Warum stellten diese Vorkommnisse einen Wendepunkt in der Diskriminierung der jüdischen Bevölkerung dar?

4 Antworten

Ich finde die Frage schlecht gestellt.

Denn meiner Meinung nach war es nicht ein "Wendepunkt in der Diskriminierung", sondern der Übergang von Diskriminierung zu brutaler Gewalt, ruchloser Plünderung, Versklavung und schliesslich Mord.

Brutale Gewalt haben die Deutschen ab 1933 gegen Juden ausgeübt. Ständig haben Jugendliche der HJ jüdischen Kindern beim Schulausgang aufgelauert, um sie zusammen zu schlagen oder ihnen Steine nachzuwerfen.

Ab 1933 wurden die Rechte der Juden durch die Polizei und durch die Gerichte in Deutschland nicht mehr geschützt. d.h. wenn ein Juden zusammen geschlagen oder gar ermordet wurde, tat die Polizei nichts. Juden waren für die Deutschen Freiwild. Sie waren "vogelfrei". Niemand schützte sie, insbesondere nicht die staatlichen Organe, die dafür zuständig gewesen wären.

Im April 1933 organisierte die deutsche Regierung und die SA einen "Boykotttag" gegen jüdische Geschäfte. Auch hier wurde viel zerschlagen, geplündert, geprügelt.

Am 9/10. November 1938 zündeten die Deutschen und Österreicher alle Synagogen in ihren Ländern an, drangen in die Wohnungen und Geschäfte von Juden ein, verwüsteten diese, verprügelten willkürllich Leute und nahmen willkürlich Männer zu zehntausenden fest. Die meisten Männer wurden erst freigelassen, wenn sie nachweisen konnten, dass sie Deutschland sofort verlassen werden, d.h. wenn sie ein Visum & Aufenthaltsgenehmigung für ein anderes Land hatten.

Ausserdem erlegte die deutsche Regierung alleine den Juden in Deutschland (und Österreich) eine "Strafsteuer" von 1 Milliarde Reichsmark auf... Das war ca. das dreifache des Vermögens der österreichischen Nationalbank.

Zu diesem Zeitpunkt bemühten sich dann ziemlich alle Juden in Deutschland um Visa & Aufenthaltsgenehmigungen für andere Länder, um Deutschland verlassen zu können. Doch da so ein Run auf die Botschaften entstand, war es sehr schwer, noch Genehmigungen zu bekommen....


earnest  19.03.2020, 08:03

Das ist leider richtig.

Die Fragestellung empfinde auch ich als sehr problematisch.

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Nun wurden die Juden nicht mehr ausgegrenzt, sondern regelrecht verfolgt. Das ist der Wendepunkt vom Regen in die Traufe.

Naja steht doch auch da: nächste Eskalationsstufe wurde erreicht.

Von dort an wurden besonders viele Juden deportiert.

Ein "Wendepunkt" war es nicht; es war eine entscheidende Stufe auf der Leiter der Eskalation. Es war ein Höhepunkt, aber noch lange nicht DER Höhepunkt.

Das Lehrbuch scheint so zu tun, als habe es vorher keine Judenfeindschaft in Deutschland gegeben.

Zumindest ist die Formulierung problematisch.

Gruß, earnest