Warum verlassen sich viele beim Kauf eines Gebrauchtwagens darauf, wie lange das Auto noch "TÜV" hat?
Eine Freundin von mir wollte sich ein neues Auto kaufen, nachdem ihr altes Fahrzeug "27 Jahre alt", den Geist auf gegeben hat.
Da ich lange genug im Autohandel tätig war, kenne ich die Branche ziemlich gut. TÜV-Plakette heißt nicht unbedingt, dass das Fahrzeug auch wirklich verkehrssicher ist. Aus meiner Zeit, wo ich mit Autohandel zu Tun hatte kann ich sagen, dass eine Plakette mit den Papieren und den Stempeln nur eine Frage des Preises ist. Und der ist sehr gering... Wenn der Prüfer, natürlich nicht von TÜV oder DEKRA, sondern eher KÜS oder GTÜ, wegschauen soll, ist das meistens für ca. 80-150 Euro zu haben.
Obwohl ich bei dem Autohändler nur angestellt war, hab ich dort teilweise für Fahrzeuge einen TÜV, nur mit geringen Mängeln, für Fahrzeuge bekommen, mit denen ich mich selber noch nicht mal für ne Probefahrt mit roten Händlerkennzeichen, wo bei Verwendung für Prüfungs -und Überführungsfahrten noch nicht einmal ein gültiger TÜV vorgeschrieben ist, auf die Straße getraut.
Mir hat ein Prüfer der KÜS mal ganz deutlich unter 4 Augen gesagt: "Wir sind alle selbstständig und arbeiten auf eigene Rechnung. Wenn ich ein Fahrzeug durchfallen lasse, spricht sich das rum und kann unter Umständen meine Existenz zerstören. Deshalb gucke ich vielfach lieber weg..."
Habe dann für die Freundin von mir ein Auto von Privat gefunden, ich kann, zumindest aus meiner Erfahrung bei einem Autohändler sagen, wenn ein Händler ein Fahrzeug anbietet, Finger weg. Es sei denn, man hat Erfahrung im Autohandel, mal ganz davon abgesehen, dass die Autos viel zu teuer sind, der Händler will ja schließlich auch noch was dran verdienen.
Ob Okay oder nicht okay mit dem TÜV, ist ja erstmal egal, darum soll es auch nicht gehen.
Warum sind denn eigentlich viele Leute so naiv und glauben, dass sie ein verkehrssicheres Fahrzeug erwerben, nur weil eine frische Plakette auf dem Kennzeichen klebt?!?
5 Antworten
Die Deutschen lieben alles wo ein Siegel draufpappt das irgendwas mit Sicherheit, Garantie oder Qualität verspricht, wenn sie so ein Siegel sehen, geht bei den Deutschen der Geldbeutel weit auf. Ich tu mittlerweile die Fahrzeuge die ich täglich fahr nur noch Leasen um keine unerwarteten Reparaturen bezahlen zu müssen und um nicht meherere 1.000€ auf unrentablen Konten herumliegen zu lassen und sie an die Inflation zu verfüttern und auch hab ich mit meiner Zeit besseres zu tun als dan ein Auto zu verkaufen. Beim Leasing muss ich das Auto nur einmal in 4 Jahren zum TÜV bringen der eher reine Formsache ist (Unwahrscheinlich das was relevantes bei einem 3 Jahre alten Auto kaputt geht) und mir ein halbes Jahr vor Ende des Leasings ein neues Auto bestelln (Was bei mir schon etwas anstrengend ist für den Verkäufer 😅) und das Auto vor der Übergabe nochmal reinigen lassen und hab sonst nichts mehr zu tun außer fahren und tanken (Aber auch nur noch bis ich dieses Auto abgebe, dann heißt es aufladen)
"Wer nichts weiß, muss alles glauben".
Wer nicht weiß, wie und was beim TÜV geüprüft wird und was eine TÜV-Plakette über den allgemeinen technischen Zustand eines Autos aussagt, muss halt glauben, dass er damit ein Auto kauft, das zumindest 2 Jahre lang keinen Ärger macht.
"Wer nichts weiß, muss alles glauben"
Der Spruch gefällt mir, den nehme ich mal in mein Repertoire auf. ;)
Man kann Autos "so" oder "so" verkaufen, man sollte nur ehrlich dabei sein. Das der TÜV nur die Verkehrssicherheit und Vorschriften Einhaltung prüft, sollte doch jedem klar sein. Ob der Motor die nächsten 100 Km überlebt, ist dem TÜV relativ wumpe. Der schaut nur ob vom Fahrzeug oder Motor eine Gefahr oder übermäßige Belastung für Mensch und Umwelt ausgeht und ob er die Abgaswerte erfüllt. Wann der letzte Ölwechsel gemacht wurde, oder ob die Lager singen, kurz vorm Kolbenfresser ist, interessiert ihn einfach nicht sonderlich solange noch nicht absehbar ist, dass das Fahrzeug eines Tages mit einem Pleul der das Gehäuse durchschlagen hat, auf der Autobahn liegen bleibt.
Die sicherheitsrelevanten Dinge am Auto sind dann zumindest i.d.R. ok. Übersehen kann jeder Prüfer mal etwas. "gekaufte Prüfer" sind aber wirklich die Ausnahme-Schwarzen-Schafe.
Warum sollte ein Prüfer für eine fremde Person seine beruflich Existenz aufs Spiel setzten ?
Da ich lange genug im Autohandel tätig war, kenne ich die Branche ziemlich gut.
Na, dann wirst du doch auch die Beweggründe kennen...
Den Rest der Aussagen kann ich so nicht bestätigen und nachdem ich die Story mit der Polizei gelesen habe, glaube ich auch das nicht.
nur bei super billig autos unter 3000 Euro. Die sagen wenn das noch 2 Jahre TÜV hat, dann hab ich 2 Jahre für 3000 Euro oder weniger ein Auto das nicht in die Werkstatt muss .. mehr brauch ich nicht.
Dein Vorredner hat nicht gesagt, dass das Auto nach 3 Jahren kaputt ist, sondern nur, dass er sich auf 2 Jahre einrichtet wenn er so ein Auto kauft. Manche Autos sind nach 20 Jahren noch in wirklich gutem Zustand und lassen sich auch nach weiteren 2 Jahren nochmal problemlos über den TÜV bekommen, andere machen den offensichtlichen Anschein, ein Fass ohne Boden zu werden.
Es kommt bei einem Auto auch sehr auf die Pflege an. Wer sein Auto nach 20 Jahren noch regelmäßig warten lässt, oder die Mindestwartung wie Olwechsel usw und anstehende Reparaturen selbst erledigt, der hat auch gute Chancen sein Fahrzeug noch viele Jahre weiter zu fahren.
Ich habe Autos jeden Alters in meinen Verkaufsräumen,die meisten davon in Zustand 1 oder 2, bedeutet mindestens so gut oder besser als im Neuzustand. Natürlich steckt in solchen Oldtimern auch immer ne ganze Menge Arbeit, entweder durch den Vorbesitzer, oder im Rahmen einer aufwändigen Restauration. Entsprechend hoch ist dann auch der Wert. Gängiges und nachvollziehbares Beispiel, schau dir an was die Basis eines VW T1 Sambabus heute kostet, selbst im desolaten Zustand werden noch knapp 5 stellige Summen erzielt, neu aufgebaut und restauriert ist er kaum unter 100.000 € zu bekommen. Der Preis als Neuwagen lag in den 50er Jahren unter 6.000 deutsche Mark, bzw 12 Monatsgehalt eines normalen Arbeiters, heute ein 3 bis 4 faches Jahresgehalt des Durchschnitt verdieners
"Der Preis als Neuwagen lag in den 50er Jahren unter 6.000 deutsche Mark, bzw 12 Monatsgehalt eines normalen Arbeiters,"
Nein! Der Samba war absolut unfinanzierbar für einen normalen Arbeiter und auch gar nicht zu unterhalten. Es hat schon seinen Grund, wieso er so selten gekauft wurde und dann auch mehrheitlich aus dem vergleichsweise gut verdienenden Ausland, das auch noch einen starken Wechselkursvorteil besaß.
1955 lagen die Preise des geschlossenen VW Kastenwagens und des VW Pritschenwagens (Handwerkerstandard, kleinster Motor, null Extras) noch knapp unter 6000 DM. Der Samba kostete dagegen 8475 DM! Das war verdammt viel Geld. Extras - heute Selbstverständlichkeiten - wie z. B. ein Radio, kosteten dann noch einen dicken Aufpreis. Genauso die Erweiterung von 8 auf 12 Sitzplätze.
Ein Industriemechanikergeselle mit Tarifvertrag erhielt 1955 nur 1,76 DM Bruttolohn pro Stunde und die Tarifverträge beinhalteten damals auch noch kein Weihnachts- und Urlaubsgeld. Dass er 1955 auf 4000 DM Bruttojahresgehalt kam, lag nur daran, dass sein Tarifvertrag ihn noch zu 48 Arbeitsstunden die Woche verpflichtete! 4000 DM Bruttoeinkommen ist aber dennoch ein sehr großer Unterschied zu 8475 DM Kaufpreis.
Ein "normaler Arbeiter", z.B. angestellter Klempnergeselle oder Lagerist, kein Tarifvertrag, bei einer heute üblichen 40 Stunden Woche, kam 1955 mit Glück gerade so auf 3000 DM Jahresbrutto. Unausgebildete Verkäufer, Reinigungskräfte, Taxifahrer oder Möbelpacker bekamen noch mal deutlich weniger. Und davon gab es viele, denn viele hatten außer Armeedienst und Kriegsgefangenschaft im Lebenslauf nichts vorzuweisen, etliche sogar noch körperliche Beeinträchtigungen in Folge von Verwundung.
Die KFZ Steuer war auch nicht mit ein paar Münzen beglichen. Das waren noch mal 216 DM jährlich für den Samba ab 1955. Für viele normale Arbeiter war alleine das etwa ein Monatsnettoeinkommen! Bis 1955 war die Steuer sogar noch 50 DM teurer gewesen, dann kam eine KFZ-Steuersenkung. Dazu addieren sich natürlich noch die Versicherung, der Service/Wartung (damals viel häufiger nötiger als heute, weil Betriebsmittel nicht haltbar), und die Benzinkosten von 70 Pfennig pro Liter in 1955. Du hast selbst als tariflicher Industrimechaniker 35-40Min für das Nettoeinkommen gearbeitet, um dir nur einen Liter Benzin zu kaufen. Und der Samba brauchte schon seine 10L für 100km, beladen auch deutlich mehr. Denk mal drüber nach. Würdest du 7 und mehr Stunden arbeiten, um dir den Treibstoff für gerade mal 100km leisten zu können?
Dazu musst du bedenken, dass die Arbeit - von Verkäufern, Telefonistinnen und Schreibkräften abgesehen - damals auch nicht nur deutlich schwerer (Arbeitskraft noch günstiger als Maschinen), sondern auch gefährlicher (Arbeitsschutz de facto unbekannt) war. Die Quote an schweren Unfällen und Todesfällen am Arbeitsplatz lag deutlich höher als heute.
stimmt... ich hatte nicht recherchiert, sondern nur die Zahlen aus der Erinnerung geschrieben. Das der Preis für die Pritsche und den Kasten unter 6.000 lagen war mir geläufig. Da diese Autos auch nicht so unbedingt meins sind, aber allgemein sehr bekannt, hatte ich dieses Beispiel ohne meine Erinnerung zu prüfen so geschrieben... und irgendwie ist dann der Samba noch mit reingerutscht, bzw, hatte ich den als Restaruationsfahrzeug vor Augen weil ich selbst seit einigen Wochen so ein Projekt im Kundenauftrag in der Werkstatt habe, der aber leider auch nur Bus und nicht Samba ist.
Danke für Deine weitere Info
Mein Twingo von 2003 hat 1200€ gekostet, läuft seit 3 Jahren problemlos und der Arbitskollege sagt die nächsten Jahre brauche ich mir keine Gedanken machen. Also nix mit Superbilligautos und die gehen schnell kaputt. Das ist immer noch vom Fahrzeug selbst abhängig.