Was gab es für Musik in der DDR?

7 Antworten

sozialkritisch & verboten war wohl Udo Lindenberg. Siehe hier Sonderzug nach Pankow

" Alle doofen Schlageraffen dürfen da singen, nur der kleine Udo..."

Ich konnte damals DDR 1 Fernsehen gucken. Ulkig ist, daß die Kritik an der USA auch dort gezeigt wurde. Das war der Film Beat Street, ein US Film über Rapper sowie soziale Unruhen unter den schwarzen Sängern.

Es gab sog. Schallplattenunterhalter. Die mußten als DJ eine Prüfung ablegen. Die Beschallungsanlagen gibt es heute noch wie Vermona (jetzt KME) oder Geithain Musikelektronik.

Untergrundmusik wie Punk gab es wohl auch. Puhdys oder auch andere Bands waren durchaus auch im Westen bekannt. Auch Silly hatte gute Musiker. Herr Haßbecker ist auch mit Joachim Witt aufgetreten

Ich bin aber im Westen geboren.

Hegemon  09.01.2016, 22:30

Lindenberg kann nicht "verboten" gewesen sein. Das hätte ich mitbekommen. Und dann hätte Amiga ihn auch nicht auf Schallplatte veröffentlicht:

https://www.musik-sammler.de/media/59809/

Sicherlich ist der Sonderzug nicht im Radio gespielt worden. Das war's dann aber auch schon. Ich habe früher auch viel Lindenberg gehört. Das hat keine Sau interessiert. Man hat ihn ja dann auch in Berlin auftreten lassen.

Auftrittsverbote hingegen hatten z.B. Renft und Freygang.

1

Im Gegensatz zu sr710815 bin ich ein waschechter Ossi, Baujahr 1959, habe also die Musikszene in voller Breite miterlebt. Stilistisch gab es die gleiche Mugge wie im Westen. Im DDR-Rundfunk, vorzugsweise im Berliner Rundfunk und Stimme der DDR, wurde ziemlich viel Westzeugs gespielt, natürlich aber auch DDR- und osteuropäische Bands promotet. Die bekannten Gruppen - Puhdys, Karat, Silly usw. - waren stark vertreten, es gab aber auch alternative Musik (Punk, Heavy Metal, Classic Rock, Reggae u.v.a.). Die "beatkiste" auf Stimme der DDR (Donnerstags um 19:10 Uhr) wurde nach und nach zu einer Plattform für Heavy Metal, DT 64 auf dem Berliner Rundfunk dagegen spielte querbeet, übrigens auch - heute im Formatradio kaum noch vorstellbar - überlange Titel wie "In-A-Gadda-Da-Vida" oder "Father of Day, Father of Night". Verbotene Lieder in dem Sinne gab es kaum, aus lizenzrechtlichen Gründen wurden einige Bands nicht gespielt. Ein Sonderfall war die Gruppe Kiss, weil man sich an dem Runen-Logo hochzog. Und der "Sonderzug nach Pankow" von uns Udo war eigentlich auch nicht verboten, man hatte aber die Chance, wenn man den Song in der Öffentlichkeit abspielte, dass man dann seine Kassette oder sogar den Recorder los war, wenn die Ordnungskräfte aufmerksam waren. "Moscow" von Wonderland (zu hören in all seiner Dramatik im Film "Sonnenallee") war ziemlich legendär. Jeder wusste - der war verboten - aber niemand, warum eigentlich. Die ostdeutsch kolportierte Adaption des Textes "Panzer rollen gen Moskau..." hatte mit dem Originaltext ja nun gar nichts zu tun. Ist ja eigentlich ein stinknormales Liebeslied. Zusammengefasst: Ost und West hörten fast die gleichen Musikstile, nur das im Osten deutsche Texte vorherrschten. Während übrigens in der BRD einheimische Interpreten internationale Hits mit deutschem Text coverten, übernahmen das in der DDR meist die Originalinterpreten. Und wenn Omega, Jon Delusa (beide Ungarn) oder Vaclaw Neckar (CSSR) ihre Songs in deutsch trällerten, meist vom Blatt abgelesen, ohne zu wissen, was sie da von sich gaben, klang das schon ganz lustig. LG metalfreak311

2012infrage  24.01.2016, 12:52

"Am Fenster" von City - immer noch atemberaubend!

Gute Antwort, nur ab und an ein Absatz machte das Ganze viiiiel lesenswerter.

Liebe Grüße

1

Ich hörte und ahmte die Schlagerkassetten meiner Eltern an/nach. Später mochte ich Madonna sehr. Bei meiner Schwester erklang immer Depeche Mode oder a-ha, auch hörten wir nur Westradio also SFB 2, oder RIAS 2 oder manchmal auch RIAS 1. Die DDR-Musik hörten meines Erachtens nur die ganz staatstreuen Kinder.

Ralf Bursy, Stern Meißen, Karussell, Rockhaus, Silly, Rosalili, Puhdys oder Olaf Berger oder die völlig unbegabte Inka (Bause) konnten mit der westlichen englischen Musik nicht mithalten. Sie waren auch meist dem Westen sehr nachahmend.

Aus heutiger Sicht gibt es einige gute Songs, die ich bereue, nicht schon früher gehört zu haben.

Einen hübschen Mann hatten wir auch: Dirk Zöllner.

Woher ich das weiß:eigene Erfahrung

Ich bin in den 70ern und 80ern sozialisiert worden und habe vor allem AC/DC, Motörhead, Metallica, Saxon, Judas Priest, Anthrax und so'n Zeug gehört. Außerdem diverse Bluessachen..

Und Stones - die  fand ich immer cool - bis heute.

Die einzige DDR-Kapelle, die mich interessiert hat, war Pankow. Von denen hatte ich alle Platten.


Mein älterer Bruder war Beatles-Fan. Und bei den unsäglich peinlichen Poppern waren solche Sachen wie Modern Talking populär. Aber das gibt heute keiner mehr zu, daß er sowas gehört hat. Verständlich.

https://www.youtube.com/watch?v=Lw6bKj9t_ho

Daß irgendwelche Titel explizit "verboten" gewesen sein sollen, davon habe ich damals nichts mitbekommen. Wir haben jedenfalls keine Musik "unter der Hand" weitergegeben oder gehört. Das dürfte wohl in den 60ern noch anders gewesen sein.

PeVau  09.01.2016, 23:10

Daß irgendwelche Titel explizit "verboten" gewesen sein sollen, davon habe ich damals nichts mitbekommen.

Genau! Man muss schon unterscheiden, ob ein Lied oder eine Band einfach nur unerwünscht waren und deshalb nicht öffentlich gespielt wurden oder ob das Spielen und Hören solcher Lieder und Bands mit strafbewehrten Verboten belegt waren.

1

Ganz ehrlich, das kann man hier nicht auch im Ansatz nur beschreiben. Es gibt Rock, Pop, Blues, Heavy Metall und alle anderen Musikrichtungen auch in der DDR.

Die Geschichte mit der verbotenen Musik wird auch maßlos übertrieben.

Schau dir mal die Musik aus der DDR an. Auf Youtube findest du alle Musiker. Silly, Jessika von meinem Freund Tino Eisbrenner, Peter "Cäsar" Gläser, Engerling Blues Band, und so viele gute Leute.