Warum sollen Gedichte (nicht) interpretiert werden?
Es gibt ja verschieden Meinungen zu Analysen von Gedichten manche meinen ja man solle sich das Gedicht auf sich ein wirken lassen wie ein Lied und manche sagen man solle ich damit auseinander setzten und den tieferen Sinn heraus interpretieren...
5 Antworten
Ist der Hintergrund der Frage, ob man sich in der Schule mit Gedichten auseinandersetzen sollte?
Nein, ich denke nicht, dass man den tieferen Sinn herausinterpretieren sollte. Ein Gedicht ist keine unmissverständliche Gebrauchsanweisung.
Ich denke schon, dass man Sprache in der Schule kennenlernen sollte, denn schließlich begleitet Sprache den Menschen sein ganzes Leben lang. Es geht nicht um Eins-zu-eins-Zuweisungen, dafür ist Sprache viel zu (facetten)reich. Es geht darum, sich auf Sprache einzulassen: Wie verstehe ich Sprache und wieviel davon ist mir gar nicht bewusst? Gedichte sind da sehr dankbare Anschauungsobjekte, weil sie offen-sichtlich schwerer zu verstehen sind als Prosatete, gerade deshalb kann der innersprachliche Aha-Effekt enorm sein.
Eine Interpretation eines Gedichts bedeutet für mich, mein Verständnis eines Textes zu hinterfragen bzw. es am Text zu belegen. Die Sprache mancher Gedichte ist so plakativ, wenn man denn nur ein bisschen genauer hinguckt. Da sitzen sich zwei Menschen gegenüber, da gibt es Gedankenfetzen, da werden Regeln oder auch Harmonie verkörpert samt folgendem Bruch. Mehr als bei allen anderen Textarten haben Gedichte eine enge und komprimierte Verbindung zwischen lyrisch verpacktem Inhalt (der sich genau deshalb auch nicht immer gleich erschließt) und sprachlichen Mitteln, für die es Handwerkzeug gibt, das lediglich anzuwenden ist. Die eigentliche Leistung ist es, dann das Analysierte mit den eigenen Gedanken zu verknüpfen.
Doch, es kann nicht schaden, Gedichte zu "interpretieren". Mehr noch: Es ist meines Erachtens auch wichtig, dies zu tun. Ich habe gerade eben eine Postkarte gesehen: "Ich bin nur verantwortlich für das, was ich sage, nicht für das, was Du verstehst." Das kann man nun so oder so sehen. Es fällt mir immer mehr auf, dass die eigene Sprache und das eigene Verständnis als Maß aller Dinge hingestellt wird: "Wenn ich es nicht verstehe, dann hast Du Dich schlecht ausgedrückt" bzw. "Wenn Du mich nicht verstanden hast, dann musst Du besser zuhören." Dabei dümpelt die Sprache nicht nur an der Oberfläche, sondern ist sogar am eigenen Bootssteg festgezurrt. Der (Wort)Schatz liegt jedoch unterhalb der Wasseroberfläche. Ein Gedicht zu betrachten bedeutet einzutauchen in die Sprache des anderen und in das eigene Verständnis, das weiter geht als die erstbeste Idee nach dem ersten Durchlesen. Nicht nur für andere, auch für die eigene Person ist es sinnvoll, sich mit dem Reichtum, den Möglichkeiten, der Kraft und auch der Macht der Sprache auseinanderzusetzen.
In der Schule erleb(t)e ich es nur leider so, dass das eigene Verständnis für sich bleibt und bei der Analyse nur aufgezählt wird, ohne diese mit den eigenen Assoziationen zu verbinden und diese zu be- oder widerlegen. Dabei macht gerade das den Reiz, den Reichtum und den Sinn von Gedichten aus.
Eine Interpretation findet ja schon durch die Art des Vortrags statt. Eine weitere durch beim Hörer/Leser ausgelöste Assoziationen und Gefühle.
Bei manchen Gedichten erkennt man sofort einen "Sinn", andere sind einfach nur schön - oder auch nicht.
keinen sinn!
ich habe mich mit interpretationen von lied-texten beschäftigt. keinen sinn! selbst die künstler können dazu keine angaben machen...
das ist auch bei bild/kunst interpretation so.
und eigentlich ist das "das schöne!"... freie kreativität ... jeder interpretiert das anders!
In meinen Augen ist dieser gesamte Wirkungs- und Interpretationskram komplett überflüssig. Das ist ne gewöhnliche Geschichte/ ein gewöhnliches Gedicht, ein Stück Literatur, was Jemand geschrieben hat. Wieso sollte man sowas auf sich wirken lassen? Wieso sollte man versuchen, den tieferen Sinn dahinter zu verstehen? Was hat man davon, wo hilft es einem im Leben weiter?
"Literatur ist die Axt für das gefrorene Meer in uns." Dieser Frank Kafka zugeschriebene Spruch klingt für dich JETZT vielleicht völlig unverständlich und übertrieben.
Ich weiß nicht, wie alt du bist. Aber ich denke, irgendwann kommt für viele Menschen die Zeit, in der sie erkennen, daß auch Literatur einem "im Leben weiterhelfen" kann, in welcher Form auch immer.
Vielleicht siehst du den "gesamten Kram" bald ein wenig anders?
Eine interpretation ist meiner hinsicht einfach deine hinsicht (wie du das gedicht sieehst, (deine meinung )das hilft dir das gedicht zu verstehen