtlich die Leute schon durch seine ruhige und sachliche Art teils triggert

Seine Standpunkte zu Islam , Gesellschaft, Migration und co teile ich weitestgehend

Wirtschaftlich ist er mir zu liberal und von der Gesamtperson vertritt er mir viel zu sehr den klassisch US amerikanischen Freiheitsbegriff. Also zu viel für mich

Aber auf jeden Fall eine angenehme Stimme gegen den Zeitgeist und den Woke Kult. So jemand ist immer besser als ein polternder und spuckender Donald Trump

Rakey269 
Fragesteller
 22.03.2022, 18:46

Was heißt zu "wirtschaftsliberal"? Ist er das?
Ich meine mal gehört zu haben, dass er das Healthcare also die gesetzliche Krankenversicherung in Kanada gutfindet, was schon von vielen Amerikanern als sozialistisch gilt.

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Outsideyourmlnd  22.03.2022, 19:27
@Rakey269

Naja Peterson ist doch oftmals sehr individualistisch ausgelegt und favorisiert die Freiheit vor staatlicher Regelung des Lebens , einzelne Punkte ausgelassen

Peterson kombiniert eher klassisch rechte Liberale Ansichten mit einigen Struktur Konservativen oder Wertkonservativen Positionen

Würde sagen Peterson bewegt sich zwischen klassisch Liberal und liberalkonservativ

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IanGaepit  22.03.2022, 19:53
@Outsideyourmlnd
Naja Peterson ist doch oftmals sehr individualistisch ausgelegt und favorisiert die Freiheit vor staatlicher Regelung des Lebens , einzelne Punkte ausgelassen

Sagen wir es so. Er will wenig staatlichen Eingriffe. Individualistisch würde ich ihn aber nicht nennen. Peterson ist betonter "Fan" von strengen Herarchieren. Er will lediglich das die Anpassung an diese durch die Gesellschaft und nicht direkt durch den Staat forciert wird.

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Absolvo  23.03.2022, 07:17
@Outsideyourmlnd
Würde sagen Peterson bewegt sich zwischen klassisch Liberal und liberalkonservativ

Genau mein Denken.

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Rakey269 
Fragesteller
 23.03.2022, 07:19
@IanGaepit

Was ist denn für dich sonst „individualistisch“? Die ganze Betonung auf „Räum dein Zimmer auf, bevor du die Welt kritisierst“ oder „Wenn du die Welt verändern möchtest, studiere, lerne und erlange einen guten Beruf in dem Bereich“ ist eben Individualismus per excellence?

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IanGaepit  23.03.2022, 07:33
@Rakey269

Das ist ja exakt, dass was ich meine. Mit sätzen wie "wenn du die Welt verändern möchtest, studiere, lerne und erlange einen guten Beruf in dem Bereich," sagt Peterson ja im Kern, "erlange einen bestimmten Status, dann hast du das recht zu sprechen." Oder anderes, erreiche einen bestimmten Punkt in der sozialen Herrachie.

Sicherlich ist der Weg zum Erreichen, dieses Statuses ein individueller Weg, aber es schließt die Mehrzahl von Individuen, die zur statuslosen Masse kollektiviert werden, von der Meinungsbeteiligung aus.

Ich sehe nicht wirklich wie man hier von einem Befürworter des Individualismus sprechen kann.

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Rakey269 
Fragesteller
 23.03.2022, 07:33
@Absolvo

Politisch nicht so meins, tut aber nichts zur Sache, denn so manches, was er sagt stimmt durchaus. Er ist auch eher für seine psychologischen, philosophischen Takes bekannt, als für seine politischen.

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Rakey269 
Fragesteller
 23.03.2022, 07:39
@IanGaepit

Was wären denn typische Sätze eines Individualisten deiner Meinung nach?

Denn nach meinem Verständnis ist der Individualist daran interessiert, die Gesellschaft durch selbstbewusstes und selbstkritisches Auftreten des Einzelnen zu verbessern.

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IanGaepit  23.03.2022, 08:08
@Rakey269

Ich sage es jetzt mal so, ich bin kein Freund von Zitaten, zumindest wenn sie unironisch verwendet werden. ^^

Ich kann dir ehrlich gesagt, nicht genau sagen, wie aus meiner Sicht, der Individualist als solcher Handeln sollte. Was ich dir allerdings sagen kann, ist das die gesellschaftliche Hegemonie einer Gruppe, in dem Fall derer die durch Meritokratie einen bestimmten Status erreicht hat, über eine andere Gruppe, die die diesen Status nicht haben, nicht wirklich mit dem Grundprinzip des selbstbestimmten Handelns und Denkens des Individuums innerhalb der individualistischen Doktrin folgt. Immerhin kann die unter Hegemonie stehende Gruppe nicht selbstbestimmt handeln. Ihr einziges Ziel innerhalb der bestehenden Ordnung sollte demnach sein, sich gänzlich unterzuordnen, oder aber sich zeitweilige Unterzuordnen um später den "Adelsstatus" zu erhalten. Mal völlig davon abgesehen, dass durch die genannte zeitweilige Unterordnung sowieso eine Form der Selbstindoktrination, in die bestehende Ordnung stattfindet.

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Rakey269 
Fragesteller
 23.03.2022, 16:13
@IanGaepit

Der Status ist ihm egal.
Schau der Individualismus im Kontrast zum Kollektivismus ist folgender:

Der Individualist hat die Vorstellung, dass man über seine Umstände nicht meckern sollte. Accept your fate and do your best out it. Du selber bist voll und ganz verantwortlich für deine derzeitige Lage. Selbstbestimmung ist Selbstbewusstsein.

Der Kollektivist ist jetzt eher jemand, der die Schuld bei der Umgebung sucht. Der Mensch ist nicht zurechnungsfähig und ist von derart vielen Einflüssen geprägt, dass man diese erstmal abschaffen müsste, damit dieser frei und selbstbestimmt handeln kann.

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IanGaepit  23.03.2022, 16:54
@Rakey269
Der Individualist hat die Vorstellung, dass man über seine Umstände nicht meckern sollte. Accept your fate and do your best out it. Du selber bist voll und ganz verantwortlich für deine derzeitige Lage. Selbstbestimmung ist Selbstbewusstsein.

Das ist eher individuelle Selbstbesserung. Nicht unbedingt Individualismus. Ich würde einen Individualisten eher als den beschreiben, der für sich selbständiges denkt und auch handelt, unabhängig, ob er sich dabei gesellschaftlichen Mechanismen unterwirft. In seinem Denken kann der Individualist dabei auch zu der Erkenntnis kommen, dass es systemische Ursachen für gesellschaftliche Probleme gibt, die es nötig ist anzugehen. In deiner Vorstellung wäre ihm vielleicht nicht diese Erkenntnis an sich verwehrt, aber mindestens nach dieser zu handeln. Muss doch wie du selbst sagst, der Individualist deines Verständnisses seine Situation akzeptieren, ist es unmöglich diese schlicht durch Selbstbesserung zu lösen. Das ist ein sehr einschränkendes Korsett, was ich nicht wirklich mit Individualismus vereinbar finde.

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Ein Mann, der die Dinge beim Namen nennt und nicht dem weichgespülten Weg des geringsten Widerstands geht.

Vorab, ich kannte ihn bis gerade nicht!

Jetzt nachdem ich mir seine Biografie durchgelesen habe, muss ich schon sagen, dass ich mit vielem übereinstimme, was er so denkt und von sich gibt.

Besonders seine Kritik am Islam und an der "Neuwoken Bewegung", auch Kulturmarxismus genannt, teile ich.

Bin übrigens in der FDP, falls das in diesem Zusammenhang wichtig erscheint.