Warum wird sehr selten über die Kanzlerschaft von Kiesinger gesprochen während Helmut Schmidt, Kohl und Willy Brand bekannter sind?

5 Antworten

Warum wird sehr selten über die Kanzlerschaft von Kiesinger gesprochen während Helmut Schmidt, Kohl und Willy Brand bekannter sind?

Kiesinger hat, im Gegensatz zu den genannten Kanzlern, nur wenige Jahre Zeit, sich als Kanzler hervorzutun und die Erfolge seiner Politik, die er vorbereitet hatte, zu ernten. Obwohl er 1969 die Wahl gewonnen hatte, wurde er ausgebootet und schlossen SPD und FDP eine Regierungskoalition mit knapper Mehrheit.

Zur ersten Großen Koalition wurde in den letzten Jahrzehnten eifrig geforscht. Die Ergebnisse zeigen, dass die Arbeit dieser Koalition und ihres Bundeskanzlers Kiesinger einfach unterschätzt worden ist. Freilich interessierte sich die Öffentlichkeit ohnehin kaum für die deutsche Geschichte, geschweige denn für diese wenigen Jahre.

Ich zitiere aus einer Rezension:

  • "Kurt Georg Kiesinger ist wohl derjenige Bundeskanzler, der im kollektiven Gedächtnis der Bundesrepublik sowie in der Geschichtspolitik der eigenen Partei am wenigsten Spuren hinterlassen hat. Dies schlug sich auch im mangelnden Interesse der historischen Forschung an der Person des dritten CDU-Bundeskanzlers nach 1945 nieder. Er galt als „Kanzler des Übergangs“, und die von ihm geführte Große Koalition wurde lange Zeit als wenig erfolgreiche, kurze Zwischenphase auf dem Weg zur sozialliberalen Koalition eingeschätzt. Die in den letzten Jahren erfolgte Hinwendung der Zeitgeschichtsschreibung zu den 1960er-Jahren als Phase einer beschleunigten Demokratisierung und Liberalisierung hat auch die Zeit der Großen Koalition wieder stärker in den Fokus gerückt. Inzwischen besteht weitgehend Konsens darüber, dass die Zeit von 1966 bis 1969 mehr als eine Übergangsperiode war: Hier wurden die Grundlagen für die Reformprojekte der sozialliberalen Koalition gelegt, erste innenpolitische Reformen auf den Weg gebracht, die Voraussetzungen für die neue Deutschland- und Ostpolitik geschaffen sowie das Verhältnis zu den USA neu justiert. Die Gesamtbilanz der Großen Koalition fällt durchaus positiv aus, und im Besonderen auf dem Gebiet der Wirtschaftspolitik konnten beachtliche Erfolge erzielt werden."

Nachweis: https://www.hsozkult.de/publicationreview/id/reb-5507

Woher ich das weiß:Studium / Ausbildung – Ich arbeite als Historiker.

Dafür gibt es mehrere Antworten:

  1. Kiesingers Kanzlerschaft ist lange her (wenn ich mich richtig erinnere ging sie von 1966-1969).
  2. Möglicherweise ist ein CDU-Kanzler der Nazi war nicht etwas, was viele als erinnerungswert empfinden.
  3. Es fallen wenige(r) Schlüsselereignisse in die Kanzlerschaft Kiesingers. Man kennt vielleicht Kohl für die Einheit, Brandt für seine Entspannungskohl und Adenauer als Erschaffer des modernen Deutschlands, doch mit Kiesingers verbindet man irgendwie nichts (vorausgesetzt man kennt ich ihn überhaupt 😅).

Vermutlich, weil es längere Zeit her ist und viele, die ihn erlebt haben, selbst nicht mehr leben.

Seine Kanzlerschaft ist schon sehr lange her und war nicht besonders erfolgreich. Ausser der Ohrfeigensache war da nichts auffälliges.


ArnoldBentheim  24.02.2024, 20:08
Seine Kanzlerschaft ist schon sehr lange her und war nicht besonders erfolgreich.

Woran machst du das negative Urteil: "nicht besonders erfolgreich" fest?

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Rheinflip  24.02.2024, 20:13
@ArnoldBentheim

Er hat erfolgreich Willy Brandt den Weg geebnet und wurde sehr erfolgreich geohrfeigt.

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ArnoldBentheim  24.02.2024, 20:24
@Rheinflip
Er hat erfolgreich Willy Brandt den Weg geebnet

Ja, das hat er, denn er hat die Politik Brandts unterstützt und gefördert!

und wurde sehr erfolgreich geohrfeigt.

Die Ohrfeige hätten andere verdient gehabt!

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Vielleicht weil man vergessen will, dass die BRD einen Kanzler hatte der NSDAP-Mitglied war bevor er in die CDU eintrat.

Woher ich das weiß:eigene Erfahrung – Langjährige Erfahrung in der Parteipolitik und als Reporter