Warum war das Osmanische Reich so mächtig. Wodurch wurde das Osmanische Reich gekennzeichnet und welche Auswirkungen hatte es auf die spätere Tür. Republik?

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Die frühen Osmanen hatten das Glück, die Nachbarn des maroden oströmischen Reiches zu sein. Und das Glück, als Reiterkrieger gegen die zu kämpfen, kurz nachdem diese die Kataphrakten (gefürchtete mittelschwere Reiter) aufgelöst hatten. Die konnten auf dessen Kosten also hervorragend wachsen. Gerade der Verlust von Anatolien hat den Oströmern einen empfindlichen Schlag versetzt.

Als aufstrebendes Reich waren sie sehr modern, weil es ja noch keine überkommenen Traditionen oder einen etablierten Beamtenapperat gab. Damit war die Verwaltung effizient. Mir fällt kein Beispiel in der Geschichte ein, wo eine effiziente Verwaltung ein Reich nicht zur Größe geführt hätte.

Nachdem Konstantinopel eingenommen wurde beherrschten die Osmanen (die durch die vielen Kriege ein sehr schlagkräftiges modern und innovativ ausgerüstetes Heer hatten) die Drehscheibe zwischen Orient und Okzident, mit besten Handelsverbindungen. Die anderen arabischen Satrapenreiche waren relativ schwach und fielen unter osmanische Herrschaft. Auch die Balkanchristen konnten den Osmanen (mit der kurzen Ausnahme von Vlad II) nicht viel entgegensetzen.

Die Besetzung des Balkans hat dem osmanischen Reich die Knabenlese für ihre gefürchtete Elitetruppe der Janitscharen ermöglicht - perfekt ausgebildeter todesverachtender hervorragend ausgerüsteter heiliger Krieger, denen Kameradschaft über Alles ging - die Prätorianer der frühen Neuzeit und die mir nach besten Truppen der ersten Hälfte der frühen Neuzeit.

Später konnte die effiziente Verwaltung beibehalten werden und ein Nachfolgesystem, das Durchtriebenheit und Konkurrenzdenken belohnt hat hat für kompetente Sultane gesorgt. Die Polygamie hat außerdem eine reiche Auswahl potentieller Erben ermöglicht.

Der Niedergang zeichnet sich eigentlich schon nach dem 30jährigen Krieg ab, als die militärische Überlegenheit der Osmanen nicht mehr gegeben und ihre Ausbildung nicht mehr zeitgemäß war. Mir nach zeichnet es sich ab Eugen von Savoyen um 1720 ab, dass die Osmanen gegen die Europäer keine Chance mehr sahen. Statt ihn als würdigen Feind zu achten wurde er als Kriegsverbrecher diskreditiert - das ist doch ein ganz klares Zeichen, dass die Führung auf dem Felde keine Chance mehr sah, und anderswie ihre "Ehre" retten wollte.

Im Zuge des europäischen Imperialismus sprach man vom osmanischen Reich als dem "kranken Mann am Bosporus", der früher oder später wohl aufgeteilt werden wird. Das Verwaltungssystem war jetzt so gestrig wie damals das der Oströmer, und potentielle Nachfolger wurden in Sicherheitskäfige gesperrt, statt ausgebildet (waren also nicht mehr so kompetent). Die Industrialisierung und damit verbundene Modernisierung war noch nicht angekommen, die kam erst ab Ende 1800, und da nur gegen klingende Münze und Bündnisse ans deutsche Reich.

Trotzdem muss man aber sagen, dass das Osmanische Reich im ersten Weltkrieg das zweitmächtigste Land der Achsenmächte war. Weit vor Österreich. Wird in Europa gerne vergessen...

Bei der Auswirkung auf die moderne Türkei kann ich nichts zu sagen, da habe ich keine Ahnung...