Was bedeutet 'auf die leinwand bannen'?
Was bedeutet das Wort 'bannen' im folgenden Ausdruck:
Ich liebe es zu malen, das es mir ermöglicht meine Fantasie auf die Leinwand zu bannen.
Was könnte man anstelle von bannen noch verwenden?
4 Antworten
Das Verb "bannen" stammt vom Substantiv "Bann" ab, das war früher der Bezirk um eine Stadt herum, in dem dasselbe Recht galt wie in der Stadt. Dieser Bereich ging in der Regel eine Meile weit über die Stadtgrenze hinaus, weshalb auch von der "Bannmeile" die Rede ist (französisch Banlieue, bekannter als Wohnviertel der Leute, die sich keine Wohnung in der Stadt leisten können).
Dazu heißt es bei Wikipedia:
"Die Bannmeile war ursprünglich ein definiertes Gebiet rund um eine Stadt, in dem zum Schutz des eigenen Handels keine fremden Händler ihre Ware feilbieten durften. An großen Markttagen wurde diese Bannmeile aufgehoben.
- Siehe zur historischen Gewerbegerechtigkeit auch: Bannrecht, Meilenrecht
- Vergleiche auch französisch Banlieue."
Wem nun verboten wurde, in der Umgebung der Stadt zu verweilen (oder auch in der Stadt zu wohnen), der wurde verbannt (italienisch "bandire" = verbannen, woraus das Partizip "bandito" = verbannt entsprang, mit der Bedeutung Bandit = Verstoßener", später = "Straßenräuber"; vgl. hier.)
Das Gegenteil von verbannen wäre bannen: Nicht vertreiben, sondern hier behalten, festhalten.
Metaphorisch, also bildlich gesprochen, wird daraus sogar herlocken, "in den Bann(kreis) ziehen": "jemanden fesseln / faszinieren; auf jemanden Einfluss haben" (Quelle)
Oder einfach passiv "in den Bann von etwas / von jemandem geraten":
"Seine Wirkung auf europäische Komponisten war bedeutend größer als auf amerikanische. Fast die ganze Avantgarde geriet in seinen Bann." (Quelle)
Wenn du nun fasziziert bist von einem Baum, dann bist du "in dessen Bann geraten". Und um diese Faszination nicht zu verlieren, möchtest du sie festhalten, am besten mit einer Kamera oder mit Farbe auf Leinwand, also die Faszination bzw. den Baum auf Leinwand bannen.
Denn die Leinwand kannst du ja mitnehmen, und dann bleibt das Motiv in deinem Bezirk, in deinem Bann ;-)
Gruß aus Berlin, Gerd
Einfach nur WOW die Antwort. Vielen herzlichen Dank Gerd!
Du kannst natürlich auch sagen: "etwas auf der Leinwand festhalten". Das ist allerdings nicht ganz so ausdrucksstark und emotional.
Das ist ein (auf mich) etwas hochtrabend und pathetisch wirkender Ausdruck für (z. B.) "malen".
Gemeint damit: nicht einfach so hingehauen, sondern mit Bedacht und Gefühl auf die Leinwand gebracht.
Gruß, earnest
Meine Phantasie auf die Leinwand bringen, Fantasie in Farben, Formen und Bildern einfangen, Fantasie beim Malen entfalten, Fantasie freien Lauf auf der Leinwand lassen, Fantasie in Bildern entfesseln, Fantasie auf der Leinwand festhalten...