Was bedeutet das Adjektiv 'kleinlaut' und in welchem Kontext verwendet man das?

6 Antworten

Vom Fragesteller als hilfreich ausgezeichnet

Bedeutung...plötzlich leise und zurückhaltend, mit vorübergehendem Verlust von Selbstsicherheit.

'Kleinlaut' bedeutet im Wortsinn, dass man keine großen Töne von sich gibt, sondern nur 'kleine Laute'. Ich vergleiche gern Wörter mit ihrer Übersetzung in andere Sprachen:

  • so steht im Englischen bei 'kleinlaut' sheepish, das seinerseits mit verlegen, schüchtern, bedröppelt, schuldbewusst übersetzt wird. (lammfromm?) subdued (= gedrückt, gedämpft),meek (= zahm, demütig)
  • beim Französischen steht für 'kleinlaut': faire profil bas - sich diskret geben, sich unauffällig verhalten, nicht auffallen wollen, kleinlaut/einsilbig sein; und für ne pas en mener large - sich in seiner Haut nicht wohl fühlen, besorgt / kleinlaut sein, es mit der Angst zu tun kriegen (fam.)

~~~

'Kleinlaut' ist man als Reaktion auf Gefühle, wenn man z. B. etwas falsch eingeschätzt hat. Dann entsteht Schuldbewusstsein, schlechtes Gewissen, Selbsterkenntnis darüber, dass man im Unrecht ist.

Oft findet man das bei Kindern, die noch 1:1 reagieren. Später lernt man, wie sich diese Reaktion überspielen lässt.

Ich freue mich, wenn dich meine Antwort weiterbringt. :-)

Woher ich das weiß:Studium / Ausbildung – Sprachen machen Spaß!

Kleinlaut bedeutet, wenn jemand vorher sehr vorlaut bzw. selbstsicher war und plötzlich sehr gedämpft und bescheiden redet.

Das kann man zum Beispiel sagen, wenn man sich mit jemandem streiten der fest von sich behauptet im Recht zu stehen und die ganze Zeit schreit und anschließend realisiert dass er falsch lag und dann plötzlich ganz leise wird. Er wird kleinlaut.

Ein Mensch ist kleinlaut, wenn er sich schuldig fühlt, etwas ausgefressen hat.

Dann verhält er sich zurückhaltend, schuldbewusst, verschämt, verlegen, eben kleinlaut.

Und hier noch eine kleine Geschichte mit einem kleinlauten Esel:

Der kleine weiße Esel

Es war einmal ein kleiner grauer Esel, der sich den ganzen Sommer lang

auf der Weide vergnügte. Seine Mutter war eine sehr angesehene und

hübsche Eselin.

Als der Winter seine ersten Zeichen setzte und dicke Schneeflocken vom

Himmel herabfielen, war das Eselein verzückt von der weißen Farbe, die

sein Fell bedeckte.

Ab diesem Tag beklagte sich der kleine Esel bei seiner Mutter, dass er

kein graues Geschöpf mehr sein wolle, sondern so weiß wie der Schnee.

Die Eselin erklärte ihrem Sohn, dass nun mal alle Esel grau wären. Er sei

sogar ein ganz besonders hübscher grauer Esel.

Doch den kleinen Esel konnten die Worte seiner Mutter nicht trösten und

er fühlte sich gar nicht verstanden.

Eines Tages zur Mittagszeit kam er an einer alten Mühle vorbei. Der Müller

lag im tiefen Schlaf versunken auf der Wiese. Da nützte der neugierige

Esel die Gelegenheit, um sich in der Mühle umzusehen. Er entdeckte

das viele weiße Mehl und wälzte sich darin, ohne lange zu überlegen.

Über sein weißes Spiegelbild im Fensterglas war er so entzückt, dass er

überglücklich davonsprang.

Die Freude des kleinen Esels dauerte jedoch nicht lange an, denn ein

heftiger Regenschauer brach herab, sodass seine ursprüngliche Farbe

bald wieder zum Vorschein kam.

Kurze Zeit später sah der Esel einen Maler auf der Leiter, welcher ein

Haus mit weißer Farbe tünchte. Der Kleine rannte auf den Eimer zu, der

am Boden stand, gab diesem mit seinen Hufen einen Tritt und wälzte

sich vergnügt in der weißen Farbe. Bis der Maler laut fluchend von der

Leiter herunterkam, war der weiße Esel längst über alle Berge.

Nun endlich war der kleine Esel von ganzem Herzen froh.

Als Erstes besuchte er seinen Freund, das Lämmchen, um diesem seine

weiße Pracht zu zeigen. Doch dort wurde er zuerst gar nicht erkannt und

hinterher nur ausgelacht. »Du bist nur ein dummes Schaf und neidisch

auf mich!«, rief das Grautier und machte sich auf den Weg zu seinem

besten Freund, dem Zicklein.

Dieses warf sich vor Lachen auf den Boden und konnte gar nicht mehr

einhalten. »Was bist du nur für eine blöde Ziege!«, sprach das Eselein

und lief weiter.

Doch auch beim Kälbchen, beim Pony und bei all seinen Freunden erging

es ihm nicht anders.

Betrübt, mit hängendem Kopf, ging er nach Hause. Da schrie ihn seine

Mutter an: »Was willst du hier? Verschwinde aus meinem Stall!« Kleinlaut

entgegnete das Eselein: »Aber Mama, ich bin es doch, dein Sohn.«

Doch diese rief weiter: »Du Lügner, mach, dass du fortkommst, du bist

nicht mein Sohn. Dieser ist das wunderbarste Eselskind, das die Welt je

gesehen hat, und du bist nichts weiter als ein lächerliches Geschöpf!«

Da trottete das Eselein zum See und betrachtete sich im Spiegel des

Wassers. Plötzlich fühlte es sich in seinem gefärbten Fell nicht mehr

wohl und stieg in das kühle Nass, um mit viel Mühe und Not seine weiße

Farbe wieder abzuwaschen. Stunden später kehrte es halb erfroren in

seinem gewohnten Grau in den warmen Stall zurück.

Freudig wurde das Eselskind von seiner Mutter begrüßt: »Da bist du ja

endlich, mein Kind. Was für ein hübscher Junge du nur bist und was du

nur für ein dichtes, glänzendes Fell hast!«

Der Esel begann zu niesen und schmiegte sich ganz eng an seine Mama.

Von diesem Tag an wollte er nie wieder jemand anders sein als nur er

selbst!

 Der kleine weiße Esel - Eine weise Geschichte! - Lichtkreis